Auf gluehenden Kohlen
oder mehr Parteien, bestimmte Aufgaben zu übernehmen. Um meinen Teil des Vertrages zu erfüllen, brauche ich ihre Mithilfe, um mittellose Beklagte zu verteidigen, ganz egal, wie lausig die Fälle sein mögen. Sie können mir nicht zur Verfügung stehen, wenn Sie mit einem einzigen Fall zwei bis vier Monate vor Gericht zu tun haben.
Drittens, und das ist das Wichtigste, bei diesem Fall geht's nicht um irgendeinen Ladendiebstahl. Wenn Sie versagen, bekommt Gary Harmon t ödliche Chemikalien in die Venen gespritzt. Und Sie werden versagen, Peter, weil Sie ein Versager sind. Haben Sie vergessen, dass Ihr Vater Sie gerade wegen Ihrer ungeheuren Unfähigkeit auf dieses intellektuelle Devil's Island verbannt hat? Sind Sie so oberflächlich, dass Sie Ihre Perfidie noch verschlimmern wollen, indem Sie Gary Harmons Leben für Geld aufs Spiel setzen?«
»Ich habe etwas gegen die Unterstellung, dass ich diesen Fall wegen des Geldes übernommen hätte«, konterte Peter ungehalten. »Mir ist scheißegal, wogegen Sie etwas haben«, schrie Geary. »Sie marschieren entweder runter zum Gericht und legen den Fall nieder, sobald ich aufgelegt habe, oder Sie räumen Ihr Arbeitszimmer.« Die Leitung wurde unterbrochen. Peters Hand zitterte. Er legte auf und ließ sich in seinen Sessel sinken. Was sollte er tun? Wenn er Garys Fall nicht niederlegte, war seine letzte Chance, die Gunst seines Vaters zurückzuerhalten, vertan. Gab er den Fall aber ab, ließ er sich die einmalige Gelegenheit entgehen, sich auf eigene Faust einen Namen zu machen. Eine Chance wie diese bekam er vielleicht nie wieder.
Peter hatte seine Verbannung in diese Ödnis als eine vorübergehende Unannehmlichkeit hingestellt. Er war immer der Mei nung gewesen, dass sein Vater ihn wieder bei sich willkommen heißen würde, wenn er als schlechtbezahlter Armenanwalt seine Buße getan hätte. Lange und intensiv sann Peter darüber nach, wie sein Vater wohl auf einen Anruf von Arnos Geary reagieren würde, der ihm mitteilte, dass Peter kaum zwei Monate durchgehalten hatte, ehe er ihn an die Luft setzen musste.
Vor dem Fall Elliot h ätte Peter niemals geglaubt, dass sein Vater ihn für irgendetwas, das er getan hatte, bestrafen könnte. Als er vorübergehend von der High-School relegiert wurde, weil er im Suff mit seinem Jeep das Footballfeld umgepflügt hatte, bezahlte Richard den Schaden und schaffte es irgendwie, dass die Suspendierung nicht in seiner Akte erschien. Als es auf dem College dieses bedauerliche Vorkommnis mit dem Mädchen aus der Schwesternschaft gegeben hatte, hatte Richard getobt und geschrien, dann aber die Abtreibung bezahlt. Und wie war das mit seinem Jurastudium? Bis heute hatte Peter keine Ahnung, wie er mit seinen Noten die Zulassung bekommen hätte, wenn Richard nicht interveniert hätte. Deswegen war es so ein Schock gewesen, als sein Vater nach seinem Fiasko im Fall Elliot den Daumen nach unten gedreht hatte, und das war auch der Grund, weswegen er die Möglichkeit nicht ausschließen konnte, dass Richard ihn für immer verstoßen würde, wenn er wieder versagte. Bei dem Gedanken, aus Gearys Büro auszuscheiden, fühlte Peter sich wie ein kleiner Junge, der sich zum ersten Mal daranmacht, in der Badeanstalt vom Turm zu springen. Er konnte vom Sprungbrett wieder in die Sicherheit zurückkriechen, indem er Gary Harmon fallenließ, oder er konnte den furchtbaren Sprung ins Unbekannte wagen, indem er den Fall behielt. War er bereit, seine Freiheit gegen Sicherheit einzutauschen? Wollte er sein ganzes Leben ein Kind bleiben, vollkommen auf seinen Vater angewiesen, oder wollte er ein Mann werden, der auf seinen eigenen zwei Füßen stehen konnte? Dann erinnerte sich Peter an Steve Mancinis Rat. »Scheiß auf Arnos Geary«, hatte Mancini gesagt. Mancini hatte recht. Mit hunderttausend Dollar konnte er zu vielen Leuten »Leck mich!« sagen. Und dann war da die Teilhaberschaft, die ihn erwartete. Als Peter darüber nachdachte, war die Wahl gar nicht so schwer.
4
»Was wirst du tun?« fragte Steve Mancini, als Peter seinen Bericht über das Telefongespräch mit Arnos Geary beendet hatte. Sie saßen auf der Couch in Mancinis Wohnzimmer. Polizeiberichte und Tonbandcassetten stapelten sich neben einem Kassettenrecorder vor ihnen auf dem Sofatisch. Donna war in der Küche, machte Kaffee und schnitt einen Rosinenkuchen auf. »Ich weiß, was ich gerne tun würde, aber ich habe ein großes technisches Problem. Wenn ich Garys Anwalt bleibe, muss ich aus meinem
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