Auf ein Neues!: Roman (German Edition)
verspreche, es zu tun.«
»Immer diese Haarspaltereien.«
»Geschenkt.«
Chelsie wickelte eine Messinguhr aus und stellte sie neben ihre Schreibunterlage. Schnell steckte Griff die Hände in die Hosentaschen, sonst hätte er dem Drang, sie zu würgen, womöglich nachgegeben. Die Anwältin mit dem strengen Kostüm und dem festgezurrten Haarknoten hatte nur wenig Ähnlichkeit mit der zerzausten Frau, die gestern in seinem Bett gelegen hatte. Leider jedoch war der verführerische Duft noch derselbe, sodass die Erinnerungen wieder auf ihn einstürmten. Nicht einmal ihre Aufmachung konnte sein Verlangen dämpfen.
Er vermutete, dass diese Verwandlung Absicht war. Doch dass Chelsie glaubte, das kühle Äußere könne ihn bremsen, bewies nur, wie wenig sie ihn kannte.
»Wie geht es dir?«, fragte sie.
»Besser.«
»Und Alix?«
»Ebenfalls besser. Mrs. Baxter ist wieder da.«
»Ich weiß. Ich habe vorhin angerufen, um mich nach meiner Nichte zu erkundigen.«
Ohne sich die Mühe zu machen, mit ihm zu sprechen. Griff fasste Chelsie am Arm und drehte sie zu sich herum. »Wir müssen reden.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nicht jetzt.« Sie deutete auf die vielen Kisten, die auf dem Boden standen.
Sie wollte also auspacken – und er hatte sich vorgenommen, ihr dabei zu helfen. Aus eben diesem Grund hatte er seiner Sekretärin nach ein paar Stunden Arbeit für den Rest des Tages freigegeben. Es gab noch mehr als genug zu tun, wenn er und Chelsie ihre Büros endgültig zusammengelegt hatten.
Da weder ihre Assistentin noch irgendein Mandant in Sichtweite war, konnte er sich keinen besseren Augenblick vorstellen, um ihre Beziehung zu klären. »Mir scheint, jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt. Wir sind ganz allein.«
»Nicht mehr lange. Während du unten warst, hat deine Sekretärin einen Termin gemacht und die Notiz hinterlassen, dass gegen Mittag eine potenzielle Mandantin vorbeikommt.« Chelsie zog eine Schnute.
»Eine potenzielle Mandantin«, wiederholte Griff. »Und du hältst das für eine schlechte Nachricht?«
»Hängt davon ab.« Chelsie stellte die nunmehr leere Kiste zurück auf den Boden. »Kannst du mir die da reichen?« Sie zeigte auf einen braunen Karton am anderen Ende des Zimmers, auf dem Persönlich stand. »Vorsicht, der Inhalt ist zerbrechlich.«
Griff hob den Karton an, wunderte sich, dass er so leicht war, und stellte ihn auf Chelsies Arbeitsplatz, der bereits am frühen Morgen geliefert worden war. Der Holzschreibtisch, der aus einem einfachen Büromöbelladen stammte, hatte nicht so viel Charme wie sein altes Stück, war aber völlig anders als der Kristall- und Glaspalast, den Chelsie ihr Zuhause genannt hatte.
Genaubesehen,dachteGriff,währendersichdieDingeanschaute,diesiebereitsausgepackthatte,wirkteihreBüroausstattungaucheherheimeligundabgenutztalsnüchternundunberührt.EherwiedieChelsie,dieernäherkennengelernthatte.IhreunterschiedlichenLebensweltenwarenebensofaszinierendwiedieFrauselbst.
Ersahzu,wiesiedenKartonmiteinemCuttermesseraufschlitzte.»Ichdachte,duwürdestdichfreuen,wennicheineneueMandantinbekomme«,sagteer.»WenigstensleisteichdannaucheinenBeitrag.«Oderfangedamitan,fügteerstummhinzu.DaerdieWirtschaftsweltzugunstendesFamilienrechtshintersichgelassenhatte,hatteerkeineneinzigenMandantenausdemaltenBüromitgenommen.Erhatteessogewollt,weilerallenAspektendiesesLebensundLebensstilsdenRückenkehrenwollte.
»Würde ich auch, wenn ich der Meinung wäre, dass du darauf vorbereitet bist.«
»Glaubst du, ich könnte keine neuen Mandanten gewinnen? Wenn du mir so wenig zutraust, warum zum Teufel hast du dieser Partnerschaft dann zugestimmt?« Warum zum Teufel hatte sie mit ihm geschlafen und sein Leben noch komplizierter gemacht?
»Ich weiß nicht genau«, murmelte Chelsie. »Aber bevor du deine Stacheln ausfährst, solltest du dir etwas klarmachen.« Ohne ihn anzusehen, begann sie, im Seidenpapier in der Kiste herumzuwühlen.
Noch mehr Kristallfigürchen?, fragte sich Griff, unfähig, seine Enttäuschung zu unterdrücken. War es falsch gewesen zu glauben, dass die eisige Wohnung reine Fassade war und die Wärme ihrer Büroeinrichtung die wahre Chelsie Russell spiegelte?
»Das ist dein erster Fall von häuslicher Gewalt.«
Chelsies sanfter Ton unterbrach seine ärgerlichen Überlegungen und lenkte sie in eine neue Richtung. Häusliche Gewalt. Chelsies Vergangenheit. Das war einmal Teil ihres Lebens gewesen. Was wusste er wirklich von dieser Frau? Wie konnte er es sich anmaßen,
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