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Auf gluehenden Kohlen

Auf gluehenden Kohlen

Titel: Auf gluehenden Kohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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Leute auf dem Quivive. Leute wie er, vor der Elliot-Pleite. Peter hätte unter normalen Umständen niemals mit jemandem wie Gary verkehrt, aber nun fand er Garys kindliches Vertrauen in ihn ebenso liebenswert wie schmeichelhaft. Nach der Art, wie man ihn bei Haie, Greaves behandelt hatte, war es schön, Dankbarkeit zu spüren.
    Peter hielt in seinen Gr übeleien inne und sah Gary direkt an. Gary begegnete seinem Blick, ohne zu zucken.
    »Gary, ich möchte Sie bitten, sich ganz genau anzuhören, was ich Ihnen sagen werde.« Gary beugte sich erwartungsvoll vor. »Sie besitzen keine speziellen Fähigkeiten.«
    Peter wartete auf eine Reaktion. Gary machte ein verdutztes Gesicht. Als keine Antwort kam, fuhr Peter eilig fort. »Begreifen Sie, was Sergeant Downes mit Ihnen gemacht hat?« Gary schüttelte den Kopf.
    Peter versuchte einen diplomatischen Weg zu finden, wie er Gary die schlechte Nachricht er öffnen könnte. »Ich bin ihr Freund, Gary. Vertrauen Sie mir?« »Yeah.«
    »Und Sie wissen, wenn ich Ihnen etwas sage, das Ihre Gefühle verletzt, dann sage ich es nur, weil ich es muss, um Sie zu retten?«
    Wieder nickte Gary.
    »Okay. Ist Ihnen klar, dass Sie nicht so klug wie manche anderen Leute sind?«
    Gary wurde rot, aber er nickte.
    »Hintergehen gemeine Leute Sie manchmal? Spielen Ihnen Streiche oder versuchen Sie reinzulegen?«
    »Yeah. Ich mag solche gemeinen Leute nicht. Sie verletzen meine Gefühle.«
    »Gary, Sergeant Downes hat Ihnen einen Streich gespielt. Er hat Sie hintergangen. Er hat gesagt, Sie hätten übernatürliche Fähigkeiten, aber die haben Sie nicht.«
    Einen Moment lang war Garys Gesicht v öllig ausdruckslos. Dann zogen sich seine Brauen zusammen.
    »Wieso habe ich den Mord gesehen, wenn ich keine Fähigkeiten habe?«
    »Mir fallen dazu nur zwei Erklärungen ein, Gary. Entweder Sie haben Sandra Whiley ermordet...« »Oh, nein, Mr. Haie. Das könnte ich nicht.« »... oder Sie haben sich alles ausgedacht, was Sie gesagt haben.«
    »Nein. Ich hab's mir nicht ausgedacht. Ich hab's gesehen.«
    »Sergeant Downes hat zu Ihnen gesagt, Sie sollten sich in Ihrem Kopf vorstellen, was Sie gesehen haben, stimmt's?« »Yeah.«
    »Nichts anderes war das Ganze, Gary. Ihre Vorstellungskraft.« »Aber es war wie wirklich.“
    »Tun Sie mir einen Gefallen. Schließen Sie Ihre Augen.« Gary kam Peters Bitte nach.
    »Jetzt stellen Sie sich dieses Zimmer vor. Haben Sie's?« Gary nickte.
    »Welche Jahreszeit haben wir?« »Sommer.«
    »Stellen Sie sich in Ihrem Kopf vor, es ist Winter.« Peter wartete ein paar Sekunden. »Sehen Sie Schnee am Fenster? Ist es kalt?« »Yeah.«
    »Jetzt stellen Sie sich vor, der Weihnachtsmann ist hier bei uns in diesem Zimmer. Sehen Sie ihn? Sehen Sie die Eiszapfen an seinem Bart? Sehen Sie das Funkeln in seinen Augen?« Gary lächelte.
    »Gary, haben Sie in diesem Gefängnis jemals den Weihnachtsmann gesehen?« »Nein.«
    »Aber jetzt sehen Sie ihn im Gefängnis?« »Das ist nicht...«
    Gary hielt inne. Seine Augen gingen langsam auf. Das L ächeln ging in Ratlosigkeit über.
    »Sehen Sie jetzt, was Sergeant Downes mit Ihnen gemacht hat? Verstehen Sie es jetzt?«
    »Ich... ich weiß, ich hab was gesehen. Ich weiß, ich hab zwei Leute im Park gesehen, als ich vorbeigegangen bin.« »Können Sie schwören, Sie haben Sandra Whiley gesehen?« Gary schüttelte den Kopf. Er wirkte niedergeschlagen. Peter empfand tiefes Mitleid mit ihm.
    »Das ist also unsere Aufgabe. Herauszufinden, was Sie wirklich gesehen und was Sie sich ausgedacht haben. Es wird eine schwere Aufgabe sein, aber wir werden zusammenarbeiten, und wir werden es schaffen. Wollen Sie mit mir zusammenarbeiten, Gary? Wollen Sie mir helfen?«
    »Ja, das will ich, Mr. Haie. Ich werd mir große Mühe geben.« »Gut, Gary. Das ist ein Anfang.«
3
    Es war fast f ünf Uhr, als Peter das Gefängnis verließ. Die Arbeit mit Gary war ermüdend. Gary war für Beeinflussungen so offen, dass Peter auf jedes Wort achten musste, und er konnte nie sicher sein, ob Gary ihn wirklich verstand oder nur nickte, um h öflich zu sein. Gary Harmon zu vertreten würde sehr frustrierend und sehr zeitaufwendig sein.
    W ährend Peter die Treppe zu Gearys Kanzlei hinaufging, blickte er auf die Uhr. Nach dem Abendessen wollte er zu Steve, um mit ihm die Taktik durchzusprechen. Es gab alle möglichen Verteidigungsstrategien, wie zum Beispiel verminderte Auffassungsgabe, die sie bei einem schuldigen Klienten mit Garys Intelligenz anführen konnten. Nach

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