Auf gluehenden Kohlen
beiden ersten Namen auf der Liste anzurufen. Sie praktizierten in Portland, und er fürchtete, sie würden wissen, wer er war. Sam Levine war Anwalt in Eugene, und er traf ihn an.
»Also, dies ist ihr erster Prozess mit möglicher Todesstrafe«, sagte Levine, nachdem Peter ihm erklärt hatte, warum er anrief. »Der erste.«
»Ich erinnere mich noch an meinen ersten. Ich hatte bereits sieben, acht Mordprozesse verhandelt und dachte, ich wäre eine tolle Kanone.« Levine kicherte. »Ich hatte keine Ahnung, auf was ich mich da einließ.«
»Wieso?« fragte Peter nervös.
»Kein anderer Prozess ist wie solche, bei denen's um die Todesstrafe geht. Sie sind einzigartig. Der allergrößte Unterschied ist, dass man sich gleich von vornherein auf zwei Prozesse vorbereiten muss. Beim ersten Prozess geht's um Schuld und Un schuld. Wenn ihr Typ des schweren Mordes f ür schuldig befunden wird, gibt's noch einen ganzen zweiten Prozess darum, welche Strafe er bekommen sollte. Bei einem normalen Fall denkt man an das Urteil erst, wenn der Mandant schuldig gesprochen ist. Bei einem Kapitalfall müssen Sie schlicht davon ausgehen, dass er schuldig gesprochen wird, auch wenn Sie persönlich überzeugt sind, dass Sie gewinnen werden, weil die Verhandlung um das Strafmaß fast unmittelbar nach der Schuldigsprechung vor derselben Jury beginnt, die Ihren Mandanten schuldig gesprochen hat, und dann hätten Sie keine Zeit, sich auf die Strafmaßverhandlung vorzubereiten, wenn Sie bis zur letzten Minute warten.«
Peter stellte eine Frage nach der anderen und f ühlte sich mit einer Antwort nach der anderen immer unsicherer. Levine erklärte ihm das besondere Jury-Auswahl verfahren, um das er ersuchen sollte, und teilte Peter mit, dass es einen ganzen Gesetzeskodex ausschließlich für kapitale Mordfälle gebe. Nach einer Dreiviertelstunde erklärte Levine, nun müsse er zu einem Mandanten, aber er würde sich sehr gern weiter mit Peter unterhalten. »Vielen Dank. Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar für die Zeit, die Sie sich genommen haben.«
»Sie werden merken, dass es eine echte Bruderschaft unter Todesstrafen-Anwälten gibt. Ich bitte immer andere Anwälte um Hilfe. Das muss man. Wenn man einen Fall von Fahren trotz Führerscheinentzug verhandelt, kann man sich's leisten, Mist zu bauen. Was wird man Ihrem Mandanten schon groß tun? Ihn zu einem Wochenende im Gefängnis verdonnern. Aber wenn's um die Todesstrafe geht, muss man perfekt sein. Wenn Sie nur einen einzigen kleinen Fehler machen, frisst die Staatsanwaltschaft ihren Mandanten.«
4
Donna Harmon war über und über mit Lebensmitteltüten bepackt, deshalb ging sie rückwärts durch die Haustür und stieß sie dann mit dem Fuß auf.
»Steve, ich bin da«, rief sie fröhlich, als sie ihre Pakete neben der Spüle auf der Arbeitsfläche ablegte. Das Haus war dunkel. Donna machte in der Küche Licht. Es war spät, und Donna nahm fest an, dass Steve mittlerweile zu Hause war. Wieder rief sie seinen Namen, als sie durch die Diele zum Wohnzimmer ging. Als sie Licht machte, sah sie voller Schrecken ihren Mann schweigend am Kamin sitzen.
»Warum hast du nur nicht geantwortet?« fragte sie noch immer lächelnd. Aber das Lächeln verging ihr, als ihr Mann zu ihr aufsah. Mancinis Augen waren blutunterlaufen und seine Kleider zerknittert. Er hielt einen Drink in der Hand, und es war deutlich zu sehen, dass es nicht sein erster war. Die Hand, die das Glas hielt, war verbunden.
»Was ist mit deiner Hand passiert?« »Ich hab mich geschnitten.« »Wie denn?« fragte sie und ging zu ihm.
»Wenn du dir Sorgen um mich machtest, wärst du hier gewesen, als ich dich brauchte.«
Die Wut in Steves Stimme lie ß sie wie angewurzelt stehenbleiben. »Ich hatte doch keine Ahnung, dass du verletzt bist, aber ich habe etwas, womit es dir viel besser gehen wird. Kalbsschnitzel und Spinatnudeln mit einer Soße, von der ich im Gourmet gelesen habe.« »Weißt du, wie spät es ist?«
»Ich habe die Zeit aus den Augen verloren. Ich habe mich wegen ein paar Recherchen, die ich in Garys Fall gemacht habe, mit Peter getroffen. Es tut mir leid, wenn ich mich verspätet habe.« »Es tut mir leid«, äffte Mancini sie nach. »Soll damit alles bereinigt sein? Ich reiße mir den ganzen Tag den Arsch für dich auf, und alles, was ich erbitte, ist, dass du für mich das Abendbrot fertig hast, wenn ich nach Hause komme.«
Mancini erhob sich langsam und kam zu Donna her über. Er sprach völlig monoton. Die
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