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Augenblick der Ewigkeit - Roman

Titel: Augenblick der Ewigkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Badezimmer besetzt hielt. Sie setzte sich auf den Balkon, auf den sie in der Nacht geflohen war, und fragte sich, ob er vielleicht vergessen hatte, daß sie aus dem Bett gesprungen war? Schließlich war sie ja nach kurzer Zeit zu ihm zurückgekehrt.
    Hatte sie Angst gehabt, sie könnte schwanger werden? Joachim ließ seinen Mund voll Wasser laufen, spuckte eine Fontäne gegen den Duschkopf und senkte rasch den Kopf, bevor sie auf ihn niederprasselte. Er stellte den Duschhahn ab und kramte in ihrem Necessaire, bis er die Antibabypillen gefunden hatte. Das also konnte es nicht gewesen sein. Benommen und glücklich trocknete er sich rasch ab und stellte sich vor, wie er sich an ihren Körper schmiegen würde, in die weiche und fügsame Mulde, wo ihr Rücken in ihr schmales Becken überging, in ihr göttliches Hinterteil mit den Lendengrübchen. » Oh, Aphrodite Kallipygos!« Übermütig ließ er das Handtuch knallen– popp!
    Leise öffnete er die Badezimmertür, um sie nicht aufzuwecken. Sie saß angezogen auf dem Balkon. Er lachte unvermittelt, warf den Kopf in den Nacken und trat zu ihr hinaus. Er sog die Luft ein, stemmte beide Arme aufs Balkongeländer und atmete ebenso tief wieder aus. »Herrlicher Morgen! Findest du nicht auch ? Sie nahm die Sonnenbrille ab. » Herrlicher Morgen! Ja!«
    Er wippte auf den Zehenspitzen und starrte in die Ferne, als hätte die Provence ihn ganz in ihren Bann geschlagen. Eine Kluft hatte sich zwischen ihnen aufgetan, solange er im Bad gewesen war.
    Maria schirmte mit der Hand die Augen gegen das grelle Sonnenlicht und folgte seinem Blick über den Hof der kleinen Auberge, wo ein farbiger Hotelangestellter, dessen monotoner Singsang sie vorhin aufgeweckt hatte, ihren VW mit einem Schlauch abspritzte. Joachim wagte nicht, sie anzuschauen. Schweigend stand er neben ihr und verfolgte den Flug eines Taubenschwarms, der von einem bellenden Hund aufgescheucht worden war und nach einer Schleife, grau im Gleitflug, weiß beim Flattern, auf einer Schirmpinie niederging. Dahinter wuchs das Gebirgsmassiv der Sainte-Victoire aus einem dunklen Fundament zum Licht. Zwischen hier und dort schimmerte ein unsagbarer Reichtum an Farbtönen, die das Grün der Schirmpinie im Vordergrund mit dem Blau des Bergmassivs verbanden.
    » Wußtest du, daß Cézanne, wenn er diesen Berg und seine Landschaft malte, die Gesetze der Perspektive durch die Suggestion der Farben zu ersetzen suchte?« Sie schüttelte den Kopf. » Er hat die Landschaft in kleine, verschiedene Farbflächen aufgelöst, die das Auge des Betrachters Schicht für Schicht in die Tiefe führen, und so den Raum aus seinem zentralperspektivischen Gerüst gelöst. Ich wollte, ich könnte so komponieren, wie Cézanne gemalt hat, eine Musik, die keine Gesetzmäßigkeiten mehr kennt und nur sich selbst genügt.«
    Er beugte sich zu ihr hinunter, tauchte seinen Kopf in ihr Haar, und als sie sich zur Seite neigte, küßte er ihren Hals. » Sag, liebst du mich?«
    » Ach, Joachim, das fragst du besser deine Mutter!«
    » Weißt du denn überhaupt, was Liebe ist?«
    » Ich nehme an, elektrochemische Impulse und ausgeschüttete Hormone, die unser kleines Gefühlsleben ganz durcheinanderbringen.«
    » Liebe ist das einzige, was unserem armseligen Erdenleben einen Sinn gibt.«
    » Du redest wie diese Typen in den Woody-Allen-Filmen.«
    Er sah sie an, und als sich ihre Blicke trafen, wußten beide, daß ihnen ihre Unbefangenheit genommen war.
    Sie hatten das ganze Haus für sich allein. Maria war froh, daß Madame Hue Lin Pao auf Anweisung von Joachims Mutter getrennte Zimmer für sie hergerichtet hatte. Joachim wagte nicht zu widersprechen. Sie hatten ihren Arbeitsplatz unten im Bungalow aufgeschlagen, wo die Luft ein wenig kühler war, wenn die großen Panoramascheiben zum Meer hin offen standen. In den Morgen- und Nachmittagsstunden wehte dort gewöhnlich eine kühle Brise. Maria mußte beim Kopieren alle Notenblätter mit Kieselsteinen beschweren, so daß ihre Arbeitsplatte bald aussah wie ein gigantisches Brettspiel.
    Bei der gemeinsamen Arbeit an der Partitur der Condannati lernte Maria Joachim besser kennen und war erstaunt, daß er im Gegensatz zu seinen Eltern weder karrieresüchtig noch besonders machtgierig oder streberhaft war. Er schien zufrieden zu sein mit dem Talent, das er besaß, solange nicht der unbewußte Quell versiegte, der ihm das geheime Substrat seines künstlerischen Schaffens lieferte.
    Wenn er nicht weiterwußte, bat er sie, ihm

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