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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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geschmerzt hatten. Am nächsten Tag hielten seine Quälgeister Abstand: Annas Lippe war aufgeplatzt, Katrina zierte ein riesiges blaues Auge, und blaue Flecken hatten beide! Seine Tante hatte in einer Hinsicht vielleicht recht gehabt, ihn mit einem Salatblatt zu vergleichen. Doch an Härte und Brutalität mangelte es Boris keinesfalls.
    Der nächste Tag war ein Albtraum. Nach einer schlaflosen Nacht in einem verbarrikadierten Raum musste Boris den Zorn seiner Tante und (aus sicherer Entfernung) die Anschuldigungen ihrer sexsüchtigen Töchter über sich ergehen lassen. Tante Hildegard ließ ihn zur Strafe hungern und schwor, sich bei seinem Vater zu beschweren, wenn er sich nicht sofort besann. Damit meinte sie, er solle aus dem Zimmer kommen, mit ihr reden, sich bei den Mädchen entschuldigen und so tun, als wäre nichts geschehen. Er ließ sich auf nichts davon ein, blieb in seinem Zimmer, stahl sich nur dann und wann eilig zur Toilette und ins Badezimmer und beschloss, vor Einbruch der Nacht aus dem Haus zu fliehen und nach Bukarest zurückzukehren.
    Das einzige Problem bei diesem Vorhaben war, dass sein Vater es herausfinden würde und dann sicher den Grund wissen wollte, und Boris würde es ihm einfach nicht erklären können. Er war nie sehr gesprächig gewesen, und dies – dies war einfach unglaublich. Und selbst vorausgesetzt, sein Stiefvater würde ihm glauben, gäbe es dann nicht immer noch Zweifel über Boris’ eigene – Teilnahme? Seine vielleicht freiwillige Teilnahme ...
    Es gab noch andere Schwierigkeiten. Boris hatte kein Geld, und an der Schule erwartete man ihn nicht. Dies war der Grund, warum er bei Anbruch des Abends, als die Drohungen seiner Tante sich in Bitten verwandelten, das Bett und die Kommode von der Tür wegrückte und sich von ihr mit nach unten nehmen ließ.
    Es tue ihr leid, so sagte sie, dass die Mädchen ihn nachts so böse gereizt und verängstigt hatten. Womit sie ihn jedoch derart hätten beleidigen können, dass er so gewalttätig reagierte, übersteige ihr Begriffsvermögen. Nun jedenfalls sei alles vorüber, und Boris solle es vergessen. Es würde nur Zwietracht zwischen ihr und ihrem Bruder stiften, wenn dieser davon erführe – was immer auch geschehen war. Oh ja, denn er gebe immer für alles ihr die Schuld.
    Boris hatte ihr stumm zugestimmt. Es würde Zwietracht stiften, ja – vor allem, wenn er dieses Tier erwähnen würde! Doch davon wusste sie nichts, und das war auch gut so. Sonst würde die ganze Scharade auffliegen. Jedenfalls war der Satyr nicht mehr im Haus, und Boris hoffte, dass das auch so bliebe.
    Tante Hildegard gab ihm zu essen, und später hörte er sie zu Anna und Katrina sagen, dass sie ihn ganz in Ruhe lassen sollten. Er sei nicht für sie bestimmt und müsste mit Samthandschuhen angefasst werden. Damit schien die Sache erledigt, und Boris war dankbar dafür.
    Bis zu jener Nacht ...
    Erschöpft schlief Boris in dem Bett, das er wieder gegen die Tür gestellt hatte, wobei sein eigenes Gewicht das der Kommode ersetzte. Aber das war nicht genug. Ungefähr gegen drei Uhr morgens wurde er von einer schlingernden Bewegung geweckt, dann hörte er die Stimme seiner Tante, die auf plumpe Weise versuchte, ihn wieder in den Schlaf zu lullen. Sie sprach undeutlich und atmete schwer. Sie hatte getrunken und war nackt, wie er bemerkte, als er im Dunkeln seine Hand ausstreckte. Durch diesen Schock wurde er endgültig wach und erkannte, dass diese unersättliche Frau versuchte, in sein Bett zu kriechen. Und sofort legte sich eisiger Zorn wie eine kühle, tröstende Hand auf seine heiße Stirn und verdrängte alle Furcht.
    »Tante Hildegard«, sagte er in die Finsternis hinein, während er sich aufsetzte und dem Alkohol in ihrem Atem auswich, »mach bitte das Licht an.«
    »Ach, mein Junge, du bist wach und willst mich sehen. Aber ... warum? Ich war schon im Bett, Boris, und leider habe ich nichts an. Diese Sommernächte sind ja so heiß! Ich bin aufgestanden, um mir etwas Wasser zu holen, und offenbar habe ich mich in der Tür geirrt.« Bei den letzten Worten strichen ihre Brüste über sein Gesicht.
    Er biss sich auf die Zähne und wandte wieder das Gesicht ab, als er wiederholte: »Mach das Licht an.«
    »Das ist aber sehr ungehörig von dir, Boris!«, protestierte sie scheinheilig und mädchenhaft, während sie gleichzeitig den Lichtschalter fand. Und etwas verwirrt stand sie völlig nackt dort, wo sie das Bett von der Tür zurückgeschoben hatte. Dann lächelte

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