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Auf gluehenden Kohlen

Auf gluehenden Kohlen

Titel: Auf gluehenden Kohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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verlassenen Ding, das als Mahnung an die Ungastlichkeit der Wüste diente.
    Im Inneren des Hauses sah es nicht besser aus als drau ßen. Leere Pizzaschachteln, zerknüllte Zigarettenpäckchen und beschmadderte Sexmagazine lagen überall herum. In der Küche war der rostfleckige Kühlschrank fast leer, und angetrocknete Suppe war um die Platten auf dem heruntergekommenen Herd festgebacken. Booth war gegen eins herein gewankt und auf sein ungemachtes Bett gesunken. Er schlief so tief, dass ihn das Gebummere an seiner Haustür nicht gleich weckte. Als das Getöse endlich zu ihm durchdrang, führ er aus dem Schlaf hoch und kippte dabei die Lampe auf seinem Sofatisch um. Es war stockdunkel in seinem Zimmer, und sein Herz pochte so laut, dass er zwischen den beiden Klopfgeräuschen nicht unterscheiden konnte.
    »Augenblick«, rief er völlig verwirrt, aber das Pochen ging weiter.
    Booth schwang die Beine über die Seite des Bettes. Er trug Boxershorts und ein Unterhemd. Sein Mund fühlte sich wie Gummi an. Das plötzliche Aufwachen im Dunkeln hatte ihn völlig durcheinandergebracht. Die Pillen, die er vor dem Einschlafen genommen hatten, halfen nicht. Booth grabbelte nach dem Schalter an der Lampe und hatte Schwierigkeiten, ihn zu finden, weil die Lampe auf der Seite lag.
    »Komme gleich«, schrie er wieder.
    Diesmal h örte das Klopfen auf. Booth fand den Schalter. Das Licht tat seinen Augen weh. Er zuckte zusammen und tastete nach seinen Jeans, dann zog er sie an. Nachdem er in seine Sneakers geschlüpft war, wankte er in den Vorraum. »Wer ist da?« rief er durch die Tür.
    »Rafael Vargas«, sagte eine Stimme mit einem leicht spanischen Anklang.
    »Ach du Scheiße«, murmelte Booth zu sich selbst. »Mach die verfluchte Tür auf«, befahl eine tiefere Stimme. In dem Augenblick, in dem Booth die Tür öffnete, bedauerte er es, aber sich zu weigern, die beiden Männer hereinzulassen, wäre nutzlos gewesen. Der erste, der durch die Tür kam, hätte sie leicht eintreten können, wenn er gewollt hätte. Er trug ein Jackett über einem engen, schwarzen T-Shirt, das sich über gerippte Muskeln spannte. Als er sich bewegte, fiel die Jacke auseinander und enthüllte den Knauf einer großen Pistole. Der Mann hatte die langen Haare zu einem Pferde schwänz zusammengebunden, und ein goldener Ohrring baumelte an seinem linken Ohr. Eine ausgezackte Narbe zog sich über seine Wange, seine Nase war schief, und seine Augen blickten wild. Kaum war er drinnen, durchsuchte er das Haus. Rafael Vargas war mager, drahtig und offenkundig südländisch. Sein belustigtes Lachen enthüllte gleichmäßige weiße Zähne, und über der Oberlippe trug er einen bleistiftdünnen Schnurrbart. »Setz dich, Kevin«, befahl Vargas, nachdem er sich den bequemsten Stuhl in dem verlotterten Wohnzimmer ausgesucht hatte. Booth setzte sich seinem Besucher gegenüber auf die Couch. »Sonst ist keiner hier«, knurrte Vargas' Leibwächter, als er mit der Durchsuchung fertig war. Vargas nickte, dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Booth zu. »Hat dir Chris gesagt, was wir von dir wollen?« fragte er. Booth schluckte. Er war immer noch groggy von den Pillen. »Wenn Mr. Vargas eine Frage stellt, erwartet er eine Antwort.« Der Leibwächter trat einen drohenden Schritt vor. »Yeah«, antwortete Booth rasch. »Ich bin halt müde. Es ist drei in der Nacht.«
    »Dann musst du schnell wach werden, Kevin«, sagte Vargas. »Es gibt was zu tun.«
    »Ah, hören Sie, Mr. Vargas«, stammelte Booth nervös, »ich habe Chris gesagt, ich glaube nicht, dass ich dafür der Richtige bin.«
    Vargas hob die Hand, und Booth erstarrte. »Hör zu, Amigo, Chris ist in Schwulitäten. Die DEA überwacht ihn todsicher. Er ist klug genug, das zu wissen.« »Ich bin zusammen mit Chris verhaftet worden. Die haben mich doch wahrscheinlich auch im Verdacht.“
    Vargas sch üttelte den Kopf. »Die DEA hatte dich in dem Moment vergessen, als du den Gerichtssaal verlassen hast.« »Richtig, aber...«
    »Kevin, die Räder haben sich zu drehen begonnen. Es ist zu spät, sie dran zu hindern.«
    Vargas stand auf. »Ich habe zwanzig Kilo Kokain in einem Lieferwagen, der draußen steht. Du brauchst nichts weiter zu tun, als es ein paar Tage aufzuheben. Meinst du, du kannst das machen?« Booth fühlte sich, als hätte Vargas ihn gebeten, am Tag, als die Atombombe auf Hiroshima abgeworfen wurde, am Bodennullpunkt zu stehen.
    »Zwanzig... Mr. Vargas, ich möchte wirklich nicht zwanzig Kilo Schnee in

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