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Auf dem Weg nach Santiago

Auf dem Weg nach Santiago

Titel: Auf dem Weg nach Santiago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Noel Pierre / Gurgand Barret
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Compostela organisierte .« Wir wollen hier nicht in diese Diskussion eintreten,
sondern nur feststellen, daß zwischen Cluny und dem camino francés ganz
allgemein eine enge Verbindung besteht, und zwar seit der Regierung Alfons’
VI., des Enkels Sanchos des Großen, der in zweiter Ehe Konstanze von Burgund,
die Nichte des Cluniazenserabtes Hugo von Semur, heiratet; seine legitime
Tochter Urraca ehelicht Raimund von Burgund, durch dessen Einfluß Dalmatius,
der frühere kanonische Visitator von Cluny, unter dem Cluniazenserpapst Urban
II. zum Bischof von Compostela erhoben wird. Einige Jahre später erhebt ein
anderer aus Cluny stammender Papst, Kalixt II., Diego Gelmírez zum ersten
Erzbischof von Santiago; Kalixt II. ist der Bruder Raimunds von Burgund. Noch
im 14. Jahrhundert hat Cluny in Spanien etwa dreißig Niederlassungen; in Frankreich
liegen an den Pilgerstraßen oder in deren Nähe vor allem Saint-Jean in Angély
und Saint-Eutrope in Saintes, Sainte-Marie-Madeleine in Vézelay, Saint-Pierre
in Moissac und Saint-Gilles-du-Gard. Die Ausstrahlung von Cluny ist
geschichtlich unbestreitbar; und seine Ausbreitung im spanischen Norden, an den
Grenzen der Christenheit — eine übrigens recht natürliche Ausbreitung — konnte
nur deswegen einen solchen Aufschwung nehmen und eine solche Eigenart
herausbilden, weil zwischen Burgund und Galicien, zwischen der Abtei und dem camino, zwischen Cluny, Rom und Compostela so enge Bande bestanden. Daß die Wallfahrt
nach Santiago und die Abtei Cluny in den gleichen Jahrhunderten berühmt wurden
— den Höhepunkt bildet das 12. Jahrhundert — , ist
gewiß kein Zufall. Es ist aber auch sicher, daß die Wallfahrt schon vor der
Abtei bestand und sich ohne sie entwickelt hat. Obwohl die Jakobuswallfahrt den
politischen Zielen Kalixts II. entgegenkam, scheint ihr außerordentlicher
Aufschwung doch zu beweisen, daß sie einem tiefen Bedürfnis entsprach, das
nicht künstlich durch Cluny hervorgerufen worden ist.
    Übrigens haben neben den Burgundern
auch andere zur materiellen und organisatorischen Förderung der
Jakobuswallfahrt beigetragen. Ein Mönch des Klosters La Chaise-Dieu mit Namen
Aleaume gründet das große Hospital del Rey in Burgos; ein anderer Mönch legt im
ausgehenden 11. Jahrhundert das Grab des heiligen Frontus in der Kathedrale
Saint-Front in Périgueux an; die Abtei Saint-Denis bei Paris besitzt in
Hornillos ein Pilgerhaus, das hernach unter dem Namen Nuestra Señora de
Rocamador der Abtei Tulle übertragen wird; das Kloster Saint-Géraud in Aurillac
verwaltet das Hospiz von El Cebrero hoch über dem Puerto de Piedrafita zwischen
León und Galicien; Augustinerchorherren dienen im großen Hospiz Santa Cristina
am Somportpaß, lassen sich in Roncesvalles und in den Bergen von Aubrac nieder,
der gefährlichsten Strecke auf dem Weg von Le Puy; in ihrer Nachfolge gründen
die Zisterzienser und die Prämonstratenser im Béarn und in Spanien mehrere
Häuser; in den Jahren 1141 bis 1153 bauen die Weißen Mönche in Galicien und
Kastilien; 23 die Antoniter verlassen ihre Dauphiné, um nach
Castrogeriz umzusiedeln und die armen Fieberkranken zu pflegen; zu Anfang des
12. Jahrhunderts errichtet die Abtei von Fontevrault mehrere Priorate in
Spanien, zwei davon am camino . 24 Frömmigkeit und Ansehen sind
bei all diesen karitativen Gründungen eng miteinander verflochten. Dasselbe
gilt für die im ersten Kreuzzug entstandenen Ritterorden; zur Zeit der Reconquista
öffnet sich den Ordensrittern in Spanien ein hervorragendes Wirkungsfeld für
ihre doppelte Berufung als Mönche und Soldaten.
    Die Johanniter, auch Hospitaliter und
später Malteser genannt, sind überall anzutreffen. In Frankreich sitzen sie in
Tournon, in Saint-Gilles, in Toulouse. Sie besitzen zwischen der Pointe de
Grave und Bordeaux nicht weniger als sechs Niederlassungen und zur Überfahrt
nach Galicien Häfen längs der französischen Atlantikküste zwischen La Rochelle
im Westen und dem Mont-Saint-Michel im Norden, nämlich Vilde-la-Marine, Dol,
Erquy, Hillion, Perros-Guirec und Sibiril. 25 Man trifft die
Johanniter in Parentis im Béarn, in Irissarry im französischen Baskenland und
auch in Sangüesa; die Burg von Estella gehört ihnen, auch das Pilgerhospiz in
Puente de Órbigo, ebenso eines von denen in Puertomarín und manche andere.
Überall behandeln sie die Armen mit Ehrfurcht, vor allem die Pilger und die
»Herren Kranken« unter ihnen.
    Auch die Templer haben in Spanien ihre
Pilgerhäuser, so

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