Auch keine Tränen aus Kristall
Unsicherheit erwächst«, warf Wuu ein. »Außerdem würden wir daraus vielleicht lernen, wie wir uns für künftige Angriffe weniger attraktiv machen könnten.«
»Das kann ich verstehen«, sagte die Soldatin.
»Wir würden es daher vorziehen, für den Augenblick zumindest«, sagte Ryo, »wenn wir jemanden sprechen könnten, der mit ... nun ... « - er versuchte das, was er sagte, beiläufig klingen zu lassen - »mit allgemeiner Xenologie befasst ist. Dann könnten wir das Kolonialschutzamt aufsuchen und dort herausfinden, warum man uns nicht den Schutz zugewiesen hat, den man uns versprochen hat.«
Die Soldatin war unsicher. »Das Xenologie-Informationsministerium befindet sich bei den allgemeinen Verwaltungsbüros im Daret- Zentrum. Ich verstehe nicht, weshalb Sie Ihren Wunsch einem Militärbüro vortragen.«
»Weil es um eine Militäraktion und um Militärpsychologie geht«, antwortete Ryo.
Sie musterte ihn nachdenklich, und dann verschwand ihre Neugierde. Andere warteten ungeduldig hinter Ryo und Wuu, und sie war nicht dafür zuständig, die Fragen, die man ihr stellte, zu analysieren, nur sie zu beantworten.
»Natürlich. Ein durchaus vernünftiger Wunsch«, murmelte sie. »Normalerweise ist die Behörde, die Sie besuchen wollen, für nichtmilitärische Anfragen geschlossen. Aber da Sie schon so weit gereist sind, will ich sehen, was ich für Sie tun kann.«
»Vielen Dank«, sagte Wuu. »Bis jetzt hat man uns nur sehr wenig unterstützt. Wir sind sehr müde. Ihre Unterstützung ist uns sehr willkommen.«
»Sie macht mir keine Mühe«, sagte die Soldatin geschmeichelt.
Sie studierte ihren Bildschirm und ließ die Finger über die Tastatur tanzen. »Xenologie hat ihre eigenen Abteilungen und Unterbauten und einen Stab, der sich mit Motivations-Analyse befasst.«
»Das klingt vielversprechend«, sagte Ryo.
»So, jetzt haben wir's.« Sie berührte einige Tasten, worauf sich ein rosafarbener Plastikstab aus einer Öffnung schob. Sie nahm ihn und stieß ihn kurz in eine andere Öffnung. In ihrem Tresen leuchtete etwas auf, worauf ein leises Summen ertönte. Dann reichte sie den Stab Ryo.
»Das ist Ihr Richtungspass.« Sie richtete sich im Sattel auf und wies nach links in einen Korridor. Streifen in einem Dutzend fluoreszierender Farben verliefen parallel zum Boden an den Wänden.
»Folgen Sie dem rosa Streifen«, instruierte sie sie. »Er wird Sie zum Xenologie-Bau führen. Die Motivations-Analyse liegt rechts. Wenn Sie die Orientierung verlieren oder irgendwelche Fragen haben« - dabei wies sie auf das Loch in ihrem Tresen -, »finden Sie in den Wänden Informationspunkte wie diesen hier. Sie brauchen dann nur Ihren Pass einzuschieben, dann bekommen Sie zusätzlich Informationen.« Sie lehnte sich auf ihren Sattel zurück.
»Vielen Dank. Sehr liebenswürdig«, sagte Ryo und nahm den winzigen Stab. »Guten Tag und gute Nacht, und eine zweite Metamorphose für Sie.«
»Viel Glück.« Die Soldatin hatte sich bereits höflich dem nächsten Antragsteller zugewandt. Ryo war zu dankbar, als dass ihn die abrupte Entlassung hätte beleidigen können.
Die Bauten und Korridore des Militärgebäudes schienen endlos, aber auch nicht mehr als die der Zentralregierung, durch die sie tagelang hoffnungslos gewandert waren. Sie gingen ein Dutzend Etagen nach unten und überquerten ganze Würfel, ehe sie mittels ihres Passierstabes und nach Befragung einiger Passanten schließlich einen Eingang fanden, auf dem XENOLOGIE - MOTIVATIONS-ANALYSE stand. Ryo schob den Pass in das Loch in der Tür, die sich gehorsam öffnete.
Sie befanden sich in einer kreisförmigen, von einer Kuppel bedeckten Halle. Drei Schreibtische standen in den drei dreieckigen Segmenten des Raumes: Links, rechts und unmittelbar vor ihnen. Überall waren seltsame Geschöpfe zu sehen, die man ausgestopft hatte; dreidimensionale Ansichten fremdartiger Landschaften bedeckten Wände und Decke. Ryo schüttelte sich heftig, als bereite er sich auf eine Paarung vor.
Ein kompetent wirkender Soldat in einer grünen Weste begrüßte sie. Drei metallische grüne Sterne und ein brauner waren in seine Schulter implantiert.
»Wie kann ich Ihnen zu Diensten sein, Sirs?« Er fragte nicht, was sie in dem Saal wollten. Ohne entsprechenden Pass wären sie nicht eingelassen worden; er nahm daher natürlich an, dass sie zum Betreten des Raumes befugt waren.
Ryo wiederholte die Geschichte, die er der Soldatin vorgetragen hatte.
»Ja, ich erinnere mich an viele dieser
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