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Auf nassen Straßen

Auf nassen Straßen

Titel: Auf nassen Straßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ist das Klügste, was ich tun kann! Sie gehen pleite!«
    »Und Sie mit!«
    »Glauben Sie? Sie verkennen die Macht des Kapitals!«
    »Vor allem in einer Demokratie – da haben Sie recht.«
    Baumgart nahm seinen Mantel, den er über eine Sessellehne geworfen hatte. »Sie werden Ihre Ablehnung bereuen, Meerbach. Es sollte ein reelles Geschäft werden, weiter nichts. Jetzt wird es eine Tragödie, zu der Sie mich zwingen. Es geht bei mir um meinen Lebensunterhalt, wie es vorher um den Aufbau einer Existenz ging.«
    Jochen Baumgart zog seinen Staubmantel an. Paul Meyer half ihm sogar hinein. Er konnte sich das leisten, denn er war der einzige des Clubs, der nicht erpreßt wurde und der nur die Funktion hatte, sein Haus für die Abende zur Verfügung zu stellen und davon sorgenfrei zu leben und die Hypotheken abzuzahlen. In gewisser Weise war er mit Baumgart seelenverwandt: Er schmarotzte und nutzte die Schwächen der Großen aus, indem er ihnen Gelegenheit gab, sie ungestört zu pflegen. Auf der Straße nahm er kein Taxi, sondern ging zu Fuß durch die spätherbstlichen Straßen. Es war schon fühlbar kalt. Das Laub wurde vom Nachtwind vor ihm hergetrieben. Die Schritte knisterten über den trockenen Blättern.
    In der Nähe des Hafens überholte ihn ein schwarzer, großer Wagen. Er glaubte, das Gesicht Vogels hinter dem Fenster der Rücksitze gesehen zu haben. Aber da der Wagen weiterfuhr, mußte er sich geirrt haben.
    Beim Übergang über die Hauptstraße, die sich um diese Zeit still und verlassen wie eine dunkle Schlucht zwischen den Häusern herzog, schleuderte plötzlich der schwarze Wagen wieder um die Ecke. Mit heulendem Motor kam er auf Baumgart zugeschossen, genau auf ihn zu, obwohl er auf der rechten Seite zu fahren hatte. Er jagte über die Straße hinweg, die Gummireifen quietschten und gellten über den Asphalt. Mit einem weiten Sprung schnellte Baumgart auf den Gehsteig, rutschte auf dem Rücken weiter und brachte sich in Sicherheit. Er drückte sich eng an die Hauswand, während die Räder des schwarzen Wagens wenige Zentimeter an ihm vorbeirauschten.
    Dann entfernte sich der Wagen wie ein schwarzer Pfeil durch die Straßenschlucht in die Dunkelheit.
    Zitternd lehnte Baumgart an der Hauswand, als der schwarze Wagen durch die stille Straße davonschoß. Er umklammerte die Eisenstange einer eingerollten Markise. Ein Ehepaar, das gerade um die Ecke bog, als der Wagen an ihm vorbeiraste, kam auf ihn zugelaufen.
    »Ist Ihnen etwas passiert?« schrie der Mann. Er stützte Baumgart und setzte ihn auf den Fenstervorbau des Hauses. »Der Kerl muß ja besoffen gewesen sein wie tausend Mann! Mit dem Wagen in dieser Fahrt quer über die Straße und über den Bürgersteig! Haben Sie sich die Nummer gemerkt? Es war eine Zwölf darin. Das habe ich noch gesehen, ehe er das Licht ausdrehte. Das sind ja Gangstermethoden!«
    Jochen Baumgart strich sich die Haare zurück. Er erhob sich, als die junge Frau verstört an ihn herantrat und ihm schüchtern ihr Parfümfläschchen anbot.
    »Danke, es geht schon wieder, gnädige Frau. Ich war einen Augenblick geschockt von diesem Erlebnis. Darf ich Ihren Namen wissen, wenn es zu einer Zeugenvernehmung kommen sollte?«
    »Aber selbstverständlich. Blumel, Hans Blumel ist mein Name. Ich wohne hier, Andreastraße 21. Am besten machen Sie sofort eine Anzeige bei der Polizei!«
    »Das werde ich tun. Haben Sie besten Dank!«
    Er nahm seinen Hut vom Boden und ging weiter, noch ein wenig schwankend, aber mit einer Freude, die ihm schier den Atem nahm.
    Sie wollten mich umbringen! Soviel bin ich ihnen wert. Direktor Vogel hatte es übernommen, mich zu liquidieren. Und ich habe zwei Zeugen. Wißt ihr Galgenvögel, was das bedeutet? Ein Zehn-Jahres-Vertrag ist sicher … Ich werde ein Pflaster verlangen, wie es noch kein Verletzter bekommen hat!
    Noch in dieser Nacht setzte er sich in seinem Hotel an den Apparat und rief solange die Wohnung von Meerbach an, bis der sich meldete.
    »Hier ist der Himmel«, sagte Jochen Baumgart. »Ich soll Ihnen einen schönen Gruß von einem neuen Mieter bestellen. Engelchen Jochen, Wolke 17, dritte Etage, dort, wo der Regen entsteht.«
    »Lassen Sie diesen Blödsinn mitten in der Nacht.« Die Stimme Meerbachs war verschlafen und unwillig. »Es reicht mir, wenn ich Sie am Tage anhören muß. In der Nacht lassen Sie mich bitte in Ruhe!«
    »Gern. In wessen Auftrag handelte eigentlich der liebe Vogel?«
    »Vogel? Auftrag? Ich weiß nicht, wovon Sie

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