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Auf nassen Straßen

Auf nassen Straßen

Titel: Auf nassen Straßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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vor.
    »Bitte?« sagte der dicke Mann in der Tür. Er hatte eine verhältnismäßig helle Stimme für seinen Körperumfang.
    »Ich hatte angerufen. Ihr Mädchen – nehme ich an – nahm das Gespräch entgegen.«
    »Ach – Sie waren es!« Der dicke Mann nickte mehrmals. »Sie luden sich ein? Leider weiß ich nicht …«
    Jochen Baumgart hob die Hand. »Herr Meyer«, sagte er leise, als könne man sie belauschen, »ich weiß, daß Direktor Vogel und Generaldirektor Meerbach Ihre Gäste sind. Ich weiß, daß die junge Baronin Pamela und ab und zu die Frau des Herrn Konsul Wegmann …«
    Paul Meyer hob die Hand. Über sein dickes Gesicht lief ein entsetztes Erstaunen. »Bitte, es genügt«, sagte er tief atmend, als habe er einen Dauerlauf durch seinen verwilderten Park gemacht. »Bitte, treten Sie ein.«
    Sie kamen in eine große Halle mit einer in das Obergeschoß frei hinaufschwingenden Treppe barocken Stils. Ritterrüstungen standen an den Wänden, alte Teppiche bedeckten den Boden aus gebrannten und glasierten Klinkern in dezenten Pastellfarben. Aus einem Nebenraum ertönte leise Musik, gedämpft durch die dicken Türen, die von der Halle nach allen Seiten abgingen.
    Paul Meyer nahm Jochen Baumgart den Mantel ab und legte ihn über die Lehne eines Brokatsessels.
    »Was wünschen Sie hier, mein Herr?«
    »Ich möchte Mitglied werden.«
    »Wie bitte?« Paul Meyer drückte das Kinn an den Kragen. »Ich verstehe Sie nicht, Herr …«
    »Baumgart.« Jochen lächelte mokant. »Es wird ein Name werden, den Sie sich merken müssen. Soviel ich weiß, und ich bin bestens informiert, haben bei Ihnen die Baronin Pamela und Generaldirektor Meerbach zweimal wöchentlich ein Zusammentreffen, das nach einem Sektgelage sich oben in einem der stillen Zimmer fortsetzt.« Jochen schaute zur Galerie empor, wo er schwach die Türfüllungen der Schlafzimmer sehen konnte. »Auch soll die junge und charmante Frau Konsul immer telefonisch erreichbar sein und sofort kommen, wenn Herr Direktor Schleggel von den Ruhrstahl-Werken im Haus ist.«
    Paul Meyer fühlte, wie er zu schwitzen begann. Er schielte zu Jochen Baumgart und wunderte sich, daß ein so junger, angenehm aussehender und sichtlich gebildeter Mensch so hundsgemein sein konnte.
    »Sie wollen mich erpressen?« fragte er mühsam.
    »Aber nein!«
    »Die Herren, die Sie nannten? Oder die Damen?«
    »Auch nicht. Ich glaube, wir mißverstehen uns gründlich.«
    »Sie wünschen ein – eine – wie soll ich sagen – eine Aussprache mit den Damen, die hier meine Gäste sind? Sie wollen sich dem Kreis anschließen?«
    »Genau das, Herr Meyer. Mir ist Ihr Privatklub sehr empfohlen worden. In München. So weite Kreise zieht er. Der Sohn eines Ihrer Klubmitglieder verriet mir Ihre Adresse. Ich bin der Ansicht, daß die gesellschaftlichen Vorteile Ihres Klubs unvergleichlich größer sind als etwa die Mitgliedschaft des Rotary-Klubs oder einer anderen Gesellschaftsloge. Bei Ihnen ist man Mensch, so völlig Mensch, daß es eigentlich nichts gibt, was man unter Klubmitgliedern menschlich besprechen kann.« Er lächelte freundlich. »Sie sind doch hier alle im wahrsten Sinne eine Familie …«
    Paul Meyer setzte sich in einen der Brokatsessel und schlug die Beine übereinander. »Ihre Logik ist verblüffend, Herr Baumgart. Nur komme auch ich mit Logik. Und die dürfte Ihnen schwerer fallen. Eintrittsgebühr 10.000 DM.«
    »Wird nachgereicht. Eine zehnprozentige Anzahlung steht Ihnen zur Verfügung.«
    »Monatsbeitrag 1.000 DM.«
    »Auch darüber ist nicht zu diskutieren.«
    Paul Meyer erhob sich. »Ich bin verpflichtet, bei einer Neuaufnahme erst die Herren zu befragen. Es muß ein einstimmiger Beschluß sein.«
    »Ich bitte darum.« Jochen Baumgart verbeugte sich wieder in der knappen Art, die er geübt hatte und für sehr wirksam hielt. »Sagen Sie den Herren, daß eine völlige Diskretion nur dann gewährleistet ist, wenn ein Mitwisser auch gleichzeitig Mitspieler ist.«
    Paul Meyer wirbelte herum. Sein dicker Körper schien den engen Smoking zu sprengen.
    »Das ist …«
    Jochen Baumgart lächelte charmant. »… die Wahrheit. Oder Lebensweisheit. Oder Selbstschutz … Nennen Sie es, wie Sie wollen. Die Herren werden es verstehen und sich einig sein. Und bestellen Sie dem Herrn Generaldirektor Meerbach, daß ich es besonders begrüßen würde, seine persönliche Freundschaft zu erwerben.«
    Schwitzend, mit bleichem Gesicht, verließ Paul Meyer die Halle der Villa und verschwand hinter einer

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