Auf gluehenden Kohlen
der heutigen Sitzung mit Gary fragte sich Peter, ob sie darauf nicht verzichten und sich an ein klares »Nicht schuldig« halten sollten, mit der Begründung, dass Gary das Verbrechen nicht begangen habe.
Der Autopsiebericht schilderte das Gemetzel an Sandra Whiley in plastischen Einzelheiten. Die Person, die ihr diese Verletzungen beigebracht hatte, war in Wut gewesen. Gary war w ütend gewesen, als er Karen Nix angefallen hatte, aber Garys Wut war eine spontane Reaktion auf Karens Kränkung. Das Beil stank meilenweit nach Vorsatz. Wer läuft schon mit einem Beil herum? Nein, der Mörder hatte das Beil bei sich, um es gegen das Opfer zu gebrauchen, und das bedeutete, der Mörder hatte seine Tat geplant. Peter konnte sich Gary Harmon nur mit Schwierigkeiten bei der Planung eines Frühstücks vorstellen.
»Mr. Geary möchte Sie sprechen«, sagte Clara, als Peter die Tür zur Kanzlei aufmachte. »Ist er da?« fragte Peter nervös.
»Nein«, antwortete Clara, ohne von ihrer Tipparbeit aufzublicken. »Er ist im Bunkhouse Motel in der Cayuse County. Hat gesagt, Sie sollten sofort anrufen, wenn Sie reinkommen.« Clara unterbrach ihr Getippe und sah Peter an. »Das waren seine genauen Worte. Sofort, wenn er zur Tür reinkommt. « »Wissen Sie, warum er mit mir sprechen möchte?« »Das geht mich nichts an, Mr. Haie. Ich bin hier bloß die Sekretärin. Aber er schien mir ein kleines bisschen verärgert zu sein.« Peter überlegte, ob Geary wohl bereits wusste, dass er an dem Fall arbeitete. Er hatte sich mehr Zeit erhofft, um seine Position als Garys Anwalt festigen zu können, ehe er seinem Chef gegenübertreten musste.
»Mr. Geary«, sagte Peter, sobald er von der Motelrezeption durchgestellt worden war, »Clara sagte, Sie wollten mich spre chen. « »Ja. Ja, das will ich. Nach der Sitzung saß ich gerade in Richter Gilroys Amtszimmer, da bot er mir scherzhaft sein Beileid an, weil ich den Fall Harmon auf dem Hals hätte. Ich sagte zu ihm, ich wüsste nicht, wovon er redet, weil sich unser Büro mit Mordprozessen nicht befasst. Bei all der Arbeit in der Praxis wären wir niemals in der Lage, die Zeit aufzubringen, die wir aufbringen müssten, um kompetente Arbeit zu leisten. Ganz zu schweigen davon, dass niemand in meinem Büro die Qualifikation besitzt, einen Mordprozess zu bewältigen, der, das wissen Sie sicher, ein Fall ist, der einen Fachmann erfordert.
Der Richter sagte, er k önne sich irren, aber Richter Kuffel habe ihn während einer Pause in unserem Verfahren angerufen, und er meinte, Kuffel habe gesagt, mein junger Mitarbeiter sei zur Klagevernehmung von Mr. Harmon erschienen. Das stimmt nicht, nicht wahr, Peter?«
»Tja, äh, doch, es stimmt. Ich meine, der Richter hat recht. Aber Sie müssen sich keine Sorgen machen. Der Prozesstermin steht noch nicht fest. Und die Harmons zahlen uns einhunderttausend Dollar plus Spesen.«
Peter hielt den Atem an, w ährend er wartete, dass Geary die Höhe des Honorars schluckte. Peter nahm an, dass einhunderttausend Dollar alle Bedenken, die sein Chef haben mochte, beseitigen würden. Einen Augenblick war es still in der Leitung. Als Geary wieder das Wort ergriff, klang es, als habe er Mühe, sich im Zaum zu halten.
»Peter, ich möchte, dass Sie Jesse Harmon anrufen und ihm sagen, Sie hätten einen Fehler gemacht, als Sie den Fall seines Sohnes übernahmen, ohne mich um Rat zu fragen. Dann marschieren Sie runter ins Büro von Richter Kuffel und legen den Fall nieder, so schnell Sie können. Gleich als erstes morgen früh geht in Ordnung, heute Abend wär's allerdings noch besser, wenn Sie ihn erwischen können. Am besten, Sie rufen sofort an, wenn ich aufgelegt habe.«
»Aber Mr. Geary...«
»Kein Aber, Peter. Sie und dieses Büro sind ab sofort aus dem Fall Harmon draußen. Haben Sie mich verstanden?« »Also, nein, das verstehe ich nicht. Wie viel verdienen wir an einem Ihrer lausigen Gerichtstermine? Was, ein paar hundert Dollar? Ich habe gerade ein Hunderttausenddollar-Honorar eingebracht, und Sie tun so, als h ätte ich was falsch gemacht.« »Natürlich haben Sie etwas falsch gemacht, Peter«, sagte Geary in einem Ton, der in Peter die Vorstellung von anschwellenden Blutgefäßen und fest zusammengebissenen Zähnen heraufbeschwor. »Erstens haben Sie diesen Fall übernommen, ohne mich, Ihren Chef, zu fragen.
Zweitens hat unser B üro einen Vertrag, mittellose Beschuldigte in drei Countys zu vertreten. Ein Vertrag ist ein bindendes Versprechen zwischen zwei
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