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Auf Treu und Glauben: Commissario Brunettis neunzehnter Fall (German Edition)

Auf Treu und Glauben: Commissario Brunettis neunzehnter Fall (German Edition)

Titel: Auf Treu und Glauben: Commissario Brunettis neunzehnter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Er klaubte ein paar Papiere zusammen, erhob sich, ließ die Anwälte stehen und schritt aus dem Saal.
    Sie sahen einander an und besprachen sich kurz. Der eine öffnete eine Akte und reichte dem anderen ein Blatt. Der nahm es und begann zu lesen; beide ließen sich nicht von dem Lärm stören, mit dem die Zuschauer sich von ihren Stühlen erhoben und nach und nach den Gerichtssaal verließen. Brunetti und Vianello standen ebenfalls auf, um die Leute an sich vorbeizulassen, und nahmen wieder Platz, als die Sitzreihe sich geleert hatte.
    Der zweite Anwalt befeuchtete seine Lippen und zog widerwillig zustimmend die Augenbrauen hoch. Er nahm das Papier und ging damit zu seinem Klienten, legte das Blatt vor den Mann hin und zeigte darauf. Der andere fuhr mit dem Finger Zeile um Zeile entlang, als könnte der Finger ihm den Text ins Gehirn übertragen. An einer Stelle gab er auf, und seine Hand klatschte – zufällig oder absichtlich – auf den Teil des Textes, den er gerade gelesen hatte.
    Er sah seinen Anwalt an und schüttelte den Kopf. Der Anwalt sagte etwas, und der Mann senkte den Blick. Nach einer Weile sagte der Anwalt wieder etwas, schnappte sich das Papier und brachte es seinem Kollegen zurück. Er reichte ihm den mittlerweile zerknitterten Bogen, dann wandten die beiden Anwälte sich ab und verließen den Saal. Der Klient des zweiten Anwalts blieb allein an seinem Tisch zurück.
    Brunetti und Vianello standen auf und gingen zur Tür. »Der Verlierer war Manfredi«, sagte Brunetti, »demnach hat Penzo gewonnen.«
    »Möchte wissen, was auf dem Papier gestanden hat«, sagte Vianello.
    »Manfredi ist ein krummer Hund«, erklärte Brunetti aus langjähriger Erfahrung. »Penzo ist ihm oder seinem Klienten offenbar auf die Schliche gekommen.«
    »Und Penzo hat Beweise.«
    »Das kann man nur hoffen«, sagte Brunetti, der an die Integrität eines Anwalts erst glaubte, wenn er sie sah. »Reden wir mit ihm.« Sie fanden den Anwalt am Ende des Korridors, wo er aus einem Fenster hinausschaute – seinen Talar hatte er aufs Fensterbrett geworfen, und jetzt hob er seitlich die Arme vom Körper auf der vergeblichen Suche nach einem kühlenden Luftzug. Brunetti, der Penzo von hinten sah, fiel auf, wie dünn der Mann war: schmale Hüften wie ein Junge, das Hemd schlotterte ihm in feuchten Falten von den Schultern bis zum Hosenbund.
    »Avvocato Penzo?«, sagte Brunetti.
    Penzo drehte sich um und sah ihn leicht verwundert an. Sein Gesicht war ebenso schmal wie sein Körper, was vor allem an den tief ausgehöhlten Wangen lag, die wiederum seine Nase, eigentlich eine ganz normale Nase, unverhältnismäßig groß erscheinen ließen. Seine Augen hatten die Farbe von Milchschokolade und waren von kleinen Falten umgeben, wie man sie bekommt, wenn man jahrelang in die Sonne blinzelt.
    »Sì?«, fragte er, sah zwischen Brunetti und Vianello hin und her und erkannte sie sofort als Polizisten. »Was gibt es?«, erkundigte er sich höflich, und es gefiel Brunetti, dass er sich nicht über sie mokierte.
    Als habe er Penzos Mienenspiel nicht bemerkt, sagte Brunetti: »Ich bin Commissario Guido Brunetti, und das ist Ispettore Lorenzo Vianello.«
    Penzo zog seinen Talar vom Fensterbrett und nahm ihn über den Arm. »Womit kann ich Ihnen behilflich sein?«
    »Wir möchten mit Ihnen über einen Ihrer Klienten reden«, sagte Brunetti.
    »Selbstverständlich. Wo sollen wir das machen?«, fragte Penzo und sah sich um. Der Korridor war jetzt, um die Mittagszeit, nicht mehr so voll, aber es kamen immer noch Leute vorbei.
    »Wir könnten ins Do Mori gehen und etwas trinken«, schlug Brunetti vor. Vianello stöhnte erleichtert auf, und Penzo lächelte zustimmend.
    »Geben Sie mir fünf Minuten, das loszuwerden?«, sagte Penzo und hob den Arm, über dem der Talar hing. »Wir treffen uns dann am Eingang?«
    Man war einverstanden, und Brunetti und Vianello wandten sich zum Gehen.
    Auf der Treppe fragte Brunetti: »Was glaubst du, wen er jetzt anruft?«
    »Wahrscheinlich seine Frau: dass er später zum Essen kommt«, nahm Vianello für den Anwalt Partei.
    Beide sagten nichts mehr, bis sie nach draußen kamen. Die Sonne hatte alles Leben vom Campo San Giacometto verjagt. Der Blumenladen und die zwei Stände, an denen Dörrobst verkauft wurde, waren geschlossen; sogar das Wasser, das aus dem Brunnen tröpfelte, schien von der Hitze ermattet. Nur die eine Bude, die sich unter die Arkade kauerte, hatte auf.
    Brunetti und Vianello verdrückten sich in den

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