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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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passen, eines, das die Lehrer in Harden einfach noch nicht in Betracht gezogen hatten. Harmon konnte das gut verstehen, denn noch zögerte auch er.
    Das Wort, das Harmon durch den Kopf ging, war ›Genie‹, und falls das tatsächlich zutraf, gab es natürlich einen Platz für Keogh an seiner Hochschule. Harmon würde bald wissen, ob er recht hatte.
    Und selbstverständlich hatte er das. Nur in seiner Beurteilung der Lage irrte er sich. Keoghs ›Genie‹ kam aus einer gänzlich anderen Richtung.
    Jack Harmon war klein, fett, behaart und hatte etwas Affenähnliches an sich. Er wäre äußerst hässlich gewesen, hätte er nicht diese Freundlichkeit und eine Aura des Wohlwollens besessen, die seine wahre Natur zeigten: Er war ein geborener Gentleman. Zudem hatte er einen ziemlich brillanten Verstand. Als er jünger war, hatte er George Hannants Vater gekannt. Zu jener Zeit war J. G. Hannant Rektor in Harden gewesen und Harmon Mathe- und Physiklehrer an einer winzigen Schule in Morton, einem anderen Bergmannsdorf. Während der folgenden Jahre hatte er den jüngeren Hannant immer wieder mal getroffen und so seine Entwicklung beobachten können. Es war keine große Überraschung für ihn gewesen, dass auch George schließlich ›ins Geschäft‹ eingestiegen war – das Lehramt schien ebenso ein Teil von ihm zu sein, wie das bei seinem Vater der Fall gewesen war.
    »Der junge Hannant«, so hatte Harmon ihn stets bezeichnet. Lächerlich – denn natürlich war George nun schon seit fast zwanzig Jahren Lehrer!
    Harmon hatte den Mathelehrer nach Hartlepool bestellt, um mit ihm über Harry Keogh zu reden. Es war der Montag nach Keoghs Prüfung, und sie hatten sich an der Technischen verabredet. Harmon wohnte in der Nähe und hatte Hannant zu sich nach Hause zu einem Mittagessen aus kaltem Fleisch und Gewürzgurken eingeladen. Seine Frau wusste, dass es um die Arbeit ging, trug das Essen auf und ging dann einkaufen, während die beiden Männer aßen und sprachen.
    Harmon fing mit einer Entschuldigung an.
    »Ich hoffe, ich bereite Ihnen keine Unannehmlichkeiten, George, indem ich Sie so herbestelle? Ich weiß, dass Howard Sie dort oben ganz schön in Atem hält.«
    Hannant nickte. »Überhaupt kein Problem. Er vertritt mich heute Nachmittag höchstpersönlich. Das macht er ab und zu sehr gerne. Er sagt, er vermisst das Klassenzimmer. Ich bin mir sicher, dass er jederzeit sein Büro und all den Verwaltungskram gegen ein Klassenzimmer voller Jungen eintauschen würde!«
    »Bestimmt! Geht uns das nicht allen so?« Harmon grinste. »Aber das Geld, George, das Geld! Und ich vermute, dass auch das Ansehen eine gewisse Rolle dabei spielt. Sie werden verstehen, was ich meine, wenn Sie selbst einmal Rektor sind. Aber erzählen Sie mir nun von Keogh. Sie haben ihn entdeckt, nicht wahr?«
    »Eigentlich hat er sich selbst entdeckt«, entgegnete Hannant. »Es ist, als hätte er erst vor Kurzem sein eigenes Potenzial erkannt. Ein Spätzünder sozusagen.«
    »Aber einer, der alle anderen mit einem Schlag überholen wird, hm?«
    »Ach!«, sagte Hannant. Da Harmon noch nichts über die Ergebnisse von Keoghs Prüfung hatte verlauten lassen, hatte er schon befürchtet, der Junge sei durchgefallen. Dass man ihn herbestellt hatte, beruhigte ihn ein wenig, und nun hatte Harmons Bemerkung ihm Gewissheit verschafft. »Er hat also bestanden?« Hannant lächelte.
    »Nein.« Harmon schüttelte den Kopf. »Er hat elend versagt. Der Englischtest hat ihn den Kopf gekostet. Er hat es wirklich versucht, glaube ich, aber ...« Hannants Lächeln erstarb. Er ließ ein wenig seine Schultern hängen. »... aber ich nehme ihn trotzdem«, beendete Harmon seinen Satz und grinste, als Hannant ihn mit aufgerissenen Augen anblickte. »Aufgrund der Qualität seiner anderen Arbeiten.«
    »Der Qualität seiner anderen Arbeiten?«
    Harmon nickte. »Ich muss zugeben, dass ich ihm die schwierigsten Aufgaben gestellt habe, die ich finden konnte – und er hat Kleinholz aus ihnen gemacht! Wenn man ihm irgendetwas vorwerfen kann, dann ist das sein unorthodoxer Ansatz – wenn man das überhaupt als Fehler bezeichnen darf. Es scheint nur, als hätte er alle herkömmlichen Formeln über Bord geworfen.«
    Hannant nickte, sagte nichts und dachte nur: Ich weiß genau, was du meinst! Und als er sah, dass Harmon wartete, sagte er laut: »Oh ja – das tut er.«
    »Ich dachte, das wäre nur in Mathematik so«, sagte Harmon, »doch in dem anderen Test war es dasselbe. Man kann es einen

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