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Auf dem Holzweg durchs Universum: Warum sich die Physik verlaufen hat (German Edition)

Auf dem Holzweg durchs Universum: Warum sich die Physik verlaufen hat (German Edition)

Titel: Auf dem Holzweg durchs Universum: Warum sich die Physik verlaufen hat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Unzicker
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Massenverteilung und dem Gravitationsgesetz fütterte, ließen die scheibenförmigen Galaxien sofort in sich zusammenstürzen. Es musste etwas geben, das die ungewöhnliche Form aufrechterhielt – die Dunkle Materie bekam plötzlich theoretische Unterstützung.
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    Die wirkliche Gefahr ist nicht, dass Computer beginnen wie Menschen zu denken, sondern umgekehrt. 124 – Sydney J. Harris, amerikanischer Journalist
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    1972 bemerkten 125 schließlich David Rogstadt und Seth Shostak, dass in den äußeren Bereichen der Galaxien mit der Geschwindigkeit etwas nicht stimmen konnte. Shostak berechnete sogar die Dichte der Dunklen Materie in der Galaxie NGC 2403 und widmete seine Arbeit deren Einwohnern – was offenbar nicht nur scherzhaft gemeint war, denn Shostak wurde später Leiter des SETI-Projektes der Suche nach außerirdischer Intelligenz.
    Noch immer blieb aber die große Anerkennung aus. Sein Kollege Albert Bosma kommentierte später: „Manchmal hat jemand ein letzten Endes richtiges Resultat, aber ist einfach zu weit der Meute voraus, die noch nicht bereit ist, es zu verdauen.“ Damit konnten nur die optischen Astronomen gemeint sein, die schließlich auch erkannten, dass die äußeren Teile von Galaxien viel zu schnell rotierten, als es durch die Gravitationsanziehung der weiter innen liegenden Teile erklärlich war. Nun war Dunkle Materie plötzlich das große Thema. In einer Art von Rückzugsgefecht postulierten Forscher, die ganze Anomalie sei nicht so tragisch, wenn man jeder Galaxie ihr eigenes Verhältnis von Masse zu Leuchtkraft gestatte. Dies war zwar so, als würde jemand seine dreißig Kilo Übergewicht mit Schwerknochigkeit rechtfertigen, und darüber hinaus methodisch fragwürdig, weil man einfach einen willkürlichen Parameter einführte, aber die ungewöhnlichen Geschwindigkeiten wurden leidlich beschrieben. Jetzt erst widerfuhr den Radioastronomen Anerkennung: Ihre Beobachtungen, die viel weiter in den Außenbereich der Galaxien reichten als die sichtbaren Sterne, sprachen gegen diese Reparatur. Ganz klar, etwas stimmte nicht.
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    In Bezug auf das Problem der Dunklen Materie gab es eine Gruppendynamik, die sich zuerst weigerte, die offensichtlichen Belege für eine signifikante Unregelmäßigkeit in den Galaxien anzuerkennen, und dann, in einer 180°-Wende, plötzlich überall Dunkle Materie sah. 126 – Robert Sanders, niederländischer Radioastronom
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    Wir sehen also ein Ergebnis, das den meisten Physikern inzwischen ganz gut bekannt ist: Trägt man die Geschwindigkeit der um das Galaxienzentrum rotierenden Sterne in einem Diagramm gegen den Abstand vom Zentrum auf, so sind diese ‚Rotationskurven‘ von Galaxien ‚flach‘ – ab einer bestimmten Entfernung vom Galaxienzentrum haben alle Objekte näherungsweise die gleiche Umlaufgeschwindigkeit! Dies deutet auf Dunkle Materie hin, denn andernfalls müsste die Rotationsgeschwindigkeit weiter außen abnehmen, ähnlich wie im Sonnensystem die äußeren Planeten sich viel langsamer um die Sonne bewegen als wir – das dritte Keplersche Gesetz. Obwohl diese ‚flachen‘ Rotationskurven in aller Munde sind, sind sie höchstens die halbe Wahrheit.
GEHEIME ABSPRACHE ÜBER HUNDERTTAUSEND LICHTJAHRE?
    Betrachtet man die inzwischen hervorragenden Daten der scheibenförmigen Spiralgalaxien etwas näher, zeigt sich eine Reihe von Auffälligkeiten. Zum Beispiel scheint die Helligkeit pro Fläche bei fast allen Galaxien gleich zu sein, obwohl es bei den Spiralen dramatische Größenunterschiede gibt, die Scheiben wären also immer gleich dick! Eine ordentliche Begründung für diese Formanomalie gibt es nicht.
    Wenn man sich mit Dunkler Materie behilft, erklärt dies zwar, warum die Geschwindigkeiten der umlaufenden Gaswolken größer sind als nach dem Keplergesetz erwartet, aber nicht, warum die Geschwindigkeiten in den äußeren Bereichen der Galaxien so gleich sind. Allein die sichtbare Materie ist ja schon für eine bestimmte Form der Kurve verantwortlich, und man muss sich fragen, warum die Dunkle Materie sich gerade so aufgestellt hat, dass sie zusammen mit der sichtbaren eine konstante Geschwindigkeit hervorruft. Es ist so, als würden Tankstellen mit unterschiedlichsten Kalkulationen trotzdem überall den gleichen Benzinpreis verlangen – verdächtig, nicht? Daher wird diese scheinbare ‚Absprache‘ zwischen Dunkler und sichtbarer Materie auch scherzhaft Scheibe-Halo-Verschwörung genannt, weil man sich – anders als beim

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