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Auf nassen Straßen

Auf nassen Straßen

Titel: Auf nassen Straßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Jochen Baumgart sein Eigner war.
    So etwas wie eine Binnenschifferehre stieß ihn aus der Gemeinschaft der anderen aus. Er spürte es nicht nur aus Briefen, sondern auch an den Schleusen und bei den Hafenbehörden, die ihn zwar korrekt, aber mit einer merkbaren Verachtung behandelten. Von Hafen zu Hafen nahmen die anderen Zillen die Geschichte vom Kampf zwischen Vater und Sohn mit und erzählten sie weiter. Sie flog der ›Fidelitas‹ voraus wie ein Pesthauch.
    Auch die Quelle in Duisburg begann zu versiegen.
    Als Jochen Baumgart in der Villa Paul Meyers erschien, erwarteten ihn dort Generaldirektor Meerbach und Direktor Vogel. Sie saßen sehr zufrieden und siegessicher in den dicken Klubsesseln und erhoben sich nicht, als Jochen Baumgart den Raum betrat.
    Jochen zog die Augenbrauen hoch. Er spürte die Gefahr und stellte sich darauf ein.
    »Guten Abend, die Herren«, sagte er salopp. »Muskelkater?«
    »Warum?« fragte Paul Meyer und bereute es, kaum daß er es gesprochen hatte.
    »Weil Sie die Knie krumm behalten und nicht aufstehen.«
    Generaldirektor Meerbach lächelte breit. Er trommelte mit seinen Fingern auf die Polsterlehne des Sessels und nickte Baumgart mehrmals zu.
    »Sie dürften mit Ihrer Frechheit am Ende sein, mein Bester. Denken Sie einmal an: Ich lasse mich scheiden! Oder besser: Ich habe in die Scheidung eingewilligt. Sie wissen, was das für Sie bedeutet?«
    »Nichts!«
    Jochen Baumgart sah Meerbach erstaunt an. Mein Gott, dachte er dabei. Das ist ein Schlag, den ich nicht einkalkuliert habe. An alles habe ich gedacht, nur nicht daran.
    Meerbach wiegte den Kopf. »Sind Sie wirklich solch ein Blödian, Baumgart? Ihre goldene Eier legenden Hennen werden zu Kampfhähnen. Wenn ich mich scheiden lasse, kann meine Frau ruhig erfahren, was hier im Hause vorgeht. Scheidungsgründe liegen genug vor, da kommt es auf einen mehr oder weniger nicht mehr an! Unterhaltspflichtig bin ich sowieso. Was soll also noch Ihre dummdreiste Erpressung? Ich werde Sie – das sage ich Ihnen vor allen hier – öffentlich in den Hintern treten, wenn Sie noch einmal kommen. Und eine Möglichkeit, Ihnen das Schiff wieder abzunehmen, werden wir auch noch ausknobeln. Vielleicht über den Staatsanwalt.«
    »Interessant!« Jochen Baumgart setzte sich und griff ungeniert in die silberne Dose, in der die englischen Zigaretten lagen.
    »Meine Herren! Warum diese ganzen Tiraden? Erpressung, Scheidung, Teilbeichte, Beschimpfung, das sind doch alles Dinge, die hier nicht interessieren. Wer sagt Ihnen überhaupt, daß ich Geld von Ihnen will? Habe ich jemals Geld verlangt? Ich habe Sie um den Gefallen gebeten, mir ein Schiff zu geben.«
    »Gebeten! Gefallen! Ein Schiff! Was ist das schon … Ein nettes, kleines, modernes Schiffchen!« Meerbachs Stimme wurde rauh und klang gar nicht mehr fein. »Das ist die größte Erpressung, die jemals Erfolg hatte!«
    »Ich habe mir dieses Schiff nur von Ihnen geliehen.«
    »Ach! Das ist ja eine ganz neue Version! Davon steht aber nichts im Vertrag!«
    »Es steht darin ein Passus, daß ich das Schiff durch laufende Raten amortisiere! Wenn ich etwas abzahle, ist es nicht geschenkt oder erpreßt, sondern ordnungsgemäß auf Raten geliefert. Sie und die anderen Herren waren lediglich so freundlich, mir ein so langes und kulantes Zahlungsziel einzuräumen. Es handelt sich zwischen uns um ein Geschäft, um gar nichts anderes. Oder sind Sie anderer Meinung?«
    Generaldirektor Meerbach schwieg. Direktor Vogel sah auf seine beringten Hände. Er trug gerne Schmuck, was ihm in Freundeskreisen den Spitznamen ›Paradiesvogel‹ eingebracht hatte.
    »Das haben Sie herrlich hingebogen«, sagte er. »Wir sind Idioten.«
    »Sie waren gehandicapt durch die Tatsache, die ich weiß. Das verdunkelt öfter den realen Blick. Wenn ich heute wieder zu Ihnen komme, so nur, um meine geschäftlichen Beziehungen zu Ihnen auszubauen.«
    Meerbach winkte ab. »Lassen Sie diese schleimigen Reden, Baumgart. Ich habe, wenn ich das höre, immer das Gefühl, ich würde angespuckt. Sie wollen also wieder Geld oder wie Sie es nennen?«
    »Ich will einen Liefervertrag. Weiter nichts. Ich brauche eine Ladesicherheit von zehn Jahren für mein Schiff. Dann habe ich es abgezahlt! Für zwei Jahre bin ich gedeckt. Aber dann müssen Sie einsetzen, Herr Meerbach.«
    Meerbach dehnte den großen Körper. Seine Stimme dröhnte. »Ich denke nicht daran! Ich lehne es ab!«
    »Ihr letztes Wort?«
    »Mein allerletztes!«
    »Sie sind sehr unklug.«
    »Es

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