Auf ein Neues!: Roman (German Edition)
»Weil es vielleicht einen Konflikt mit … «
Das schrille Klingeln des Telefons schnitt ihr das Wort ab.
Griff warf ihr einen bedauernden Blick zu. Es sollte wohl nicht sein, dachte Chelsie unbehaglich. Das eine Mal, wo sie wirklich nicht unterbrochen werden wollte, wurde sie trotzdem gestört.
Sie hielt Griff am Arm zurück. »Könnten wir es nicht einfach ignorieren?«, fragte sie.
Griff schaute zum Telefon. »Es ist der Geschäftsanschluss. Aber wer würde an einem Sonntag anrufen?«
Ich höre den Anrufbeantworter regelmäßig ab. Ich bin jederzeit für Sie da. Chelsie wurde flau im Magen.
»Amanda«, sagte sie automatisch. Es war nicht das erste Mal, dass sie an einem Wochenende oder mitten in der Nacht von einer Mandantin oder einer Betreuerin im Frauenhaus angerufen wurde. Der Zeitpunkt hätte schlechter nicht sein können, doch sie ließ nie einen Menschen im Stich, der ihre Hilfe brauchte. Schon gar nicht Amanda.
Aus dem flauen Gefühl wurde bleierne Angst. »Ich gehe ran.« Chelsie rannte durch die Küche und griff nach dem Hörer. »Hallo?«
Mit einem Kopfnicken gab sie Griff zu verstehen, dass sie recht gehabt hatte. Die hysterische Frau am anderen Ende der Leitung redete ohne Punkt und Komma, doch schließlich verstand Chelsie den Kern der Aussage, und der gefiel ihr ganz und gar nicht. »Wie hat er Sie finden können?«, fragte sie und lauschte ungläubig Amandas Antwort. »Sagen Sie mir einfach, wo Sie sind. Wir treffen uns in … «, Chelsie sah auf ihre Uhr, » … spätestens zwanzig Minuten.«
Frustriert knallte sie den Hörer auf den Apparat. Das Adrenalin hätte ihren Energiepegel hochhalten sollen, doch stattdessen war ihr, als fiele sie in ein tiefes Loch. Wenn sie sich nicht auf ihre Mandantin verlassen konnte, war der Kampf gegen ihren Ex-Mann aussichtslos. Chelsie wandte sich wieder Griff zu. »Amanda hatte einen Streit mit ihrem Mann. Es sieht so aus, als wäre sie nach Hause gefahren, um ein paar Sachen zu holen.«
»Warum zum Teufel sollte sie so etwas tun?« Griff platzte beinahe vor Wut. Chelsie konnte es ihm nicht verdenken. Falls die Frau für etwas so Dummes wie Kleider zum Wechseln nach Hause zurückgekehrt war, würde Chelsie sie höchstpersönlich erwürgen.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Sie hat nicht allzu viel dazu gesagt. Ich fahre hin und beruhige sie.«
»Nicht allein, niemals.«
Wütend, dass Griff es wagte, sie herumzukommandieren, und dankbar, dass er sie gern genug hatte, es zu versuchen, machte Chelsie auf dem Absatz kehrt. Doch ein Blick in Griffs angespanntes Gesicht ließ ihren Zorn verrauchen. Er lehnte an einem Stuhl und hielt das Rückenpolster so fest umklammert, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Gegen seine Bevormundung konnte sie sich wehren, aber nicht gegen seine Sorge.
»Mir passiert schon nichts. Außerdem gibt es keine Alternative. Du kannst nicht ins Frauenhaus gehen, und irgendjemand muss bei Alix bleiben.« Chelsie trat zu Griff und fuhr mit einem Finger sanft über die Sorgenfalten auf seiner Stirn. »Kann ich mir deinen Wagen ausborgen?«
»So funktioniert das nicht.«
»Was?« Ein wissendes Lächeln umspielte Chelsies Lippen.
»Dein Ablenkungsversuch, auch wenn du dich noch so sehr bemühst.« Sanft zog er ihre Hand herunter, dann griff er über sie hinweg und nahm einen Schlüsselbund von der Anrichte. »Sobald Mrs. Baxter hier ist, fahre ich zu deiner Wohnung und warte dort auf dich.« Er drückte ihr die kalten Metallschlüssel in die Hand, beugte sich vor und küsste sie sanft mit seinen warmen Lippen.
»Wie denn? Ich nehme doch deinen Wagen. Mach dir keine Sorgen. Ich komme hierher zurück, wenn ich fertig bin.« Sie würde Amanda beruhigen und sie dann kompetenten Händen überlassen.
»Dann ruf mich wenigstens sofort an, wenn ihr durch seid.«
»Ja, Sir. Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass du herrschsüchtig bist?«
Ein trauriges Lächeln glitt über Griffs Gesicht. »Ja, mein Bruder.«
»Tut mir leid«, flüsterte Chelsie. Gern hätte sie ihn für immer von diesem Schmerz befreit. Aber ihre eigene zerbrechliche Gefühlswelt hatte ihr gezeigt, dass wohl auch Griff den Rest seines Lebens mit irgendeiner Form dieser Wunde leben musste.
Griff legte eine Hand an ihre Wange, und Chelsie genoss es, seine kräftigen Finger auf ihrer Haut zu spüren. »Ich liebe dich«, sagte sie spontan und ehrlich. Dann schlang sie die Arme um seinen Hals und traf ihn auf halbem Wege zu einem Kuss, der all
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