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Augen für den Fuchs

Titel: Augen für den Fuchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henner Kotte
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uns schriftlich bestätigen! Ja, bitte! Gern.
    Miersch fuhr in die Hosen. Er schnürte die Schuhe. Er band sich den Schlips. Eigentlich war ihm zum Lachen. Mein Gott, wenn jemand von diesem Vorfall erfuhr … Arztserie. Typisch.
    Schwester Vroni reichte ihm wortlos die Papiere, er unterschrieb. Dr. Fränkel versuchte es nochmals auf die sanftere Tour. Vielleicht marterten ihn sein Ärzteethos und der Hippokratische Eid, den er geschworen hatte. Er verfolgte den Kriminaldirektor bis auf den Parkplatz.
    »Herr Miersch, Frau Thede lässt Ihnen ausrichten, dass es ihr leidtut. Sie hat das so nicht gewollt.«
    »Nicht mich, diese Frau hätten Sie in Behandlung nehmen sollen. Ich bin sehr wohl Herr meiner Sinne.«
    »Sicher.«
    Sie blieben an Mierschs BMW stehen. »Auf Wiedersehen, Herr Doktor!« Es klang aggressiver, als er beabsichtigt hatte.
    Dr. Fränkel blickte etwas pikiert, dann sprach er sehr eindringlich. »Bleiben Sie. Es wäre besser für Sie. Das nächste Mal kann es zu spät sein.«
    »Ich bin sowieso zu spät dran.«
    »Na, dann gute Besserung.«
    »Die werde ich haben.«
    Damit stieg Miersch ins Auto und startete mit kreischenden Reifen. Er winkte Dr. Fränkel über den Rücksitz zu. Aber der Arzt war nicht mehr zu sehen.
    Die Welt war verrückt. Er schien als Einziger den Verstand behalten zu haben. Wir würden Sie gern einmal durchchecken. Nichts Besonderes. Die konnten sich doch nicht alles erlauben! Er war Kriminaldirektor. Er hatte Pflichten. Er trug Verantwortung. Na, dann gute Besserung.
    Miersch fuhr eindeutig zu schnell um die Kurven. Fast wäre er einem stehenden Bus in die Flanke gefahren. Mein Gott, das war doch nicht möglich! Der Schweiß begann ihm zu laufen. Die Augen brannten ihm. Sein Herz schien Foxtrott zu tanzen.
    Er stoppte auf dem nächstgelegenen Parkplatz und versuchte, tief durchzuatmen. Es stach in der Lunge. Sein Puls wollte die Adern sprengen. Mein Gott, bitte nicht wie in diesen billigen Serien! Der BMW verursachte ihm Platzangst. Miersch stand neben der Straße und im Regen. Er stieg aus, lief durch Pfützen und Matsch. Keine Ahnung wohin.
    Autos hupten, als er ihnen in den Weg lief. Er stolperte und rang an einer Hauswand um Atem. Bitte, nicht hier und nicht bei diesem Wetter!
    Mierschs verschleierter Blick fiel auf eine Reklame. Wir fahren. Sie sparen! Trotz Regen und Sonntag herrschte auf der Straße Verkehr. Ein Hinweisschild gab die Richtung des Macherner Parks an. Ein kleines Gasthaus am Straßenrand lag ihm gegenüber. Zu den alten Eichen. Platanen standen neben den Stufen zum Eingang. Fünf Stufen führten unter ein Vordach. Das Haus war weiß verputzt. Rote Kacheln bis unter die Fenster. Hausgemachte Speisen aus eigener Küche, las Miersch, und Zimmer frei. Er brauchte Ruhe, Erholung. Die Dressel hatte ganz recht: Er musste abschalten. An nichts denken. Nicht an die Arbeit. Nicht an den Rufmord. Vor allem nicht an Philip Thede und seine Mutter. Sein Herz raste noch immer. Er fühlte sich unwohl. Er sollte sich gleich hier in ein Bett legen. Besser als im Krankenhaus war das allemal.
    »Einen schönen guten Tag wünsche ich.«
    Hinter der Rezeption war kein Mensch zu sehen. Miersch drückte die Schelle. Sie verursachte einen sehr hellen Ton. Er wartete. Seine Finger trommelten einen Rhythmus auf den Tresen. Er läutete noch einmal, haute dreimal auf die Schelle.
    »Gomm glei«, schrie’s aus den hinteren Zimmern. Wahrscheinlich der Gastraum. Dann öffnete die Wirtin die Tür, wischte die Hände an ihrer Schürze und reichte Miersch die Hand.
    »Womit kann ich dienen?«
    Sicher, sie war keine Fernsehmoderatorin und Anfang fünfzig. Aber wie sie lächelte, würde sie ihm all seine Sünden verzeihen. Krause Locken rahmten das ungeschminkte Gesicht. Blaue Augen. Zwei Knöpfe ihrer Bluse waren geöffnet. Ein Kettchen lag auf ihrem Dekolleté. Am Finger kein Ring.
    »Wollen Sie speisen oder hier übernachten?«
    »Beides.«

8
    »Das Arschloch tickt doch voll schwul! Vulkane im Garten!«
    Franziska Beetz war kurz davor, gegen den Gebrauch solch böser Worte einzuschreiten. Die drei Jungen waren kaum schulreif und sehr beschäftigt. Sie buddelten nach dem Regen friedlich und selbstvergessen im Modder eines Sandkastens, den wohl ein Vater in den kleinen Hausgarten gesetzt hatte. Mit Hingabe gruben sie ein Loch, trotz der kleinen Schaufeln geriet es tiefer und tiefer. Mehr als ein Unterarm reichte bereits hinein.
    »Wann soll denn das Feuer kommen? Ich sehe kein

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