Auf ein Neues!: Roman (German Edition)
ihre Schutzmauern einriss. In seinen Armen fühlte sie sich sicher. Der Kuss jedoch und die Leidenschaft samt der verwickelten Gefühle, die sich darin ausdrückten, drohten ihr den Boden unter den Füßen wegzuziehen.
Auf Griffs Stirn lag ein leichter Schweißfilm und sein Atmen klang angestrengt. »Du solltest jetzt besser gehen«, murmelte er.
Chelsie lächelte, hatte jedoch selbst Schwierigkeiten, zu Atem zu kommen. »Dann bis später.«
Erst als sie am Frauenhaus ankam, wurde ihr bewusst, dass sie Griff die Wahrheit gesagt hatte. Aber nicht die, die am wichtigsten war.
»Wenn du andauernd unerwartet hier aufkreuzt, muss ich bald Miete von dir nehmen.« Griff hielt Ryan die Fliegengittertür auf.
Aus dem Morgen war Nachmittag und schließlich früher Abend geworden – ohne eine Nachricht von Chelsie. Griff verstand ihre Identifikation mit Amandas misslicher Lage, und als Anwalt war ihm auch bekannt, dass es selbst an Wochenenden Notfälle gab. Doch mit jeder Minute, die verstrich, wuchs seine Sorge.
Ryan kicherte und drängte sich wie üblich einfach an ihm vorbei ins Haus. »Heißt das, meine Dienste als Babysitter werden nicht mehr gebraucht?«
»Hör auf, mich auszuhorchen. Ich habe deine Dienste schon seit Monaten nicht mehr in Anspruch genommen. Betrachte dich als hochgeschätzte, aber nun arbeitslose Aushilfe.«
»Stimmt, Miss Russell hat ja meinen Job übernommen.« Ryan hielt kurz an, um Alix auf die Wange zu küssen. Die Kleine revanchierte sich mit einem feuchten Schmatzer auf seinen Mund, der Ryan zum Kichern brachte. »Da wir gerade von Chelsie reden … «
»Ich nicht«, fiel Griff ihm ins Wort. Dabei dachte er unentwegt an sie, wollte seine privaten Überlegungen aber nicht einmal mit Ryan teilen.
»Ich aber. Ich habe dir einen Gefallen getan.« Ryan hielt ihm eine braune Akte hin.
Griff musterte die auffällige Mappe. Er hatte die Resultate von Ryans Ermittlungen zu häufig gesehen, um sich zu irren. »Ich dachte, ich hätte dir gesagt, du sollst sie in Ruhe lassen.«
»Ein kleiner Freundschaftsdienst.« Ryan warf die Akte auf den Couchtisch. »Mach damit, was du willst«, sagte er und wandte sich Alix zu, um mit ihr zu spielen.
Da Griff wusste, dass er den Bericht verschwinden lassen musste, ehe Chelsie zurückkam, nahm er die Akte nach einem finsteren Blick auf Ryan vom Tisch. Dann ging er schnurstracks die Treppe hoch in sein Büro und legte sie in die oberste Schublade seines Schreibtischs. Es gab keinen Grund, Chelsie zu verärgern, indem er ihr verriet, dass ein Privatdetektiv, noch dazu Ryan, sich mit ihrer Vergangenheit beschäftigt hatte. Er würde die Unterlagen später entsorgen und damit ein für alle Mal vernichten.
Er hatte nicht die Absicht, irgendwelche Einzelheiten zu erfahren, die Chelsie nicht von sich aus erzählte. Sie hatte doch bereits angedeutet, dass sie miteinander reden mussten, und er war sicher, dass sie im Laufe der Zeit Vertrauen zu ihm fassen würde.
Sie hatten noch das ganze Leben Zeit dazu, wurde ihm plötzlich bewusst.
Ihm war schon eine Weile klar, dass sie mit einer Zweijährigen im Haus nicht über längere Zeit eine Affäre haben konnten. Und tief im Herzen wusste er, dass er Chelsie für immer haben wollte. Er wünschte nur, sein mit Bildern aus der Vergangenheit überladener Verstand ließe ihn in Ruhe. Doch Chelsie hatte ihn bereits auf den Weg der Besserung gebracht.
Sie mochte ihn , nicht das, was er ihr geben oder kaufen oder für sie tun konnte. So viel Aufmerksamkeit hatte ihm bislang keine Frau geschenkt. Schon allein aus diesem Grund vertraute er ihr genug, um den Versuch zu wagen, eine gemeinsame Zukunft mit ihr aufzubauen.
Griff sah auf seine Uhr. Warum zum Teufel dauerte das so lange?
»He, Ryan.« Er rannte wieder nach unten und spannte seinen alten Freund noch einmal ein.
»SiesindalsonachHausegefahren,umdasLieblingskuscheltierIhresSohneszuholen.«ChelsiesaßmitAmandaineinemderwenigenfreienZimmerdesFrauenhauses.
Damit die ansonsten düstere und gedrückte Atmosphäre etwas aufgelockert wurde, waren die beigen Wände mit Postern vollgehängt. Auf jede Frau, die an diesem Ort eine kurze Verschnaufpause einlegte, warteten außerhalb der Mauern ernste Probleme, doch viele hatten ihre Kinder mitgebracht. Und wo es Kinder gab, gab es Hoffnung.
»Ganz schön dumm, was? Es ist nur so, dass er nicht mehr richtig geschlafen hat, seit wir vor über einer Woche hier angekommen sind.«
Chelsie legte die Handflächen aneinander und
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