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Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Titel: Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hoëcker
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Kolumbus hat es letztendlich geschafft.
    Was für eine Freude! Es war unser erster großer Cache. Ein Regular. Also eine etwas größere Dose, mit Notizblock darin, Kopfhörern, Lego-Männchen, Radio und Seepferdchenwasserpistole. Nichts davon wollten wir haben. So müssen sich Piraten gefühlt haben, wenn sie auf einer einsamen Insel eine Kiste mit Frauenkleidern fanden. Aber wir hatten überhaupt etwas gefunden, und das war genug. Wir trugen uns in das Logbuch ein, versteckten die Dose wieder und stiefelten zufrieden zurück.
    Ja, ich wusste genau, das Cachen wird mich noch eine Weile begleiten, aber eines Tages werde ich auch einmal «Hier! » rufen, und ich werde wissen, wo und wie die Hinweise versteckt sind, weil nicht jemand anders sie sofort aus der Erde reißt.
    Abends lag ich dann zufrieden in meinem Schlafsack. Ich war müde und ermattet, so ließ der Schlaf nicht lange auf sich warten.
    Doch ich träumte. Ich träumte von mir.
    Von mir als Amazona s-Dur chquerer.
    Von mir als Ausgräber.
    Von mir als Mount-Everest-Besteiger.
    Von mir als Seefahrer.
    Und von mir als Cache-zuerst-Finder.
    Wie gesagt, ich träumte.

WENN DIE SONNE PAUSE HAT
    Kommen wir zu meiner absoluten Lieblingscachevariante: dem Nachtcache. Eigentlich ist das nur eine weitere Sorte und sowohl als Traditional wie auch als Multicache möglich. Allerdings muss die Suche nachts erfolgen, denn nur dann kann man die Hinweise entdecken. Hm   … Nur nachts – wie soll das gehen?, fragt ihr euch jetzt wohl. Was ich tagsüber kaum sehen kann, das kann ich doch nachts eher noch schlechter sehen und umgekehrt. Was kann ich also nachts sehen, was meinem Blick tagsüber verwehrt bleibt? Na, kommt ihr drauf? Denkt mal nach   … auch ich habe ein bisschen gebraucht   … Also: nachts   … dunkel   … Cache   … suchen   … Und? Jemand einen Vorschlag? Ich habe es mir auch eine Weile durch den Kopf gehen lassen und dann   … hat es mir endlich einer gesagt: Reflektoren!
    Die Sache ist eigentlich recht einfach: Jemand befestigt einen Reflektor an einem Baum, man leuchtet bei der Cachesuche darauf, er reflektiert (daher übrigens der Name Reflektor) das Licht, und schon findet man ihn. Tagsüber geht das nun mal nicht. Deshalb sind diese Caches nur nachts zu finden. 34 Allerdings muss ich zugeben, dass ich es noch nie ausprobiert habe. Einen Reflektor am Tag zu suchen   …
    Auch bei dieser Variante steht einem die gesamte Speisekarte zum Beglücken des McCaches zur Verfügung. Nehmen wir zumBeispiel mal das Traditional-Sparmenü: «Gehe zu x/y und suche dort, wo der Reflektor zu sehen ist.» Genau so geht es. Manchmal muss man noch eine Weile durch den Wald laufen, oder man nutzt das Fernlicht des eigenen Autos. Auf jeden Fall befindet sich an der angegebene Positionsangabe dann der Cache. Jetzt muss man nur noch nahe genug herankommen. Oder wie wäre es mit dem Multicache-Maxi-Menü mit einer langen Strecke und erhöhter Schwierigkeitsstufe? Am Start wird erst der Reflektor gesucht, dann werden ein paar Lichter auf Hochspannungsmasten gezählt, und am Schluss kommt ein großer, böser Mann und verschleppt euch in ein Dritte-Welt-Land, um dort eine eurer Nieren zu verkaufen.
    Bei einem Nachtcache bedarf es einiger besonderer Vorsichtsmaßnahmen. Das Wichtigste ist: Unbedingt darauf achten, dass es tatsächlich Nacht ist. Wenn man sich da irrt, hilft nichts mehr. Mir sind schon oft am helllichten Tage irgendwelche Cacher mit Taschenlampen entgegengekommen, die wild herumleuchteten und den Reflektor suchten. Sie bemerkten ihren Irrtum erst, nachdem ich ihnen die Sonnenbrillen weggenommen hatte. 35
    Ich muss zugeben, wenn ich nachts alleine unterwegs bin, habe ich immer Schiss. Das ist jetzt nichts Schlimmes, sondern eine ganz normale Reaktion des Körpers. Er schüttet Adrenalin 36 aus, wodurch die Sinne geschärft und das Reaktionsvermögen erhöht werden. Der Mund trocknet aus, man zittert und bekommteinen Tunnelblick. Deshalb nie alleine losgehen. Zwar sollte man das beim Cachen ohnehin nicht tun, weil man immer jemanden braucht, dem man nachher die Schuld in die Schuhe schieben kann, aber beim Nachtcache ist es noch aus einem anderen Grund wichtig. Wegen ebendieser Angst!
    Gerade nachts lasse ich mich gerne von Tobi begleiten. Der ist auch tagsüber oft dabei, aber im Dunkeln ist er besonders wichtig. Er hat nämlich noch mehr Angst als ich. Da komme ich mir selbst immer sehr mutig vor. Jedes Mal, wenn wir ein Geräusch hören, einen

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