Auferstanden: Thriller (German Edition)
vollkommen zerfetzt. Als der Wagen nur noch auf der Aluminiumfelge fuhr, brach er nach links aus und schlidderte Funken sprühend über die Fahrbahn.
Abrupt hielt Frank an.
»Renn und sieh dich nicht um!«, schrie er und griff nach seiner Waffe, um Jack Deckung zu geben.
Ohne eine Sekunde zu zögern, sprang Jack aus dem Wagen.
Jack rannte die Achtundvierzigste Straße Richtung Broadway hinunter, wo sich mehr Menschen aufhielten und er in der Menge untertauchen konnte. Der Geländewagen raste hinter ihm her und war nur noch einen Häuserblock entfernt. Gleichzeitig bogen zwei Streifenwagen in die Straße vor ihm ein und blockierten den gesamten Verkehr. Vier Polizisten sprangen heraus und rannten auf ihn zu.
Jack drehte sich auf der Stelle und schaute sich in alle Richtungen um. Er entdeckte weder geöffnete Geschäfte noch einen U-Bahn-Eingang, in dem er sich hätte verstecken können. Doch dann bemerkte er, dass genau vor ihm der Rohbau eines Wolkenkratzers in den Nachthimmel ragte, der von einem etwa drei Meter hohen Maschendrahtzaun eingezäunt war. Jack sah keine Wachleute. Vermutlich schliefen sie in dem Baucontainer und würden nur im äußersten Notfall auftauchen.
Kurz entschlossen überquerte Jack die Straße, kletterte den Maschendrahtzaun hinauf, stieg hinüber und sprang auf die Erde. Er rappelte sich auf und rannte über den sandigen Untergrund der Baustelle in die riesige, erst halb fertige Eingangshalle des Hochhauses, der neuen Attraktion der New Yorker Skyline. An der Decke hingen Arbeitslampen, hohe Stapel dunkler Holzelemente für Einbauschränke und Regale säumten die Wände. Überall standen Leitern und Baugerüste. Als Jack sich nach einem Versteck umschaute, erblickte er Cristos keine vierzig Meter hinter ihm am Zaun. Innerhalb von Sekunden entschied Jack sich für die Treppe und stieg im Laufschritt die Betonstufen hinauf. Fünfter Stock, zehnter Stock – sein Körper rebellierte, und seine Lunge schrie nach Sauerstoff. Jack hörte Cristos’ Schritte hinter sich, doch er wagte es nicht, sich umzudrehen, weil er Angst hatte, dadurch wertvolle Sekunden zu verlieren.
Ohne zu verschnaufen, hastete Jack die Treppe hinauf. Als sich Milchsäure in den Muskeln bildete, begannen seine Beine zu brennen. Im zwanzigsten Stock hatte er das Gefühl, sein Herz würde gleich stehen bleiben oder zerbersten. Im dreißigsten Stock drehte er sich kurz um und stellte fest, dass Cristos nur zwei Stockwerke unter ihm war und sich schnell näherte. Schließlich erreichte Jack den vierzigsten Stock, der sich noch im Bau befand und in dem die Wände noch hochgezogen werden mussten. Er lief durch den Bauschutt, an Werkzeugen und Hartfaserplatten vorbei zu der offenen Treppe auf der Nordseite.
Die Stufen führten zu einer Feuerschutztür aus Stahl. Als Jack sie passierte, gelangte er auf ein Zwischendeck. Überall standen Werkzeugkisten und mobile Toiletten, der Boden war mit leeren Bierflaschen und Zigarettenstummeln übersät. Das hier war der Schlupfwinkel der Bauarbeiter, den sie abends nach der harten Arbeit aufsuchten, um hoch oben über der Stadt, die sie und ihre Kollegen im Laufe der Jahre erbaut hatten, in geselliger Runde noch ein wenig zu verweilen.
Jack begriff, dass er in einer Falle saß, aus der es kein Entkommen gab. Wenn ihm nicht auf der Stelle etwas einfiel, war er verloren.
Er trat an den Rand und spähte hinunter auf die Neonlichter auf dem Times Square, der in allen Regenbogenfarben schimmerte. Die Menschen, die sich zu Tausenden auf den Bürgersteigen drängten, sahen aus dieser Höhe wie Ameisen aus. Die Geräusche der Nacht hallten zu ihm hinauf. Jack war aus dem Detention Center geflohen und seinen Verfolgern auf den Straßen der Stadt entwischt. Jetzt stand er ganz allein hier oben, und ausgerechnet der Mann, der Mias Leben in der Hand hatte, würde in wenigen Sekunden hier auftauchen.
»Und was wollen Sie jetzt machen? Springen?«, fragte Cristos ihn, als er durch die Feuerschutztür trat. Er ging langsam auf Jack zu und richtete die Waffe auf seinen Kopf.
Jack schaute auf die Stadt hinunter und presste die Kassette an seine Brust.
»Haben Sie die ganzen Strapazen auf sich genommen, um jetzt Selbstmord zu begehen?«
Jack drehte sich nicht um und blickte noch immer auf die Stadt und die Menschenmassen hinunter, die sich dort an diesem Freitagabend vergnügten und nicht ahnten, was sich über ihren Köpfen abspielte.
»Geben Sie mir die Kassette, und ich lasse Mia gehen. Ich
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