Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)
sich auch mal ansehen.«
Er zog die Tür weit auf und knipste das Licht an. Corrie blickte sich um. Ihr bot sich eine schwindelerregende Ansammlung von Schalttafeln, Monitoren und Instrumenten dar.
»Das hier ist natürlich ein ›intelligentes‹ Haus«, sagte Fine. »Alles automatisiert, und von hier aus kann man alles überwachen: den Status der Generatoren, das Energienetz, den Sicherheitsplan, die Überwachungsanlage. Hat zwar ein Vermögen gekostet, mir aber letztlich jede Menge Versicherungsprämien erspart. Außerdem ist alles vernetzt und übers Internet zugänglich. Ich kann die ganze Anlage von meinen Computern in meinem Haus in New York steuern und jedes Zimmer sehen.«
Das hat er also gemeint, als er sagte, er kann mich im Auge behalten,
dachte Corrie. »Wie funktioniert die Überwachungsanlage?«
Fine zeigte auf einen großen Flachbildschirm. Auf der einen Seite davon stand ein All-in-one- PC mit integrierter Tastatur, darunter ein Gerät, das aussah wie ein aufgemotzter DVD -Player. »Es sind insgesamt vierundzwanzig Überwachungskameras installiert.« Er drückte einen Knopf, der Flachbildschirm sprang an und zeigte ein Bild des Wohnzimmers. In der oberen linken Ecke des Bildes war eine Zahl zu erkennen, unten liefen Zeit- und Datumsstempel. »Diese vierundzwanzig Knöpfe hier sind jeweils einer Kamera zugeordnet.« Er drückte den Knopf für
Zufahrt,
und das Bild wechselte. Es zeigte – was sonst? – die Zufahrt mit Corries klapprigem Mietwagen.
»Lässt sich das Blickfeld der Kameras verstellen?«
»Nein. Aber jede Bewegung, die von den Sensoren registriert wird, aktiviert die Kamera und wird auf Festplatte gespeichert. Da – schauen Sie mal.« Fine wies auf den Monitor, auf dem gerade ein Reh über die Zufahrt ging. Während es sich bewegte, wurde es von einem schwarzen Quadrat umgeben – fast wie ein Frame-Fenster in einer Digitalkamera –, das dem Tier folgte. Gleichzeitig erschien auf dem Monitor ein großes rotes
B
in einem Kreis.
»B steht für Bewegung«, sagte Fine.
Das Reh war aus dem Bild gegangen, aber der rote Buchstabe blieb bestehen. »Warum kann man das B immer noch sehen?«, fragte Corrie.
»Wenn eine der Kameras eine Bewegung registriert, werden die Aufnahmen dieser Videokamera auf Festplatte gespeichert, wobei die Speicherung eine Minute vor der Bewegung einsetzt und sich eine Minute fortsetzt, nachdem sie aufgehört hat. Wenn es keine weitere Bewegungen mehr gibt, verschwindet das B.«
»Und Sie können das alles über das Internet überwachen?«, fragte Corrie. Die Vorstellung, einem Langstrecken-Voyeur ausgesetzt zu sein, behagte ihr gar nicht.
»Nein. Dieser Teil des Smart-Systems war nie mit dem Internet verbunden. Wir haben die Arbeiten an der Sicherheitsanlage eingestellt, als wir beschlossen, das Haus zu verkaufen. Soll der neue Eigentümer doch die Kosten übernehmen. Aber von hier funktioniert das System ganz prima.« Fine zeigte auf einen anderen Knopf. »Man kann den Bildschirm auch teilen, indem man den Knopf mehrmals drückt.« Zum ersten Mal wirkte Fine engagiert. Er demonstrierte es Corrie. Das Bild teilte sich, die linke Hälfte des Monitors zeigte das ursprüngliche Bild der Zufahrt, die rechte einen Blick über die Schlucht. Durch wiederholtes Drücken des Knopfs teilte sich der Bildschirm in vier, dann neun, dann sechzehn immer kleiner werdende Bilder. Jedes wurde von einer anderen Kamera geliefert.
Corries Neugier erlosch schnell. »Und wie handhabe ich die Alarmanlage?«, fragte sie.
»Die ist auch nie installiert worden. Darum brauche ich jemanden, der das Haus im Auge behält.«
Er knipste das Licht aus und ging Corrie voran aus dem Zimmer, über den Flur und durch eine Tür am Ende. Auf einmal änderte das Haus seinen Charakter. Verschwunden waren die teuren Kunstwerke, die ultramodernen Möbel, die glänzenden Profi-Geräte. Vor ihr lag ein kurzer, schmaler Gang mit zwei Türen auf jeder Seite, er endete an einer weiteren Tür, die in ein kleines Badezimmer mit billigen Armaturen führte. Der Boden war mit Linoleum ausgelegt, an den dünnen Wänden hing kein einziges Bild. Alle Oberflächen waren mattweiß gestrichen.
»Die Hausmädchenwohnung«, sagte Fine stolz. »Hier werden Sie wohnen.«
Corrie trat einen Schritt vor und lugte durch die offenen Türen. Die beiden zur Linken führten in ein Schlafzimmer von geradezu klösterlicher Kargheit und Askese. Eine der Türen zur Rechten führte in eine Küche mit einem nach
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