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Auf Treu und Glauben: Commissario Brunettis neunzehnter Fall (German Edition)

Auf Treu und Glauben: Commissario Brunettis neunzehnter Fall (German Edition)

Titel: Auf Treu und Glauben: Commissario Brunettis neunzehnter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Inhaber wir befreundet sind, keine ricevuta fiscale bekommen und also keine Steuern gezahlt werden.«
    Wie immer, wenn er glaubte, man unterstelle ihm Knauserigkeit, ging Brunetti unwillkürlich in Verteidigungsstellung. »Ich mache das nicht, damit die Rechnung kleiner wird. Das weißt du genau.«
    »Darum geht es doch gerade, Guido. Das wäre ja immerhin vernünftig, weil du dadurch Geld sparen würdest. Aber du machst es nicht aus Habgier, sondern aus Prinzip, damit diese unsere widerliche Regierung wenigstens dieses bisschen Geld nicht bekommt und in die eigene Tasche oder die ihrer Freunde steckt.«
    Er nickte. Ganz genau darum ging es.
    »Und deswegen will ich nicht vor ihnen über Steuern reden. Wenn sie am Ende auch so über die Regierung denken, in Ordnung, aber sie müssen von allein draufkommen: Sie sollten es nicht von uns übernehmen.«
    »Auch wenn es, wie du sagst, eine ›widerliche‹ Regierung ist?«
    »Sie ist nicht so schlimm wie manche andere«, lenkte sie nach kurzem Zögern ein.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob das die eloquenteste Verteidigung unserer Regierung ist, die ich je gehört habe«, sagte er.
    »Ich versuche sie nicht zu verteidigen«, sagte sie wütend. »Sie ist widerlich, aber immerhin ist sie widerlich auf eine gewaltlose Weise. Falls das einen Unterschied macht.«
    Brunetti überlegte kurz, bevor er antwortete: »Ich glaube schon.« Er stemmte sich hoch, ging um den Tisch herum, beugte sich zu ihr runter, gab ihr einen Kuss und sagte, er sei zur üblichen Zeit zum Abendessen wieder da.

10
     
    Brunetti fuhr mit dem Vaporetto zur Questura zurück, zum Gehen war es immer noch zu heiß. Unterwegs dachte er an sein Gespräch mit Paola und die Dinge, die sie den Kindern beim Mittagessen nicht gesagt hatte. Wie oft hatte er nicht schon den Ausdruck »Governo Ladro« gehört? Und wie oft hatte er insgeheim zugestimmt: Ja, die Regierung ist ein Dieb? In jüngster Zeit schienen die Herrschenden die letzten Hemmungen überwunden zu haben und versuchten nicht einmal mehr, dem Volk etwas vorzuspielen. Einem seiner früheren Vorgesetzten, dem Justizminister, waren Absprachen mit der Mafia vorgeworfen worden, und ein bloßer Regierungswechsel hatte genügt, um die Sache aus den Zeitungen und, soweit er wusste, auch aus den Gerichtssälen verschwinden zu lassen.
    Brunetti war der geborene Zuhörer und hatte diese Fähigkeit noch weiter verfeinert: Die Leute spürten das und taten sich in seiner Gegenwart keinen Zwang an. Immer häufiger hörte er – bei einer Frau, die auf dem Vaporetto neben ihm stand, einem Mann an der Theke einer Bar – heftigen Abscheu heraus gegenüber der Art und Weise, wie sie regiert wurden, und gegenüber den Leuten, die sie regierten. Es spielte keine Rolle, ob die Leute, die mit ihm sprachen, für oder gegen die Politiker gestimmt hatten, die sie beschimpften: Wenn es nach den Leuten ginge, würden sie das ganze Pack in der nächsten Kirche einsperren und in Flammen aufgehen lassen.
    Was Brunetti Sorgen machte, war das Gefühl ohnmächtiger Verzweiflung, das solchen Aussagen zugrunde lag. Ihn beunruhigte die Hilflosigkeit, die so viele Leute empfanden, und ihre mangelnde Einsicht in das, was da passiert war, als hätten Aliens die Macht übernommen und ihnen dieses System aufgezwungen. Regierungen kamen, und Regierungen gingen, ob Linke oder Rechte, nie änderte sich etwas. Politiker redeten oft von Wandel, aber nicht ein einziger schien ernsthaft etwas an diesem System verändern zu wollen, das ihren wahren Absichten so zuträglich war.
    Als das Boot an der Piazza vorbeifuhr, sah Brunetti die endlosen Schlangen vorm Eingang der Basilika, sogar jetzt, um drei Uhr nachmittags. Was trieb die Menschen dazu, stundenlang in der prallen Sonne zu stehen? Es fiel ihm schwer, sich die Basilika als fremde Attraktion vorzustellen. In seiner Jugend hatten ihn Lehrer und seine Mutter unzählige Male dorthin mitgenommen: Die Lehrer wollten ihren Schülern die Schönheit des Bauwerks nahebringen, und seine Mutter hatte ihm wohl die Wahrheit und Macht ihres Glaubens vor Augen führen wollen. Er versuchte, sich von der Vertrautheit mit der überwältigenden Pracht dieses Kirchenraums freizumachen, und fragte sich, wozu er bereit wäre, wenn er in seinem Leben nur eine einzige Chance hätte, ins Innere der Basilica San Marco zu gelangen. Ob er dafür eine Stunde lang in der Nachmittagssonne anstehen würde.
    Er wandte sich nach rechts und fragte den Engel auf dem Glockenturm von

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