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Augenblicklich ewig

Augenblicklich ewig

Titel: Augenblicklich ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Neuberger
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zweiten Leben auf der Erde war auch in der Sonntagsschule nicht die Rede gewesen. Sam war zwar nicht annähernd so gläubig, wie er vielleicht sein sollte oder es von ihm erwartet wurde, aber das bedeutete nicht, dass Polly ihn an der Nase herumführen konnte. Woher sie allerdings von seinen Träumen wusste, konnte er sich beim besten Willen nicht erklären. Er musste sie erwähnt haben. Sie hatte ihm versichert, ihre Behauptungen beweisen zu können. Wie sollte das gehen?
    Was er auch tat, die Arbeit lenkte ihn weder von seinem Gespräch mit Polly ab, noch fand er eine Lösung. Seine Gedanken drehten sich wieder und wieder um dieselben Punkte im Kreis.
    Sam arbeitete wie ein Besessener, entwickelte Fotos, sichtete und sortierte sie. Als er seine Kammer endlich verließ, dämmerte es draußen bereits und sein Körper schmerzte von der gebückten Haltung über den Entwicklungsbecken und der Anspannung, die sich auch nach Stunden nicht gelöst hatte. Er entschloss sich, dem Weinkeller seines Onkels einen Besuch abzustatten und sich eine gute Flasche zu gönnen. Während das Mädchen ihm das Essen auftrug, trank er bereits sein zweites Glas. Er wusste, auch der Wein würde ihm keine Erleuchtung bringen, aber er würde seine Gedanken dämpfen, zumindest für heute Abend. Sein Onkel steckte kurz den Kopf zur Esszimmertür herein. Er entschuldigte sich, weil er zu müde war, um Sam Gesellschaft zu leisten. Dann wünschte er ihm eine gute Nacht und ließ Sam mit seinen Grübeleien allein.
    Nachdem er die ganze Flasche geleert hatte, ging auch Sam zu Bett, sein Kopf war schwer und seine Gedanken träge. Er würde gut schlafen, denn für logische Überlegungen war er längst zu benebelt vom Alkohol.

 
    Sam fühlte sich schrecklich. Er fror, obwohl sein Körper zu verglühen schien. Schweiß stand ihm auf der Stirn und seine Muskeln schmerzten unerträglich. Sein Atem weigerte sich, in seine Lungen zu fließen. Jeder Atemzug brannte. Er hatte sich noch nie zuvor so schlecht gefühlt. Sein Hemd und seine Baumwollhose waren durchnässt und auch die Laken waren längst klamm. Sam ächzte vor Schmerzen. Er spürte, wie sich die Finger, die seine Hand umklammert hielten, kaum merklich bewegten. Als er den Kopf mühevoll zur Seite drehte, blickte er in Pollys Augen. Sie waren ihm so vertraut, und doch erkannte er sie kaum wieder. Ihr strahlendes Blau war getrübt und die Augen selbst schienen viel zu groß für das eingefallene Gesicht. Pollys Haut hatte jede Farbe verloren, sie war blass, leichenblass, musste er erschrocken feststellen, und auch auf ihrer Stirn sammelten sich kleine Schweißperlen. Er wollte ihre Wange streicheln, konnte aber kaum seinen Arm heben, deshalb sagte er ihren Namen. »Polly.«
    Sie reagierte nicht, obwohl sie ihn nach wie vor anblickte.
    »Polly, Liebes, hörst du mich?« Seine Stimme war kaum hörbar, so schwach war sie, aber da Polly so dicht bei ihm lag, bestand kein Zweifel daran, dass sie ihn hören musste. Sie reagierte jedoch nicht. Lediglich ihre Augenlider flatterten einen kurzen Moment, dann starrte sie wieder still gerade aus. Ihr Atem ging schwer, genauso schwer wie sein eigener. »Pol...« Sams Stimme versagte und er wurde von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt, der ihn glauben ließ, seine Lunge müsse jeden Augenblick zerreißen. Die heftigen Bewegungen seines Brustkorbs waren mehr, als sein geschundener Körper verkraften konnte, denn im selben Moment wurde er von stechenden Schmerzen in der Brust und im Unterleib erfasst, die ihn beinahe ohnmächtig werden ließen.

 
    Sam erwachte keuchend. Der Schmerz war unerträglich. Er rang nach Luft und sein Herz hämmerte wild in seiner Brust. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis er wieder frei atmen konnte und die Erinnerung an die Schmerzen in seinem Körper verblasste. So etwas hatte er noch nie zuvor erlebt, ja bisher nicht einmal für möglich gehalten. Die Schmerzen und die Atemnot waren ihm so real erschienen wie das Zimmer um ihn herum und das Bett, in dem er lag. Er sah sich um. Alles war wie immer. Der große Raum war nur spärlich mit Möbeln bestückt. Neben dem ausladenden Bett mit den hohen Bettpfosten stand der geräumige Kleiderschrank, daneben der kleine Sekretär, den seine Tante ihm in sein Zimmer gestellt hatte und den er niemals nutzte. Beides war aus dem gleichen Holz gefertigt wie sein Bett. Draußen war es bereits hell. Alles sah aus wie immer, aber er fühlte sich nicht so.
    Es war gewesen, als habe er alles

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