Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
Vom Netzwerk:
zurückgekehrt ist. Angeblich will er mit der von ihm organisierten Expedition zu den Inseln nur den Handel mit den Eingeborenen fördern.«
    »Das ist doch möglich«, meinte Michael lahm. »Schließlich ist es mehr als zehn Jahre her, seit er zum letzten Mal versucht hat, Neuguinea in die Finger zu bekommen. Möglicherweise will er wie ich seine letzten Lebensjahre in Frieden verbringen. Der Handel mit den Inseln kann sehr lukrativ sein, das wissen Sie ja.«
    Horace lachte leise und schüttelte den Kopf. »Ich bezweifle, dass der Baron ein Kontingent deutscher Marinesoldaten zu seinem Schutz benötigt. Nicht er, der Held des Deutsch-Französischen Kriegs.«
    »Woher wissen Sie, dass er Marinesoldaten bei sich hat?«, fragte Michael misstrauisch. Suchte Horace nach einem Vorwand, um ihn in den Süden schicken zu können?
    »Wir waren beide Soldaten, Michael. Es ist leicht, andere Soldaten zu erkennen, selbst wenn sie sich als deutsche Kaufleute ausgeben.«
    Dagegen fiel Michael kein Argument ein. Wenn sich der Preuße mit einem Kontingent Marinesoldaten in Sydney aufhielt, war er offenkundig in geheimer Mission unterwegs.
    »Ihnen ist natürlich klar«, wandte Michael ein, »dass von Fellmann vermutlich immer noch einen gewissen Groll gegen mich hegt, weil ich damals die Osprey in die Luft jagen sollte.«
    »Das weiß ich alles. Aber ich denke, Sie werden einen Weg finden, Ihre Bekanntschaft mit einigen wichtigen Personen aus dem Umfeld des Barons zu erneuern.«
    Die Röte stieg Michael ins Gesicht, als ihm aufging, wovon Horace sprach. »Sie meinen Penelope, nicht wahr?«
    Horace nickte. »Nicht nur die Baronin, sondern auch den Menschen, mit dem diese seit vielen Jahren eine Liebesbeziehung unterhält.«
    »Und wer wäre das?« Michael spürte einen Stich der Eifersucht.
    Obwohl er wusste, dass Penelope, deren Gier nach fleischlicher Lust keine Grenzen kannte, ungezählte Liebhaber gehabt hatte, rief die Erinnerung an ihr goldenes Haar, das über die seidenen Laken floss, ihre milchweiße, schweißglänzende Haut, ihren Körper, der sich voller Begehren aufbäumte, als er in sie eindrang, eine bittersüße Wehmut in ihm wach. Auf seinen Reisen hatte er – vielleicht mit Ausnahme von Fiona – in all den Jahren keine Frau kennen gelernt, die sich mit solch hemmungsloser Leidenschaft hinzugeben verstand wie die schöne Gattin des preußischen Aristokraten. Und in seinem turbulenten Leben war er vielen Frauen begegnet.
    »Fiona White, die Mutter Ihres Sohnes«, sagte Horace leise.
    Die Hand mit der Champagnerflöte, die Michael an die Lippen hatte führen wollen, erstarrte bei dieser Enthüllung in der Luft. »Fiona!« Wie ein sanftes Zischen kam der Name von seinen Lippen. Fiona war Penelopes Geliebte! Er hatte keinen Grund, an den Informationen des Engländers zu zweifeln. Horace täuschte sich selten.
    »Eine interessante Situation«, bemerkte Horace ruhig, »wenn ich das so sagen darf. Und Sie sind das Bindeglied zwischen den beiden Frauen.«
    »Penelope ist mit Manfred in Sydney?«, fragte Michael.
    »Ja, in dem Haus, das die beiden am Hafen unterhalten. Ich habe Grund zu der Annahme, dass sie viel Zeit mit Fiona verbringt, während Manfred seine Mission organisiert. Meinen gegenwärtigen Informationen zufolge müssen wir Sie schnellstens nach Süden bringen, bevor er Sydney verlassen kann. Aber vor Ihrer Abreise bleibt Ihnen noch Zeit, Ihre Schwester zu besuchen«, setzte Horace begütigend hinzu. »Ich weiß, dass Sie viel mit ihr zu besprechen haben, vor allem, was Ihren Sohn und Ihre Familie in Sydney angeht. Daher werde ich Sie mit der Flasche allein lassen und mich auf den Weg machen. Ich sehe Sie hier morgen Vormittag um zehn.«
    Steif erhob er sich von seinem Stuhl und streckte seinen Rücken. Der Schmerz hatte mittlerweile seinen gesamten Körper erfasst, und er brauchte dringend Opium, um die Zukunft und die qualvolle Gegenwart zu vergessen. »Es wird für uns beide das letzte Mal sein«, sagte er leise, »das verspreche ich Ihnen bei meinem Leben. Wissen Sie, Michael«, sagte Horace schon im Gehen, wobei er sich schwer auf seinen Stock stützte, »sollten Sie jemals ein hohes Alter erreichen und Ihre Memoiren schreiben, dürfte das eine interessante Lektüre ergeben. Vor allem, was Ihre Damenbekanntschaften angeht.« Er seufzte tief. »Aber Männern wie uns beiden bleibt es versagt, wie alte Generäle gemütlich in unserer Bibliothek zu sitzen und Erinnerungen an alte Schlachten nachzuhängen. Von

Weitere Kostenlose Bücher