Auferstanden: Thriller (German Edition)
Effizienz, als wäre jeder Schritt geplant und als müssten sie ein bestimmtes Ziel in einer knapp bemessenen Zeit erreichen.
»Wo ist die Kassette?«, fragte der dürre Mann.
Mia starrte ihn schweigend an.
»Die Kassette sieben/eins/drei/acht?« Als der dürre Mann sich zu ihr vorbeugte, stieg ihr sein unangenehmer Atem in die Nase.
Mia warf Jack einen Blick zu und flüsterte etwas.
»Ich hab sie«, rief der dritte Mann und hob einen langen, schwarzen Metallkasten aus dem Kofferraum des Tahoes.
Als der dürre Mann durch den strömenden Regen auf seinen Partner schaute, rammte Mia ihm ein Knie in den Schritt und stieß ihm sofort darauf den Ellbogen auf die Nase. Ihr FBI -Training war ihr zwar in Fleisch und Blut übergegangen, doch das verhinderte nicht, dass der Mann mit einem kräftigen Schlag auf ihr Kinn konterte. Dann schlug er ihr mit der Pistole auf die Stirn, woraufhin sie gegen den Wagen knallte.
Im selben Augenblick hob Jack, der auf der Brücke lag, den linken Fuß und trat seinem Angreifer die Beine weg. Der Fremde stürzte nieder und prallte mit dem Kopf auf den Boden, wobei ihm die Waffe entglitt. Jack warf sich auf ihn. Er holte aus, schlug mit der Faust auf die Kehle des Mannes und setzte ihn außer Gefecht. Als er mit den Fingerknöcheln auf das Gesicht des Mannes hämmerte, schlang ihm einer der beiden anderen den Arm um den Hals und riss ihn weg. Der dritte Mann war viel kräftiger, brachte vermutlich an die einhundertvierzig Kilogramm auf die Waage. Er verpasste Jack einen so harten Faustschlag auf die Schläfe, dass er beinahe die Besinnung verlor. Sicherheitshalber schlug er noch zwei Mal zu und fügte ihm eine Platzwunde auf der Stirn und eine auf der Wange zu.
Plötzlich löste sich ein Schuss. Der Knall hallte durch die verregnete Nacht. Jack brach zusammen. Die Kugel war genau unterhalb der Schulter in seinen Körper eingedrungen. Er hob den Blick und schaute in das blutige, wütende Gesicht des blonden Mannes, den er verprügelt hatte. Dieser funkelte Jack wutentbrannt an, bis der Muskelprotz ihn wegzog.
Als der dürre Mann Mia zu dem schwarzen Suburban zerrte, trat sie schreiend um sich und mobilisierte all ihre Kräfte, um sich loszureißen und zu ihrem verwundeten Ehemann zu laufen.
Jack hatte so starke Schmerzen, dass es ihm schwerfiel, sich zu konzentrieren. Es brach ihm das Herz, untätig zusehen zu müssen, wie Mia von den Männern weggezerrt wurde, doch er konnte sich kaum bewegen.
»Lassen Sie sie gehen!«, schrie Jack, dessen Mund blutete. »Nehmen Sie mich, nehmen Sie mich, bitte …« Als seine Worte verhallt waren, wurde er hochgerissen und auf den Beifahrersitz seines Wagens geworfen.
Der Muskelprotz setzte sich auf den Fahrersitz, stellte den Leerlauf ein, trat aufs Gas und jagte den Motor hoch. Mit letzter Kraft versuchte Jack, aus dem Wagen zu fliehen, aber der Mann schlug mit der Faust auf die Schusswunde, worauf stechende Schmerzen durch seinen Körper schossen.
Der Mann trat noch immer mit dem Fuß auf das Gaspedal, sodass der Motor laut aufheulte, und dann legte er den Gang ein.
Die Räder drehten auf dem Wasserfilm der nassen Brücke durch und begannen zu quietschen. Als sie schließlich Bodenhaftung hatten und bereits qualmten, raste der Geländewagen ins Brückengeländer. Der Muskelprotz sprang durch die offene Fahrertür, stürzte auf die Fahrbahn und rollte sich schnell zur Seite.
Verzweifelt drehte Jack, der in dem Wagen saß, sich zu Mia um, die sich losriss und hinter dem Tahoe herlief. Dabei fiel sein Blick auf die kleine Schmuckschachtel, die auf dem Sitz neben ihm lag. Instinktiv nahm Jack sie in die Hand, und ehe er sie in seine Tasche steckte, hielt er sie einen Augenblick fest, als wäre sie die letzte Verbindung zu Mia, die er jemals in Händen halten würde.
Der Wagen schoss durch das Brückengeländer, segelte ein paar Meter über den Fluss, doch dann siegte die Schwerkraft, und der Tahoe flog in weitem Bogen auf das Wasser zu. Als er in die aufgewühlten Fluten stürzte, spritzte das Wasser fast bis zur Brücke hoch. Er wurde von dem brodelnden Gewässer mitgerissen und hin und her geworfen, bevor er langsam versank. Als er sich der Biegung des Flusses näherte, verschwanden die Rücklichter in den Wellen. Das rote Licht schimmerte noch einen kurzen Moment unter der Wasseroberfläche, ehe es erlosch.
Trotz des strömenden Regens und der tosenden Wassermassen herrschte eine fast ehrfürchtige Stille über dem Byram River, denn das
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