Auf ein Neues!: Roman (German Edition)
einem abgedeckten Teller zurück. »Die habe ich für dich aufbewahrt.« Sie schenkte ihm eine Tasse Kaffee ein und schob ihm die Flasche mit dem Ahornsirup zu.
Wieder wurde Griff der Mund wässrig. »Danke.«
»Keine Ursache.«
Obwohlsiesichvorgenommenhatten,miteinanderzureden,beschlossGriff,allesPersönlicheaufspäterzuverschiebenundzunächstdasBeruflichezubesprechen.»Ichhabemichgefragt,wieAmandareagierthat,alsduihrerzählthast,dassdueineeinstweiligeVerfügunggegenihrenExerwirkthast.«GriffwaramvergangenenTagmitseineneigenenFällenunddemEinspringenfürMrs.Baxterderartbeschäftigtgewesen,dassernichtdazugekommenwar,diesenFallmitChelsiedurchzugehen.
Sie sah von ihrem Teller auf. »Ich habe keine beantragt.«
»Wie kannst du eine Woche verstreichen lassen, ohne irgendetwas zu unternehmen?«
»Warte mit deiner Kritik, bis du alle Fakten kennst. Amanda wollte Zeit haben, um zur Ruhe zu kommen, ehe sie irgendwelche Papiere unterschreibt. Da ihr Mann nicht weiß, wo sie ist, dachte ich, die Verzögerung wäre nicht weiter schlimm.«
»Hast du ihr nicht erklärt, was für eine dumme, um nicht zu sagen gefährliche Einstellung das ist?«, fragte Griff.
Chelsie wurde kreidebleich bei der Ermahnung und legte unsicher die Gabel beiseite. »Natürlich. Aber du kannst niemanden zwingen zu handeln, wenn er nicht dazu bereit ist. Einige Frauen sind nie so weit«, murmelte sie.
»Es ist nicht so, dass ich kein Mitgefühl hätte. Du weißt, dass sie mir leidtut. Aber wie kann es sein, dass sie den Kerl nicht zur Rechenschaft ziehen will? Er hat sie körperlich misshandelt, um Himmels willen.«
»Als Opfer hat man weit mehr als nur physische Misshandlungen erlebt. Manchmal sind die emotionalen Auswirkungen wesentlich schlimmer«, wandte Chelsie mit bebender Stimme ein. »Einige Frauen wollen die ganze Geschichte einfach nur so schnell wie möglich hinter sich lassen.«
Griff seufzte und legte eine Hand auf ihren Arm. »Ich wollte nicht oberlehrerhaft klingen und ganz bestimmt keine alten Erinnerungen wecken.«
»Ich lebe schon eine ganze Weile damit, Griff. Und du bist nicht schuld daran.« Chelsie stand auf und reinigte Alix’ Stuhl, dann konzentrierte sie sich darauf, das Kind zu säubern.
Da sie die Ablenkung zu brauchen schien, bot Griff nicht an, ihr zu helfen. Stattdessen nahm er die Teller vom Tisch und stellte sie in die Spüle.
Chelsie hob ihre Nichte aus dem Stuhl und setzte das Kind auf dem weiß gefliesten Boden ab. »Geh spielen«, flüsterte sie Alix ins Ohr.
Mehr Ermunterung brauchte die Kleine nicht. Sie verschwand in die Richtung, in der ihre Spielsachen lagen.
Sobald das Kind aus der Küche war, ging Griff zu Chelsie und legte seine Arme um ihre schlanke Taille. Dann drückte er sein Gesicht in ihren Nacken, sog ihren weiblichen Duft ein und rief sich einige Details der vergangenen Nacht ins Gedächtnis.
»Griff, es gibt da eine Sache, die ich dich fragen muss.«
»Kann das nicht warten?« Er vergrub seine Finger in ihrem Haar und dachte an das Bett oben. Arbeit war das Letzte, wonach ihm augenblicklich der Sinn stand.
»Ich habe es schon viel zu lange aufgeschoben«, erwiderte Chelsie.
Anscheinend hatte er es nicht geschafft, das zu erreichen, was er sich letzte Nacht vorgenommen hatte, dachte Griff voller Ironie. Sie war nicht zu erschöpft für ein langes Gespräch, und er spürte, dass es schwer werden würde, sie abzulenken. »Was gibt es?«
»Von jetzt an musst du Amandas Fall übernehmen.«
Die Forderung überraschte ihn. Er fasste Chelsie an den Schultern und drehte sie zu sich um, aber sie mied seinen Blick. Ihre niedergeschlagenen Lider und das nervöse Klopfen ihres Fußes deuteten auf ein ernstes Problem hin. Sie waren sich so nahe gekommen, wie es zwei Menschen nur möglich war. Also warum diese plötzliche Scheu, über etwas so Unpersönliches wie die Arbeit zu sprechen?
»Was ist los?«, fragte Griff.
Endlich hob Chelsie den Kopf und sah ihm in die Augen.
»Warum soll ich gerade diesen Fall übernehmen?«, wollte er wissen.
Chelsiehättesagenkönnen,dassihreMandantinessowollte.Siehättebehauptenkönnen,AmandasLageerinneresiezusehranihreeigene.SiehätteesaufihrenübervollenTerminplanschiebenkönnen.JededieserEntschuldigungenklangstichhaltigundwarwahrgenug,umGriffzufriedenzustellen,dochalsseinePartnerin – nein,als seine Geliebte – schuldete sie es ihm, ehrlich zu sein.
Gleichgültig, wie die Konsequenzen aussahen, sie wollte ihm weder emotional noch sonstwie ausweichen.
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