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Augenblick der Ewigkeit - Roman

Titel: Augenblick der Ewigkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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markierten Betonkarree auf. Ein halbes Dutzend junger Männer kam herbeigelaufen, in dunklen Anzügen und mit Schlipsen, die in der Luftströmung der Rotoren flatterten. Sie legten die Hände zum Schutz auf ihre Köpfe, tauchten, obwohl die Drehblätter gut ein paar Meter über sie hinwegflappten, tiefer als nötig hinunter und öffneten die Kabinentür.
    Als er das Studio betrat, erreichte ihn ein Hilferuf Krausniks, daß in New York Probleme aufgetreten seien. Beflissen folgten ihm die Assistenten durch das Atelier, auf eine langgestreckte Galerie hinauf, die in halber Höhe der Halle zu den Maskenräumen und den Garderoben führte. Wie sehr die jungen Herren sich auch beeilten, er war ihnen stets ein oder zwei Schritte voraus, ein deutliches Anzeichen von Mißfallen, das er damit zum Ausdruck brachte.
    Herzogs Produktionsbüro war in einem ehemaligen Vorführraum untergebracht, einem Minikino mit mehreren Reihen dick gepolsterter Sessel. Dort, wo früher die Leinwand hing, stand jetzt eine Wand aufeinandergetürmter Monitore, die aussah wie ein vertikales Schachbrett. Ein Teil des Produktionsstabs hatte sich bereits versammelt. Als der Maestro mit seiner Entourage den Raum betrat, erstarb jede Unterhaltung. Erschöpft ließ er sich in einen Sessel fallen und verlangte, noch vor der Orchestersitzung mit dem Impresario zu sprechen. Cosmo ließ sich mit der Regie im Lincoln Center verbinden.
    » Sie werden versuchen, eine Schaltung mit Mr. Krausnik direkt hierher in den Vorführraum zu legen. Aber es kann noch ein paar Minuten dauern, bis man ihn vor die Kameras geholt hat. Vielleicht werfen Sie solange einen Blick hierhinein.«
    » Was ist das?«
    » Das Spiegel- Vorabexemplar, wie von Ihnen gewünscht.«
    Das Titelbild zeigte unter der Überschrift »Der Finanz-Magier Karl Amadeus Herzog« eine Montage, auf der er mit der Spitze seines Dirigentenstabs ein S so in die Luft zauberte, daß sich der Buchstabe mit seinem Taktstock zu einem $-Zeichen verband.
    » Wie haben Sie denn das geschafft?«
    » Der Herausgeber, Herr Augstein höchstpersönlich, läßt Ihnen damit seine besten Geburtstagswünsche übermitteln.«
    » Und– müssen wir uns Sorgen machen?«
    » Es kommt darauf an. Eine Hymne ist es nicht! Weder für Sie noch für mich.«
    » Dann also Sie zuerst.«
    Cosmo blätterte im Heft und setzte seine Lesebrille auf. » Hier– ›die Branche schätzt Herzogs jährliche Plattentantiemen auf mehr als zehn Millionen Dollar‹ und so weiter– jetzt kommts: ›Verantwortlich dafür ist seine rechte Hand, Dr. Constantin Morawitz, der als Managing Director seiner Firma Universal Music s.a.r.l. in der Steueroase Monaco die Geschäfte betreibt. Seitdem sitzt, dient und dienert Morawitz zur Rechten seines Herrn‹ – ha, ha– ›ein Mann für feine Schliche, der während der diversen Festspiele zwischen Cocktailpartys, Kaffeehäusern und Staatsempfängen herumwieselt und den sein Chef wie nur wenige in sein Herz geschlossen hat. Wenn man auf ihn böse ist, sagt der Maestro,dann geht es mir nicht gut!‹«
    Herzog krähte. » Wie wahr!«
    » Haben Sie das tatsächlich so gesagt?«
    » Habe ich, und das nicht nur einmal! Weiter…«
    » Das war’s eigentlich schon. Jetzt sind Sie dran, Maestro…«
    » …nur das Wichtigste. Keine Details!«
    » Nach der Überschrift › Symphonie fantastique aus Kunst und Kommerz– ein flotter Wechsel von Noten in Banknoten‹…«
    » Wie witzig!«
    » …ist dann folgendes über Sie zu lesen: ›Als Multimillionär im Plattengeschäft und Dirigent über ein weitläufiges Imperium gibt Karl Amadeus Herzog in der internationalen Klassikszene den Ton an. Doch im Finale seiner Laufbahn gerät der Maestro, der am kommenden Samstag achtzig wird, immer mehr durch dubiose künstlerische Projekte ins Zwielicht…‹«
    » Was meinen diese Hamburger Schnösel mit ›dubios‹?«
    » Keine Ahnung. Soll ich weitermachen?«
    » Nur zu!«
    » … › Von seinem Sendungsbewußtsein für die Bildplatte mehr denn je überzeugt, mußte Herzog von vorne anfangen und fiel vor den Kameras seines Medienkonzerns ein weiteres Mal über die Renner des Repertoires her. Auf diesen Massen von klingenden Bilddokumenten, deren Originale unantastbar in monegassischen Bankdepots lagern, ist Herzog in immer derselben Pose abgelichtet– die Augen inbrünstig geschlossen, während seine Hände in pathetischen Bewegungen erlesenes Tongut formen …‹ und so weiter und so weiter.«
    » Ich kenne keinen, der das

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