Auf die Ohren
Musik.«
»Eben nicht«, erwidert Clarissa. »Mein Onkel hat mir da ein paar Tipps gegeben. Die Plattenfirmen, vor allem die großen, achten nicht nur auf die Musik, bei denen ist das Gesamtpaket entscheidend.«
»Wir sind aber kein Gesamtpaket, wir sind eine Punkband«, werfe ich ein.
»Schon klar«, sagt Clarissa. »Es könnte aber nicht schaden, wenn wir uns als Band einen einheitlichen Look zulegen, und wenn es erst mal nur für diesen Auftritt ist.«
»Einheitlicher Look?«, sagt Steffen und verzieht skeptisch das Gesicht. »Das klingt irgendwie nach Uniform. Da hab ich eigentlich keinen Bock drauf.«
»Ich eigentlich auch nicht«, sagt Christopher. »Aber Clarissa hat schon Recht, da ist was dran. Vielleicht sollten wir das für den einen Auftritt wirklich machen.«
»Aber dann nimmt uns doch als Punkband keiner mehr ernst, wenn wir uns da quasi verkleiden«, gebe ich zu bedenken.
»Wir könnten es ja offiziell damit begründen, dass es die Abi-Party, also quasi ein besonderer Anlass ist«, sagt Christopher.
»Genau«, stimmt Clarissa ihm zu. »Und dann könnten wir’s auch gleich richtig abimäßig machen. Ihr zieht alle einen Anzug an und ich ein schickes Abendkleid, das wäre dann optisch ein geiler Kontrast zu unserer Musik.«
»Auf gar keinen Fall«, sagt Steffen angewidert. »Mich kriegst du nicht in einen beschissenen Anzug, niemals. Die Bonzenuniform hab ich schon bei meiner Konfirmation verweigert. Seitdem haben meine Eltern ganz offiziell den Antichrist zum Sohn.«
»Nee, auf Anzug hab ich auch keinen Bock«, sage ich. »Schlimm genug, dass ich übermorgen bei der Abi-Verleihung einen für meine Eltern anziehen muss.«
»Okay, dann also keine Anzüge«, sagt Clarissa leicht enttäuscht. »Schade, ich hätt’s lustig gefunden.«
»Wie wäre es denn mit einheitlichen Hosen und T-Shirts?«, schlägt Christopher vor. »Vielleicht alle weiße T-Shirts und schwarze Hosen? Können ja auch schwarze Jeans sein.«
»Ja, das ist nicht schlecht«, sagt Clarissa. »Oder noch besser: Ihr zieht alle weiße T-Shirts und schwarze Hosen an und ich umgekehrt, also weiße Hose und schwarzes T-Shirt als Kontrast.«
»Haben wir eigentlich noch welche von den T-Shirts vom letzten Auftritt?«, frage ich. »Die waren doch weiß. Und da war unser Schriftzug drauf, das wäre doch geil.«
»Da war nicht nur unser Schriftzug drauf«, erklärt Robbie. »Da war das komplette Plakat zum JUZE -Auftritt drauf, das passt doch jetzt gar nicht mehr. Außerdem habe ich eh nur noch zwei.«
»Können wir nicht neue machen?«, fragt Clarissa. »Nur mit unserem Schriftzug? Und eins davon in Schwarz? Oder ist das zu viel Akt?«
»Nö, das müsste ich eigentlich hinkriegen«, sagt Robbie. »Ihr müsstet dann nur möglichst schnell die T-Shirts besorgen.«
»Kein Problem«, sagt Clarissa. »Besorg ich, ich wollte morgen Nachmittag sowieso in die Stadt. Wäre das denn okay für alle, so als Look, meine ich?«
Ich nicke zustimmend.
»Ja, damit kann ich leben«, sagt Steffen.
»Ich find’s gut«, sagt Christopher.
»Von mir aus«, sagt Robbie. »Aber vergiss nicht, für Danny ein T-Shirt mit nur einem Ärmel zu kaufen, falls das mit der Hand nichts mehr wird.«
Na super, geht das schon wieder los mit den Schlagzeuger-Behinderten-Witzen.
»Wenn du so weitermachst, ruiniere ich mir gern an deinem Kinn auch noch die andere Hand«, knurre ich Robbie an.
»Wenn du mit links so zuschlägst, wie du Schlagzeug spielst, macht mir das nicht wirklich Angst«, erwidert er grinsend.
»Wer weiß, vielleicht verstauche ich mir diesmal ja auch einen Fuß?«, gebe ich zurück.
»Kommt, lasst uns weitermachen«, beendet Christopher unser kleines Scharmützel. »Was willst du als Nächstes spielen, Danny?«
»Erst mal irgendwas, was nicht ganz so schnell ist«, sage ich. »Wobei, ach komm, auch egal, lasst uns Verräter spielen, dann hab ich das wenigstens gleich hinter mir.«
Verräter ist mindestens so schnell wie Ugly Ulli, manchmal sogar noch schneller. Hoffentlich stehe ich das durch – nicht, dass mir die linke Hand auch noch abkackt. Aber ein echter Rockstar kennt keinen Schmerz! Jawohl! Und wenn ich beim Auftritt mit zwei Gipsarmen und zehn gebrochenen Zehen spielen muss – ich krieg das irgendwie hin! Hoffentlich.
14.
»Jetzt hör doch mal auf, da ständig dran rumzufummeln«, zischt meine Mutter mich an. »Das leiert doch aus und dann müssen wir für Großtante Ingeborgs Beerdigung eine neue kaufen.«
»Aber die lebt
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