Augenblicklich ewig
gut.« Sie ging los, ohne sich nach Sam umzudrehen, und er folgte ihr auf dem Fuße. Was hätte er auch sonst tun sollen? Der Marsch verlief schweigend. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Offensichtlich hatte sie ihm einiges zu erklären, das sie nicht in der Öffentlichkeit preisgeben wollte. Wie üblich hielt Polly ausreichend Abstand zu ihm, um eine Berührung unmöglich zu machen. Allerdings schaute sie häufig zu ihm herüber und ihr Blick war weniger zurückhaltend als sonst. Sie lächelte und in ihren Augen brannte etwas, das weit über die Freude, ihn zu sehen, hinausging. Sam gefiel dieser Blick, er machte ihn jedoch gleichzeitig nervös. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was ihn erwartete.
Zu Hause angekommen, rief er nach seinem Onkel, um sicherzugehen, dass dieser unterwegs war. Das Mädchen huschte mit einem Stapel Wäsche vorbei. Er wies sie an, ihn und Polly unter keinen Umständen zu stören, was auch immer anlag. Ihm war sehr wohl bewusst, wie diese Anweisung wirken musste, immerhin war er im Begriff, sich mit Polly allein auf sein Zimmer zurückzuziehen, aber das war ihm egal – zumindest solange es Polly nichts ausmachte. Ein Blick in ihr Gesicht verriet ihm, sie hatte anderes im Kopf, als sich um ihren Ruf zu sorgen. Sie wirkte angespannt und gleichzeitig voller Vorfreude. Eine verführerische Mischung, schoss es ihm durch den Kopf. Er lachte, und Polly schaute ihn fragend an.
Er schüttelte den Kopf. »Mit fiel gerade auf, wie unser Auftreten auf das Mädchen wirken muss«, schwindelte er.
Polly lächelte und zuckte dann mit den Schultern. »Meinetwegen kann sie denken, was immer sie möchte.«
Er hatte richtig gelegen, es war ihr egal. »Sollen wir?«, fragte er schließlich und sie nickte. Er ging voran in sein Zimmer, wo Polly sich neugierig umsah.
»So hatte ich es erwartet«, stellte sie schließlich fest.
»Du hast dir Gedanken darüber gemacht, wie mein Zimmer aussieht?«
Sie lächelte und Sams Magen flatterte leicht. »Ich wusste, es würde so aussehen.«
Sam zog eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts. Er hatte sich auf diese Sache eingelassen, nun würde er auch dazu stehen.
Polly blickte sich noch einmal um, dann sah sie ihm entschlossen in die Augen. »Sam, ich weiß, meine Worte gestern müssen völlig falsch in deinen Ohren geklungen haben, aber ich sage die Wahrheit. Wir beide kennen uns schon sehr lange, nicht in diesem Leben, aber in vielen anderen davor.«
Sam holte Luft, um ihr zu sagen, dass er diese Erklärung nicht akzeptieren konnte, aber Polly hob die Hand, um ihn zurückzuhalten. »Natürlich glaubst du mir nicht, ich würde mir selbst auch nicht glauben, wenn ich nicht wüsste, dass es die Wahrheit ist, weil ich mich daran erinnere. Ich erinnere mich an dich und unser gemeinsames Leben.« Wieder wollte Sam widersprechen, aber ihr bittender Blick ließ ihn innehalten. »Deine Träume, Sam, sind keine Träume, es sind Erinnerungen, tief in dir vergraben. Sie drängen an die Oberfläche, weil wir uns getroffen haben. Wahrscheinlich bist du heute zu mir gekommen, weil du spürst, es sind nicht bloß einfache Fantasien.« Sie musterte ihn, er schwieg. »Oder dein Traum, war so schlimm, dass du ihn fürchtest«, flüsterte sie.
Sie wusste es! Ihm stockte der Atem, deshalb nickte er nur knapp.
»Ich kann dir helfen Sam. Es wird leichter und schließlich hört es ganz auf. Ich verspreche es.« Ihre Stimme war samtig, beschwörend, bittend und lullte Sam derart ein, dass er auf einmal alles für möglich hielt. Sogar, dass sie die Wahrheit sagte.
»Wie?«, fragte er.
»Wir müssen uns berühren.«
Sam riss die Augen auf. Unglaublich. Das sollte die Lösung sein? Sie vermied seit ihrer ersten Begegnung jeden Körperkontakt mit ihm, und nun sollte eine Berührung des Rätsels Lösung sein? Dennoch wollte er nichts lieber, als sie anzufassen. Endlich ihre zarte Haut unter seinen Fingern spüren. Er machte unvermittelt einen Schritt auf sie zu.
Sie wich zurück.
Sam sah sie fragend an.
Polly lachte nervös. »Nicht so hastig. Ich kann dir nicht versprechen, dass es angenehm wird, aber ich weiß, es wird leichter, je länger wir zusammen sind. Wenn es dir zu viel wird, hören wir einfach auf. Ja?«
Sam hatte genug gehört. »Polly, ich habe keine Ahnung, wovon du redest. Ich weiß nur, es passiert etwas, das ich nicht verstehe. Du sagst, du kennst mich aus einem früheren Leben? Das ist absurd, wir beide wissen das. Du behauptest, du kannst es beweisen? Dann
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