Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf Couchtour

Auf Couchtour

Titel: Auf Couchtour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ramona Wickmann
Vom Netzwerk:
nachvollziehbar. Er fragte mich, ob ich auch etwas trinken möchte. Ich schüttelte vehement den Kopf, ich wollte raus, weg, rein ins Abenteuer. Er legte drei Pfund auf den Tresen und bot mir seinen Arm an. Ich hakte mich unter und los ging’s.«
    »Hat er dir kein Kompliment gemacht?«
    »Hm. Ich glaube nicht.«
    »Du warst mit bellen und hopsen zufrieden?«
    »Voll und ganz. Es kam ja von Herzen. Außerdem habe ich mein ganzes Pulver an Schmeicheleien bei dir und Aaron verschossen. Es wäre langweilig, wenn ich das Gleiche zu hören bekäme. Vergiss es. Ich bin da weniger gierig drauf als du – ein bisschen weniger zumindest. Troy tat mir gut, allein durch seine Anwesenheit. Das bedurfte keiner Worte. Ich wollte nur bei ihm sein, und auch er genoss meine Nähe, das spürte ich. ›Was wünschst du dir heute Abend?‹ Troy schien fest entschlossen, mir jeden Wunsch zu erfüllen. ›Alles‹, antwortete ich bescheiden und breitete meine Arme aus, um ihm meine Vorstellung zu verdeutlichen. Er machte es mir nach, und so standen wir einen Moment da, als wollten wir gleich abheben. Wir hatten wohl denselben Gedanken und lachten uns an. Ich winkte dem Portier zum Abschied zu. Elvis zog seinen Hut und wünschte uns einen schönen Abend.
    Als Erstes musste ich was essen. Das Eiskonfekt rumorte in meinem Magen und verlangte dringend Gesellschaft: Fett, ich gierte nach Fett. Also bat ich Troy, mich in die nächste Fish-and-Chips-Bude auszuführen, damit ich mich damit vollstopfen konnte.«
    »Ist nicht dein Ernst?«
    »Doch. Ich hatte Kohldampf für zehn. Troy wollte mich davon überzeugen, ein paar Stationen mit der Tube zu fahren, um dann in Whitechapel in sein Stammlokal einzukehren. Er versprach mir die besten Fish and Chips der Welt.«
    »Und?«
    »Wenn ich richtig Hunger habe, und das war fraglos der Fall, kenne ich keine Geduld. Jetzt in einer überfüllten U-Bahn voller Fleisch wer weiß wohin zu düsen, hätte entweder ich oder einer der Fahrgäste nicht überlebt.«
    »Mensch, Rita.«
    »Ich konnte nichts dafür. Troy erkannte die Dringlichkeit zu handeln. Er zog mich über die Straße, und schon ein paar Meter weiter stieg mir der Geruch von Fett in die Nase. Endlich essen. Troy versicherte sich mit einem Blick zu mir, dass ich wirklich hier einkehren wollte. Mein Luftgeschmatze ließ keine Fragen offen.«
    »Ich glaub’s nicht.«
    »Doch. Ein kleines Problem gab es allerdings vorab zu überwinden. Die sechs Stufen. Sie waren nicht gerade angelegt, sondern wie ein Fächer, da der Eingang rechts lag. Ich stürmte rauf und wartete vor der Tür. Troy probierte es seitwärts, er scheiterte. Ich reichte ihm die Hand, und er probierte es vorwärts. Keine Chance. Seine Knie zitterten wie Espenlaub. Rückwärts klappte es. Ich stellte mich hinter ihn und gab ihm Halt.«
    »Was um Himmels willen war das für eine Treppe?«
    »Eben keine gerade, das machte ihm Angst.«
    »Scheibenkleister, was hast du dir da eingebrockt?«
    »Einen Mann, der sich nach Kräften bemühte, mir einen unvergesslichen Abend zu schenken. Kann ich mir mehr wünschen?«
    »Vermutlich nicht!«
    » Palim, Palim, eine Türglocke an einem Bindfaden kündigte unseren Besuch an. Sie hing ziemlich tief, die Glocke. Ich stieß mit der Stirn dagegen, als sie zurückschwenkte, und erschrak, weil ich dachte, der Wirt hätte irgendwas nach mir geschmissen. Ich schrie auf und Troy tat es mir nach, was mich noch mal zusammenzucken ließ. Er machte mich echt nervös. Ich musste meine Emotionen besser unter Kontrolle halten.
    Wir wurden von etlichen Augenpaaren gemustert. Es war totenstill in dem Lokal, oder sollte ich besser sagen in der Kaschemme? Wir standen in einem bis zur Decke gekachelten Raum. Die Fliesen an der Wand waren bestimmt früher mal weiß. Jetzt, von einer dicken Patina aus Nikotin, Bratendunst und was auch immer überzogen, hatte sich das Weiß in einen schlickigen Braunton verwandelt. Ich war versucht, Sau mit dem Finger an die Wand zu schreiben, so, wie ich das gern bei ungewaschenen Autos in der Parkgarage mache. Aber ich wusste nicht, ob es hier fließend Wasser gab, um anschließend den Dreck abzuschrubben. Da ich vorhatte, mit den Händen zu essen, verkniff ich es mir.«
    »Wurdest du nicht mal erwischt?«
    »Beim Rumschmieren? Ja, von unserem Chefarzt: Dr. Alfred E. Neumann. Ich konnte ja nicht ahnen, dass es sein Auto war. Ein gigantischer amerikanischer Jeep, mit diesen Halogenstrahlern oben am Dachbügel. Die Karre war so schmutzig

Weitere Kostenlose Bücher