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Augenblicklich ewig

Augenblicklich ewig

Titel: Augenblicklich ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Neuberger
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tu es endlich, bevor einer von uns beiden seinen Verstand verliert, wenn wir das nicht beide schon haben.« Sams Muskeln zitterten vor Anspannung.
    Polly lächelte aufrichtig, schaute ihm tief in die Augen und machte einen kleinen Schritt auf ihn zu. »Na schön. Nicht erschrecken, egal, was passiert. Und bitte hör erst auf, wenn es wirklich zu viel wird. Versprochen?«
    Sam hob eine Hand. »Ich verstehe zwar nach wie vor kein Wort, aber ich verspreche, ich werde nicht erschrecken und womit auch immer erst aufhören, wenn es mir zu viel wird. Zufrieden?«
    Polly nickte und streckte die Hand mit der Handfläche nach oben in seine Richtung. »Berühr mich, Sam.« Ihre Stimme war betörend und Sam machte sofort einen Schritt in ihre Richtung, um die Lücke zwischen ihnen zu schließen. Sie wich nicht zurück und hielt die Hand weiterhin zu ihm ausgestreckt, während sie ihm in die Augen sah. Erst als auch er die Hand ausstreckte, schaute sie genau wie er auf ihrer beider Hände. Sam strich leicht mit den Fingern über ihre Handfläche und geriet sofort ins Schwanken. Der Raum bewegte sich. Der Boden verschwamm unter seinen Füßen, als habe er sein Objektiv nicht scharf gestellt. Nur Pollys Hand blieb fokussiert. Irritiert sah er auf und entdeckte Sehnsucht in ihren Augen. »Noch einmal«, hauchte sie.
    Wieder berührte er ihre Handfläche und legte schließlich seine Hand in ihre. Sie bewegte sich nicht, wartete.
    Mit einem Mal schnürte sein Kragen ihm die Luft ab, obwohl der oberste Knopf überhaupt nicht geschlossen war. Ein Bild von Polly in einem dunkelroten Kleid blitzte in seinem Kopf auf. Sam hatte das Gefühl, der Boden würde unter ihm nachgeben, er glaubte, den Halt zu verlieren, lediglich seine Finger, die Pollys Hand umfasst hielten, machten ihm bewusst, dass er noch an Ort und Stelle stand. Bilder von Polly in altertümlicher Kleidung wirbelten durch seine Gedanken, er sah sich selbst, wie er den Kragen eines eigenartigen Anzuges richtete, den er nicht kannte. Plötzlich spürte er einen kühlen Wind auf der Haut und sah die Freiheitsstatue vor sich. Er wollte sich aus dem Strudel befreien, sich wehren und Polly fragen, was mit ihm passierte, aber es gelang ihm nicht. Seine Gedanken sprangen von einem Bild zum nächsten. Während das Zimmer längst vollkommen verschwunden war, drehte sich der Boden immer schneller unter seinen Füßen. Schließlich stoppte die Bilderflut und er sah Polly vor sich, leichenblass mit weit aufgerissenen Augen, das wunderschöne Blau vollkommen getrübt. Im gleichen Moment raubte ihm der Schmerz in seiner Brust den Atem. Seine Lungen brannten, seine Knie gaben nach und er sackte keuchend zu Boden.
    »Sam?« Wie durch einen Nebel hörte er Pollys Stimme, aber er konnte nicht antworten. »Sam? Hörst du mich? Sam, bitte.« Sein Brustkorb hob und senkte sich hektisch. Er konnte nicht atmen. Wenn er nicht in den nächsten Sekunden wieder Luft in seine Lungen bekäme, würde er sterben. »Sam!« Pollys Stimme war nun lauter. »Du musst dich beruhigen!«
    Wie sollte er sich beruhigen? Er drohte zu ersticken!
    »Alles ist in Ordnung. Dir passiert nichts. Atme, Sam, atme. Alles ist in Ordnung.«
    Erst jetzt bemerkte Sam, dass er auf dem Boden kniete. Er hatte Pollys Hand losgelassen, um sich abzufangen.
    Sie kniete sich neben ihn. »Beruhige dich Sam. Dir passiert nichts. Alles wird gut.«
    Ihre Stimme beschwor ihn, betörte seine Gedanken. Je länger sie redete, desto leichter fiel ihm das Atmen.
    »Alles ist in Ordnung, Sam. Atme tief durch. Du hast es geschafft. Alles wird gut. Von nun an wird es einfacher.« Langsam beruhigte sich sein Herzschlag wieder und seine Lungen arbeiteten wie gewohnt. Er horchte in sich hinein. Keine Schmerzen. Endlich rappelte er sich auf und setzte sich auf seine Bettkante. Polly kniete noch immer auf dem Boden, setzte sich nun jedoch zurück auf ihre Fersen, um zu ihm aufzusehen.
    »Besser?«, fragte sie.
    Er nickte benommen.
    »Was hast du gesehen?«
    Er hob den Kopf und sah Sorge in ihrem Gesicht und noch etwas anderes. Hoffnung? »Du bist gestorben«, antwortete er, ohne darüber nachzudenken.
    Ein trauriger Schatten legte sich über ihre Augen. »Ich weiß.«
    »Woher?«
    »Ich war da.«
    »Ich auch. Ich habe es in meinem Traum gesehen.«
    Sie blickte ihn neugierig an. »Du warst dort?«
    Sam, der inzwischen seinen Kopf in seine Hände gestützt hatte und sich die Haare raufte, blickte erstaunt auf. »Was soll das heißen? Ich dachte, darum ginge

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