Auf ein prima Klimakterium
ein größerer Schwapp in den Toilettenhals gekippt, um auch hier mit einer frappierenden Geruchsdezimierung zu überraschen. Kamillen-, Melissen- und Minzetees in Hülle und Fülle, heißes Zitronenwasser, selbst gepresster Holundersaft, heiße Milch mit Honig gaben unseren Körpern bei fieberhaften Erkältungen Schützenhilfe.
In Mutters Garten warteten die herangewachsenen Kohlrabis, Sellerieknollen, Gelbe Rüben, Rettiche und Radieschen, Rhabarber, Lauch, Bohnen, Liebstöckel, Schnittlauch, Petersilie und ihre Salatkreierungen von Kopfsalat über die Rauke bis zur selbst gezüchteten Salatgurke auf ihren Verzehr.
Außer einem fehlenden Gusto für das Eau de Cologne hat sich die große Vorliebe für die Urkraft des Natron-Pulvers z. B. zur Entsäuerung bei mir erhalten, wie auch das Vertrauen in ein Aspirin mit Vitamin-C-Anteil zur Blutverdünnung, zur rechten Zeit, zu aufgekochtem Zitronenwasser, in meinem Fall unter Zugabe einer Ingwerknolle zur Entsäuerung und linksdrehenden Molekülbewegung der Körperflüssigkeit, die Anwendung der Holunder-Rezepturen in allen Facetten, Respekt vor der kräftigen durchblutungsfördernden Wirkung der Rosskastanie und eine große Verehrung für die Heilwirkung der Schwedenkräuter, die sich, aus dem Körpergedächtnis, wie ein roter Ariadne-Faden durch mein Leben ziehen. Das Trinken von heißer Milch mit Honig erweckt in mir ein wohliges, geborgenes Gefühl und den Gedanken von Gesundung.
Es war immer ein großes Anliegen meines Ausbilders und Ganzheitsmediziners, im Rahmen einer eingehenden Anamnese, auch positive Erinnerungen im vergangenen Wirkungsfeld-Bereich des Patienten herauszufinden und in den Behandlungsablauf mit einzugliedern. Ein Mensch, der z. B. als Kind von seiner Mutter bei Erkrankung nur mit Tabletten therapiert wurde, dessen Körpersystem wird auf Kräuterheilbehandlungen erst einmal gar nicht ansprechen. Für diese Patienten hatte der Arzt zunächst sehr fürsorglich mit Placebo-Tabletten, die er mit Milchzucker, Kalzium und Magnesium hergestellt hatte, aufgewartet. Die Wirkung war sehr oft verblüffend und begeisterte uns Zeitzeugen. Selbstverständlich begegnete er schweren Akut-Fällen auch mit Pharmazeutika der Akut-Medizin, die er aber bei einer vertrauensvollen Präventivbehandlung und bei seelischer Einbettung des Patienten oft zu verhindern wusste. »In China bezahlt man an den Arzt eine Pauschale, solange er einen gesund erhält, und ist honorarfrei bei einer Erkrankung«, erklärte er uns immer wieder lachend, denn er hatte einige Jahre in diesem Land gewirkt und studiert, musste sich aber bei seiner Rückkehr zähneknirschend den Gepflogenheiten der deutschen Kassenärztlichen Vereinigung beugen. Was den Modus seiner Diagnostik-Technik und Therapie-Gestaltung betraf, blieb er als Internist und Humanist erfolgreich seiner Handlungsweise treu, was seine Patienten wiederum mit jahrelanger Treue quittierten.
Liebe Leser, darf ich Sie jetzt für eine Stippvisite in meinen Altweibersommmer-Garten entführen? Wo unter vielen Kräutern und Pflanzen aus der Apotheke Gottes eine Salatpflanze mit heilenden Kräften auf Sie wartet, die es schon bei den alten Römern, unter dem Namen Senfkraut, zu beachtlichem Ansehen gebracht hat.
Die Rauke – die Rucola
Eruca vesicaria und Eruca sativa kamen in Deutschland erst in den Siebzigerjahren in Mode, durch die Einwanderer aus Italien, die eine große Vorliebe für sie hatten, in delikater Gesellschaft mit Mozzarella, Tomaten und Basilikum.
Durchblutungsfördernd, verdauungs- und stoffwechselanregend ist diese mehrjährige, sonnenhungrige Gesellin mit dem scharfen, aromatischen Geschmack, die als ›gute Partie‹ mit Kalzium, Kalium, Eisen und den Vitaminen A und C aufzuwarten weiß.
Die anteiligen Senfölglykoside der Rauke regen das Verdauungssystem an, helfen bei Übelkeit, die vom Magen ausgeht, reizen aber in zu hoher Menge die Magenschleimhäute. Mit einer wohldosierten Überdosis der Senfölglykoside wusste der Geheimdienst der alten Römer so manche Zunge eines Gefangenen zu lösen. Das würde sich für uns im Hier und Heute nur bei einer Unmenge von verzehrtem Rucola-Salat als Problem darstellen.
Wir erfreuen viel lieber die Zunge unserer zu Bekochenden mit außergewöhnlichen Geschmackserlebnissen, von denen ich Ihnen jetzt spezielle aus meiner Wechseljahr-Abteilung verraten darf.
Rucolasuppe Fungilia
1 kleine Knoblauchzehe
1 große Zwiebel
4 EL Olivenöl
150 g Kartoffel
500 ml
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