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Auf doppelter Spur

Auf doppelter Spur

Titel: Auf doppelter Spur
Autoren: Agatha Christie
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selber ein. Niemand kommt hin außer der Wäscherei. Diesmal war es eine neue Wäscherei«, fügte sie hinzu.
    »Eine neue Wäscherei?«
    »Ja. Gewöhnlich ist es die Southern Downs Laundry, die meisten in der Gegend haben sie. An dem Tag war es eine neue Wäscherei – die Snowflake Laundry. Ich habe sie noch nie vorher gesehen. Sie müssen gerade erst eröffnet haben.«
    Ich musste mich sehr zwingen, kein allzu auffälliges Interesse zu verraten. Ich wollte nicht, dass sie ins Fantasieren geriet.
    »Wurde Wäsche geliefert oder abgeholt?«, fragte ich. »Geliefert. Und in einem großen Korb. Viel größer als üblich.«
    »Hat Miss Pebmarsh ihn abgenommen?«
    »Natürlich nicht, sie war ja wieder weggegangen – genau um 13.35 Uhr, ich habe es aufgeschrieben«, sagte Geraldine stolz. Sie griff nach einem kleinen Notizbuch, öffnete es und zeigte mit einem reichlich schmutzigen Finger auf eine Eintragung: »13.35 Uhr kam Wäsche. Nr. 19.«
    »Du solltest bei Scotland Yard arbeiten«, sagte ich.
    »Die haben doch weibliche Detektive dort, nicht? Das würde ich gern tun.«
    »Du hast mir noch nicht erzählt, was genau passierte, als die Wäsche kam.«
    »Nichts«, erwiderte Geraldine. »Der Fahrer stieg aus, öffnete den Lieferwagen, nahm diesen Korb und stolperte um das Haus herum zur Hintertür. Vermutlich konnte er nicht rein. Miss Pebmarsh schließt wahrscheinlich ab, deswegen wird er ihn wohl da hinten stehen gelassen haben und kam wieder zum Wagen zurück. Er sah gewöhnlich aus.«
    »So wie ich?«, fragte ich.
    »O nein, viel älter als Sie. Doch so genau habe ich ihn nicht gesehen, weil er falsch vor dem Haus vorfuhr. Er hielt direkt vor Nr. 19, obwohl er auf der falschen Straßenseite war. Aber bei einer Straße wie dieser kommt es nicht so darauf an. Und dann ging er durch die Gartentür, über den Korb gebeugt. Ich konnte nur seinen Hinterkopf sehen. Und als er zurückkam, rieb er sich das Gesicht. Ich nehme an, dass er vom Tragen des Korbs schwitzte und müde war.«
    »Und dann fuhr er wieder fort.«
    »Ja. Warum finden Sie das alles so interessant?«
    »Ich weiß eigentlich nicht«, sagte ich. »Ich dachte nur, dass er vielleicht etwas Interessantes beobachtet haben könnte.«
    Ingrid kam mit dem Essen. Ich stand auf und verabschiedete mich von Geraldine.
    »Auf Wiedersehen«, sagte sie, »und was ist hiermit?« Sie nahm das Obstmesser. »Es gehört mir nicht. Ich wünschte, es wäre so«, fügte sie sehnsüchtig hinzu.
    »Es sieht so aus, als ob es niemandem gehört, nicht? Ich meine, du solltest es behalten – bis es jemand zurückfordert. Aber«, fügte ich wahrheitsgemäß hinzu, »ich glaube nicht, dass es dir jemand wieder wegnehmen wird.«

27
     
    M rs Rival stieß die Tür von Peacock’s Arms auf und steuerte mit nicht allzu sicheren Schritten auf die Bar zu. Sie murmelte dabei etwas vor sich hin. Sie war hier keine Unbekannte und wurde vom Barmixer recht freundschaftlich begrüßt.
    »‘n Tag, Flo. Wie geht’s?«
    »Es ist nicht recht«, sagte Mrs Rival. »Es ist nicht fair. Nein. Ich weiß, wovon ich rede, Fred, und ich sage, es ist nicht recht.«
    »Natürlich nicht«, meinte Fred besänftigend. »Aber was, möchte ich wissen. Wie immer?«
    Mrs Rival nickte zustimmend, zahlte und nippte an ihrem Glas. Das Getränk heiterte sie etwas auf. Sie murmelte noch immer vor sich hin, blickte jedoch zunehmend freundlicher drein. Als Fred, der einen andern Gast bedient hatte, wieder in ihrer Nähe war, sagte sie:
    »Trotzdem lasse ich mir das nicht gefallen. Nein. Wenn ich etwas nicht vertragen kann, dann Betrug. Betrug decke ich nicht, hab ich nie getan.«
    »Natürlich nicht«, sagte Fred, und sein geschultes Auge verriet ihm, dass sie schon einiges getrunken hatte.
    »Mir gefällt das nicht, und ich stehe dafür nicht ein. Und das will ich dir sagen. Die Leute sollen sich nur nicht einbilden, dass man mich so behandeln kann. Es ist nicht recht, meine ich, und wenn man nicht selbst für sich eintritt, wer sonst? Noch einen, Darling«, fügte sie lauter hinzu.
    Fred erfüllte ihren Wunsch und riet dann: »Nach dem würde ich an deiner Stelle nachhause gehen.« Er wunderte sich, was das alte Mädchen so aufgebracht haben könnte. Gewöhnlich war sie ziemlich ausgeglichen.
    »Es wird mich in Schwierigkeiten bringen, Fred. Wenn Leute etwas von einem wollen, dann sollen sie einem alles sagen – was es bedeutet und was sie tun. Lügner, dreckige Lügner, das sind die. Und das lasse ich mir nicht
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