Aufbruch zu den Sternen - Roman
den Treibstoff für den Rückflug mitnehmen müssen. Wenn wir erst auf dem Mond tanken können, werden wir imstande sein, viel kleinere und wirtschaftlichere Maschinen zu verwenden. Und wie ich vorhin schon bemerkt habe, wird uns dann auch der Weg nach den Planeten offenstehen.
Es klingt zwar paradox, aber es ist leichter, die Vierzig-Millionen-Meilen-Fahrt von einem Mondstützpunkt nach dem Mars durchzuführen, als die Viertelmillion-Meilen-Strecke zwischen Erde und Mond zu bewältigen. Es dauert selbstverständlich viel länger – etwa zweihundertfünfzig Tage –, der Treibstoffverbrauch ist jedoch auch nicht größer.
Dank seines niedrigen Gravitationsfeldes ist der Mond das gegebene Sprungbrett zu den Planeten – die Basis für die Erforschung des Sonnensystems. Wenn alles glattgeht, können wir damit rechnen, Mars und Venus in etwa zehn Jahren zu erreichen.
Ich möchte hier keine Hypothesen über die Venus aufstellen, sondern nur sagen, dass wir uns vor einem Landeversuch bestimmt erst durch Radaraufnahmen von ihrer Beschaffenheit überzeugen werden. Es müsste möglich sein, ihre verborgene Oberfläche durch Radar kartographisch genau aufzunehmen, es sei denn, dass die atmosphärischen Bedingungen in der Tat höchst eigenartig wären.
Die Erforschung des Mars dürfte in mancher Hinsicht ziemlich ähnlich verlaufen wie die Erforschung des Mondes. Unter Umständen brauchen wir nicht einmal Schutzkleidung, um uns dort zu bewegen, aber höchstwahrscheinlich Sauerstoffmasken. Unsere Basis auf dem Mars dürfte vor denselben Problemen stehen wie die auf dem Mond, wenn auch in gemilderter Form. Einen Nachteil dürfte sie allerdings haben – sie wird weit von der Heimat entfernt und in viel stärkerem Maße auf eigene Hilfsquellen angewiesen sein. Die fast mit Bestimmtheit zu erwartende Anwesenheit irgendeiner Art von Leben dürfte die Entwicklung der Kolonie auf nicht vorauszusagende Weise beeinflussen. Wenn es wirklich höher entwickeltes Leben auf dem Mars geben sollte – was ich bezweifle –, müssen wir unsere Pläne wahrscheinlich völlig revidieren; es ist sogar möglich, dass wir überhaupt nicht dort bleiben können. Was den Mars betrifft, so sind die Möglichkeiten fast unbegrenzt; deswegen ist er ja auch so interessant.
Über den Mars hinaus nimmt das Sonnensystem gewaltig an Ausdehnung zu, und wir werden mit unserem Forschungsdrang warten müssen, bis wir schnellere Schiffe haben. Selbst unsere ›Prometheus‹ könnte die äußeren Planeten erreichen, aber sie könnte nicht zurückkommen, und die Fahrt würde Jahre dauern. Gleichwohl glaube ich, dass wir gegen Ende des Jahrhunderts imstande sein werden, an eine Fahrt zum Jupiter, vielleicht sogar zum Saturn zu denken. Diese Expeditionen werden höchstwahrscheinlich ihren Ausgangspunkt vom Mars nehmen.
Eine Landung auf diesen beiden Planeten durchzuführen, dürfte allerdings ausgeschlossen sein. Falls sie überhaupt feste Oberflächen haben, was zweifelhaft ist, so liegen diese Tausende von Meilen unter einer Atmosphäre, in die wir uns kaum hineinwagen dürften. Wenn im Inneren dieses subarktischen Infernos wirklich Leben in irgendeiner Form existieren sollte, so sehe ich keinerlei Möglichkeit, je Kontakt damit aufzunehmen, und weiß auch nicht, wie man dort je etwas über uns in Erfahrung bringen sollte.
Saturn und Jupiter interessieren uns hauptsächlich ihrer Mondsysteme wegen. Saturn hat mindestens zwölf, Jupiter wenigstens fünfzehn. Viele davon sind Welten von recht annehmbarem Umfang – größer als unser Mond. Titan, Saturns größter Satellit, ist halb so groß wie die Erde. Man weiß sogar, dass er eine Atmosphäre hat, die allerdings zum Atmen ungeeignet ist. Diese Monde sind sämtlich sehr kalt, aber das wäre kein ernsthaftes Hindernis, da wir jetzt durch Atomreaktionen unbegrenzte Wärmemengen erzeugen können.
Die drei äußersten Planeten dürften noch für eine ziemliche Weile ohne großes Interesse für uns sein – vielleicht für fünfzig Jahre oder mehr. Jedenfalls wissen wir im Augenblick noch herzlich wenig über sie.
Das ist alles, was ich jetzt sagen möchte. Ich hoffe, es ist mir gelungen, Ihnen klarzumachen, dass die Fahrt, die wir in der nächsten Woche antreten werden, so gewaltig sie, gemessen an unserem gegenwärtigen Standard, erscheint, in Wirklichkeit nur ein erster Schritt ist. Sie hat etwas Erregendes und Interessantes, wir müssen uns aber bemühen, sie in der richtigen Perspektive zu sehen. Der Mond
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