Auf ein Neues!: Roman (German Edition)
wesentlich ernster.
»Mehr als du möchtest?«
»Mehr als ich sollte.«
»Willkommen im Club.« Chelsie lachte verzagt, denn sie erkannte, was diese Worte für sie beide bedeuteten. »Woher hast du das?« Mit einer Fingerspitze zeichnete sie die Narbe an seinem Auge nach.
Griff schnappte nach Luft, hielt aber still. »Mit zwölf bin ich von einer Feuerleiter gesprungen.«
»Ging es dabei um ein Mädchen?«, fragte Chelsie schmunzelnd.
Griff schüttelte den Kopf. »Nein, um Jared. Die Kinder in der Schule hatten erfahren, dass unsere Mutter mit einem ihrer Freunde durchgebrannt war. Jared wurde immer wieder in Prügeleien verwickelt, und die größeren Kinder warteten an der Ecke, um die Sache zu Ende zu bringen.«
»Der große Bruder, der aufpasst«, murmelte Chelsie, während sie ihm das Haar aus der Stirn strich.
»Wenigstens hatte ich Unterstützung.«
»Von Ryan?«
»Wem sonst?« Griff fasste nach Chelsies Hand und verflocht seine Finger mit ihren. »Es funktioniert nicht.«
»Was?«
»Das Ablenkungsmanöver. Der Themawechsel. Aber du kannst immer noch gehen.«
Das musste ein Scherz sein. Sie hatten bereits die ganze Nacht miteinander verbracht, waren halb nackt und ineinander verschlungen in seinem Bett aufgewacht, und sie hatte dem Mann, den sie liebte, ihr Herz ausgeschüttet. Blieb ihr noch eine Wahl? Eher nicht. Die Entscheidung lag schon lange nicht mehr bei ihr.
Chelsie dachte an ihre Philosophie und beschloss, sich das zu nehmen, was das Leben – oder in diesem Fall Griff – für sie bereithielt. Auf diese Weise blieben ihr später, wenn sie auf diese Zeit zurückblickte, wenigstens schöne Erinnerungen.
Voller Angst, dass alles, was sie fühlte, ihr am Gesicht abzulesen war, sah sie zu ihm auf. Aber sie wollte bei ihm bleiben. Im Moment konnte sie sich nicht einmal mehr daran erinnern, dass es jemals anders gewesen wäre. Griff hatte bereits jeden Teil ihres Lebens durchdrungen, einschließlich der Arbeit, in die sie sich früher geflüchtet hatte. Und deshalb spielte er eine wichtige Rolle für sie. Eine viel zu wichtige. Doch darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken.
»Einverstanden, Herr Anwalt«, flüsterte sie. »Ich entscheide mich für Sie.«
»Bist du dir da ganz sicher?« Mit einem Meinungsumschwung vor dem Sex konnte er umgehen, nicht aber mit Reuetränen und Vorwürfen danach.
»Bin ich.«
Er musste ihr einfach glauben. Beim Anblick ihres zerzausten Haars und ihrer leicht geöffneten Lippen blieb ihm gar nichts anderes übrig. Mit einer Hand hob er den Saum des T-Shirts, das sie sich von ihm geliehen hatte, und ließ die Finger über ihren Bauch gleiten. Ihre seidige Haut zu berühren versetzte den Rest seines Körpers schlagartig in höchste Erregung.
Chelsie lag ganz still und ließ ihn gewähren. Mit den Fingerspitzen zog er eine Linie von der Mitte ihres Oberschenkels über ihre schmale Taille bis zur Wölbung ihrer Brust. Während er mit dem Daumen einen ihrer harten Nippel umkreiste, prägte er sich die Textur ihrer Haut ein. Dann ließ er die Finger langsam wieder abwärts wandern.
Chelsie schnappte bebend nach Luft und heftete den Blick auf sein Gesicht. Das Vertrauen, das sich in ihren braunen Augen spiegelte, beschämte Griff, insbesondere nach dem, was er über ihre Vergangenheit erfahren hatte. Er war nicht sicher, ob er diese Art von Zuneigung verdiente. Auch wenn er sein Bestes tun würde, sie nicht zu verletzen, mehr als das konnte er ihr nicht bieten.
Zu viel in ihm war zerstört, und das Wenige, was ihm geblieben war, gehörte seiner Nichte. Er konnte diese Frau nur verwöhnen. Vielleicht reichte ihr das. Die innere Stimme, die fragte, ob ihm das genügte, überhörte er geflissentlich.
»Griff?«
Chelsies erstaunte Miene machte ihm bewusst, dass seine Hand zur Ruhe gekommen war, während seine Gedanken sich überschlugen. »Entschuldige«, murmelte er und konzentrierte sich wieder auf das Wichtigste:
Chelsie Russell.
Als er sich herabbeugte, um sie zu küssen, verflüchtigten sich alle Zweifel. Wie von einem jähen Windstoß getroffen, durchfuhr es ihn glühend heiß. Ein völlig überraschender Anfang, der Körper und Geist verwirrte.
Er senkte den Kopf und drückte seine Lippen auf ihre, lockte sie mit seinem Mund, seiner Zunge … und einem Zipfel seines Herzens.
Die Hand, die auf ihrem Bauch liegen geblieben war, bewegte sich langsam wieder nach oben. Griff versuchte, sich zu beherrschen, sich an dem Gefühl, sie berühren zu dürfen, zu
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