Aufstand der Vampire
Särgen wartete.
In der Halle sah es aus, als hätte ein Wirbelsturm getobt. Stühle waren umgefallen, eine der Frauen hatte einen Vorhang abgerissen und trampelte vor Wut darauf herum. Mehrere Vampirinnen befanden sich auch auf der Treppe.
Die Gesichter waren verzerrt, sie heulten und gierten nach Blut. Es fehlte nicht mehr viel, und sie würden sich gegenseitig anfallen.
Diablo Negro traf das Chaos wie ein Schock.
Er sah seine Position gefährdet, hatte Angst, daß ihm die Frauen nicht mehr gehorchten. Und ausgerechnet heute erwartete er einen wichtigen Gast.
Was sollte Rebecca nur von ihm denken!
»Seid ihr wahnsinnig!« schrie er, rannte auf seinen Thron zu und schleuderte eine der Frauen mit einer wutentbrannten Gebärde zur Seite.
Schreiend fiel das schwarzhaarige Geschöpf zu Boden.
Diablo Negro zog die Frau wieder hoch. »Wo ist der Mann?« fauchte er. »Habt ihr ihn gebissen?«
»Nein! «
Der Pascha-Vampir war einigermaßen beruhigt. Von oben, aus dem ersten Stock, hörte er Schreie und dumpfes Gepolter.
»Die anderen wollen in das Zimmer eindringen!«
Diablo Negro ließ die Frau los und hetzte mit langen Sätzen die Stufen hoch. Rücksichtslos stieß er seine Gespielinnen zur Seite. Vanessa stand direkt vor der Tür und hämmerte mit ihren Fäusten gegen das Holz.
Diablo Negro riß sie zurück. An ihren langen Haaren zog er sie bis zur Treppe und warf sie dann die Stufen hinunter.
Die anderen Frauen waren bereits nach unten geflüchtet. Sie kannten die Launen des Pascha-Vampirs und wußten, daß er in seiner Wut zu allem fähig war.
Vanessa erhob sich ächzend und flog in Serenas Arme. Sie war die letzte, die Diablo Negro von der Tür weggeholt hatte. Sämtliche Vampirinnen befanden sich unten in der Halle.
Sie waren zum Teil ziemlich verschüchtert. Diablo Negros Auftreten hatte doch gewirkt.
»Ihr werdet jetzt hier aufräumen«, sagte Diablo Negro mit befehlsgewohnter Stimme. Weit standen die Eckzähne vor. Sein Haar war zerzaust, doch als er die Frauen ansah, überkam ihn wieder der Rausch.
Sein Denken wurde plötzlich ausgeschaltet. Die Gesichter der Frauen verschwammen, er sah nur die weißen Hälse vor sich, unter deren Haut sich die Adern mit dem Lebenssaft befanden.
»Kommt zu mir«, flüsterte er. »Alle. Ihr sollt sehen, wer euer Herr ist, und daß man mich nicht ungestraft hintergeht. Du machst den Anfang!« Er zeigte auf Vanessa, und als diese nicht sofort reagierte, riß er sie zu sich hoch.
Kapitel 17
Rebecca traf ein, als das Fest seinen Höhepunkt erreicht hatte. Dank ihrer schwarzmagischen Kräfte war es ihr gelungen, das Tor zu öffnen und so die Burg zu betreten.
Draußen war inzwischen die Dunkelheit hereingebrochen. Ein voller Mond stand am Himmel. Er schien sich direkt über dem Talkessel zu befinden. Sein fahles Licht streute den Burghof ab und ließ Millionen von Staubteilchen schimmern wie kostbare Brillanten.
Es waren die idealen Bedingungen für Vampire.
Vollmond und Sommernächte. Von jeher schon hatte diese Konstellation die Blutsauger gereizt und ihre Taten gefördert.
Rebecca war nicht allein.
Sie hatte noch drei andere Frauen auf die Reise mitgenommen. Unter ihnen befand sich auch Nora, ihre treueste Dienerin.
Wieder trug Nora das Haar zu Zöpfen geflochten. Sie hielt sich einen Schritt hinter Rebecca, genau wie die beiden anderen Frauen.
Urplötzlich stand Rebecca in der Halle. Niemand hatte ihre Ankunft bemerkt, und niemand hatte bisher von ihr Notiz genommen.
Rebecca kam wie eine Königin, stolz und mit erhobenem Haupt. Ihre irritierten Blicke suchten Diablo Negro in dem Gewirr von Leibern.
Die Frauen schrien und kreischten. Sie hatten ihre Lippen weit geöffnet. An zahlreichen Zähnen schimmerten Blutstropfen.
Sekundenlang sah Rebecca dem Treiben zu. Die Vampirin trug einen dunkelblauen Cordmantel. Sie hatte ihn aufgeknöpft, und unter dem Mantel schimmerte der dunkle Stoff eines Seidenkleides.
Plötzlich übertönte der Schrei einer schwarzhaarigen Frau alle anderen Geräusche.
»Es ist Rebecca!« rief sie. »Sie ist gekommen, endlich!«
Augenblicklich kehrte Ruhe ein.
Rebecca hatte Diablo Negro schon in der Nähe seines Thrones entdeckt. Er hatte sich gleich mit drei Gespielinnen auf einmal beschäftigt.
Der Pascha-Vampir sah zerrauft aus. Das Haar hing ihm wirr in die Stirn. Der Kragen seines Hemdes war blutbefleckt, und auch die Weste war rot.
Mit zwei heftigen Bewegungen warf er die drei Vampirinnen zur Seite. Dann stand er auf
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