Auf gluehenden Kohlen
Lüge war, sagte Mancini: »Pete hat die letzten vier Jahre in der angesehensten Kanzlei in Portland verbracht und mit deren bestem Anwalt zusammengearbeitet, der auch noch zufällig sein Vater ist. Man könnte sagen, Pete hat die hohe Prozesskunst in seinen Genen.«
»Hat diese Kanzlei Kriminalfälle vertreten?« fragte Jesse, der Steves Versuch, die Frage nach Peters Erfahrung zu umgehen, ignorierte.
»Jesse«, warf Mancini ein, während sein Gesicht sich verdüsterte, »es gibt etwas, das Peter und ich von Gary wissen, was wir vor dir, Alice und Donna verheimlicht haben. Etwas, das sehr viel mit Peters Eignung, Gary zu verteidigen, zu tun hat. « Donna und Alice warfen sich besorgte Blicke zu, und Jesses Miene wurde starr. »Vor ein paar Wochen wurde Gary festgenommen, als man ihn dabei erwischte, wie er in ein Fenster des Mädchen Wohnheims spähte, als eine junge Frau sich gerade auszog.«
Alices Hand f ühr zum Mund hoch, und Donna sagte: »Oh, mein Gott.«
»Pete spazierte gerade zufällig über den Campus, als das geschah. Er beruhigte die Campuswachmänner, begleitete Gary zum Polizeirevier und überredete die Polizei, keine Anzeige gegen Gary zu erstatten. Dann kam er zu mir. Ich habe die Sache bei der Collegeleitung in Ordnung gebracht, damit Gary seinen Job behalten konnte.
Jesse, Pete ist nicht nur ein hochrangiger Anwalt, sondern Gary vertraut ihm auch. In einem Fall wie diesem ist das Vertrauen zwischen einem Anwalt und seinem Mandanten von grundlegender Bedeutung. « Peter war besorgt, dass Jesse Harmon misstrauisch werden könnte, wenn Steve fortwährend das Wort für ihn ergriff. Er meinte, es sei an der Zeit, dass er selbst etwas sagte. Peter wusste so gut wie nichts über das Beweismaterial der Staatsanwaltschaft, folglich hatte er keine Ahnung, ob Gary schuldig oder unschuldig war, aber er wusste sehr genau, was Jesse und Alice hören wollten. »Mr. und Mrs. Harmon«, erklärte er mit allem ehrlichen Gefühl, das er aufbringen konnte, »ich weiß, wie besorgt Sie um Gary sind, deshalb möchte ich Ihnen erklären, warum ich bereit bin, Garys Verteidigung zu übernehmen. Ich bin überzeugt, dass die Polizei von Garys geistiger Behinderung wusste und sie ausgenutzt hat, um ihn mit Tricks dazu zu bringen, etwas zu gestehen, was er nie getan hat. Was die Polizei mit Gary getan hat, ist falsch, und ich habe die Absicht, etwas dagegen zu unternehmen.« Jesse Harmons Miene entspannte sich, und über Alice Harmons Wange rann eine Träne.
»Wir danken Ihnen für das, was Sie für unseren Jungen getan haben«, sagte Jesse, »und wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie ihm auch jetzt aus der Klemme helfen würden.“
Zw ölftes Kapitel
1
Peter hatte nicht erwartet, Becky O'Shay neben Earl Ridgelys Schreibtisch sitzen zu sehen, als die Empfangsdame ihn und Steve Mancini in das B üro des Staatsanwalts führte. Er wollte ein Lächeln aufsetzen, fing sich aber gerade noch. Er entsann sich, wie sehr Becky sich dagegen gesträubt hatte, mit ihm auszugehen, weil sie Prozessgegner seien, und kam zu dem Schluss, sie würde eine Gefühlsäußerung vor ihrem Chef wohl auch nicht sehr schätzen. »Wie halten sich Jesse und Alice?« wollte Ridgely von Mancini wissen, als sich alle gesetzt hatten. »So gut, wie es zu erwarten war.«
»Sie sind furchtbar nette Leute. Es tut mir leid, dass sie dieses Martyrium durchmachen müssen.«
»Es wäre viel leichter für sie, wenn Sie damit einverstanden wären, Gary gegen Kaution freizulassen.« »Das kann ich nicht.«
»Earl, Sie kennen Gary seit seiner Geburt. Glauben Sie, dass er dieses Mädchen ermordet hat?«
»Sehen Sie, ich bedaure die Verhaftung schrecklich. Sie wissen, wie sehr ich Jesse und Alice achte. Aber die Beweise sind sehr stichhaltig. Wir ermitteln natürlich noch, aber wir haben ein Geständnis auf Band...«
»Er hat zugegeben, sie ermordet zu haben?« »Nicht explizit, aber...« Ridgely zögerte. »Es tut mir leid, ich kann nicht weiter darüber sprechen. Morgen gehen wir vor eine Anklagejury. Sollte die formelle Anklage zurückgewiesen werden, werde ich Ihnen alle Ermittlungsergebnisse, soweit das Gesetz es zulässt, offenlegen, aber ich werde diese Sache ganz nach Vorschrift durchziehen.« »Earl, wir kennen uns inzwischen... wie lange? Ich verstehe nicht, wieso Sie uns nicht wissen lassen können, was Sie gegen Gary vorliegen haben.«
»Die Vorschriften besagen, dass die Verteidigung bis zur Anklageerhebung kein Anrecht hat, Ermittlungsergebnisse zu
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