Auch keine Tränen aus Kristall
rechteckige Tastatur eilen zu lassen.
»Sie brechen meinetwegen wenigstens vier Gesetze.«
»Oh, Gesetze!« Wuu gab ein erschreckend unanständiges Geräusch von sich. »Was glauben Sie denn, ist die Aufgabe von Poeten, wenn nicht das Brechen von Gesetzen?« Informationen flogen über den Bildschirm. »Ein Transporter verlässt Hivehom in drei Tagen. Ich denke, bis dahin können wir fertig sein, mein Junge.«
»So bald? Aber müssen Sie denn nichts vorbereiten, irgendwelche Angelegenheiten abschließen, die erledigt werden müssen, ehe Sie abreisen können? Wir haben doch keine Ahnung, wie lange wir unterwegs sein werden.«
»Meine Angelegenheiten mussten immer schon in Ordnung gebracht werden«, sagte Wuuzelansem und fügte ein Augenzwinkern dritten Grades hinzu. »Ryo, es gibt drei große Ausreden, die man im Leben benutzen kann. Man kann sagen, dass man verrückt ist oder betrunken oder ein Poet. Das gleicht viele empörend herrliche Dinge aus, die man damit der Gesellschaft ungestraft zufügen darf. Was die Vorbereitung Ihrer neuen Identifizierung angeht, so wird das zugegebenerweise notwendig machen, dass die betreffende Dame, an die ich denke, sich etwas beeilen muss, aber ich glaube, sie kann es schaffen. Sie ist eine echte Künstlerin. Warten Sie, bis Sie ihre Arbeit sehen. Sie gebraucht alle vier Hände gleichzeitig, und das erzeugt solch flüssige Bewegungen, dass sie förmlich erotisch wirken. Ein Ding der Schönheit - so, wie es am Ende Ihre Identifikation sein wird. Schön und gleichzeitig glaubwürdig. Ich werde auf dem Transporter eine Passage für uns buchen. Nicht in der oberen Klasse und nicht in der unteren, sondern in der Mitte. Wir wollen nicht herumgestoßen werden, wie es in der unteren Klasse vielleicht der Fall wäre, und wollen auch nicht die Aufmerksamkeit auf uns ziehen, wie es oben üblich ist. Wir werden diesmal mit dem Durchschnitt reisen, auf der Suche nach eindeutig undurchschnittlichen Entdeckungen. Und falls auf Hivehom keine fremden Ungeheuer lauern sollten ... - nun, es ist eine Weile her, dass ich meine Heimatwelt das letzte Mal verlassen habe. Zugegeben, das Vertraute wirkt beruhigend auf die Seele, aber der Geist erfordert mehr Anregung. Die Reise selbst wird die Mühe wert sein. Ich nehme an, Sie sind noch nie auf Hivehom gewesen?«
»Ich habe bis zu meiner Reise hierher Paszex nie verlassen.«
»Da wird für Sie etwas zu sehen sein. Für einen bukolischen Jüngling wie Sie. Ja, drei Tage sollten reichen.«
»Ich weiß nicht, was ich sagen oder wie ich Ihnen dafür danken soll«, sagte Ryo und fügte dann ein leichtes Klicken und eine Geste der Amüsiertheit hinzu, »›Vater‹.«
»Gut so! Du fängst also an, den Geist der Täuschung zu erfassen. Behandle mich mit Respekt und sprich mich immer so an, wie du zu einem echten Adoptivvater sprechen würdest. Auf diese Weise finden wir sicher gute Verse für das Drama.«
Geeignete Kleidung für Ryo wurde bestellt. Da Wuu die Absicht hatte, so unauffällig wie möglich zu bleiben, war die Kleidung neu, aber nicht auffällig. Davon abgesehen, waren Weste und Tasche attraktiv und strapazierfähig.
Einen Tag vor ihrer geplanten Abreise erschien ein geheimnisvoll wirkender kleiner Thranx an Wuuzelansems Eingang, um ein winziges Päckchen zu übergeben. Das Päckchen enthielt eine bemerkenswerte Sammlung von Ausweisdokumenten, darunter auch einen Kreditstab. Letzteres war eigentlich unfälschbar, denn die Finanzinstitute aller Thranx-Welten waren äußerst sicherheitsbewusst. Ryo würde ihn nur im äußersten Notfall benutzen.
»Ich werde alle finanziellen Transaktionen übernehmen«, sagte Wuu. »Es lohnt sich nicht, das Schicksal herauszufordern. Dieser Stab ist das schwierigste Stück, aber es ist wichtig, dass du wenigstens einen vorzeigen kannst. Niemand geht ohne einen Stab auf Intersystem-Reisen.« Er musterte Ryo aufmerksam. »Wie gefällt dir deine neue Kleidung?«
Ryo ließ sich auf alle sechse fallen, stand wieder auf, verdrehte den Oberkörper und schüttelte seinen Leib. Die Weste blieb sicher an Ort und Stelle.
»Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
»Ein Wortloser und einer, der vor Worten überfließt. Wir werden einander also vorzüglich ergänzen.« Der Poet machte ein Geste, die Amüsiertheit zweiten Grades ausdrückte, zugleich aber jeden Sarkasmus von sich wies. »Dann gehen wir morgen an Bord.«
»Und wenn es Probleme gibt?«
»Dann lösen wir sie so, wie sie sich stellen. Spontaneität ist
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