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Augenblicklich ewig

Augenblicklich ewig

Titel: Augenblicklich ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Neuberger
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heiraten, und auch alle anderen hielten mich für reichlich verschroben, weil ich die Männer um mich herum nicht weiter beachtete. Schließlich fand ich dich zufällig mitten auf der Straße. Ich rannte auf dich zu und packte deinen Arm.«
    Sam sog scharf Luft ein.
    Polly sah ihn an und nickte. »Du kannst dir sicher vorstellen, was passiert ist. Du hast die Beine in die Hand genommen, nachdem du dich von der Straße aufgerappelt hattest, und mich nicht einmal mehr angesehen. Ich war am Boden zerstört, auch deshalb, weil ich überhaupt keine Ahnung hatte, was passiert war. Ich begann sogar, an meinem Verstand zu zweifeln. Es dauerte beinahe ein Jahr, bis wir uns wiedersahen. Du standest wie aus dem Nichts vor der Tür der Herrschaften, für die ich arbeitete, und wolltest mich sprechen. Das allgemeine Erstaunen war natürlich groß«, sie lächelte verschmitzt, »als ein Mann ausgerechnet nach mir fragte - und dann auch noch ein so attraktiver.« Sie errötete zart. »Ich konnte nicht fassen, dass du zu mir kamst, und deine Geschichte war unglaublich. Du träumtest seit unserer Begegnung jede Nacht von mir und fandest keine Ruhe mehr. Natürlich wusstest du nicht, was vor sich ging, aber du hast dich auf die Suche nach mir gemacht, um zu sehen, was es mit der Sache auf sich hat. Es war wohl nicht leicht mich zu finden. Du wusstest so gut wie nichts über mich und warst darauf angewiesen, anderen eine Beschreibung von mir zu geben und zu hoffen, dass mich irgendjemand kannte. Das Schicksal oder der Zufall hatten offenbar ein Einsehen und einer deiner Bekannten hat dir einen Hinweis auf meine Herrschaften gegeben. Als ich dir schließlich von unserem früheren Leben erzählt habe, hast du mir beinahe unmittelbar geglaubt. In deinen Träumen hattest du schon alles gesehen, was ich zu erzählen hatte. Es war also leichter für mich als in diesem Leben«, sie schaute ihm in die Augen, »aber schwerer für dich, weil du alles mit dir selbst ausmachen musstest und es so lange gedauert hat. Die Träume hörten auf, sobald wir anfingen, miteinander auszugehen. Berühren konnten wir uns beinahe sofort ohne größere Vorkommnisse, lediglich wenn wir uns für längere Zeit nicht sahen, gab es kleinere Rückfälle.«
    Sam hob eine Augenbraue. »Soll das bedeuten, wenn wir uns trennen, beginnen die Träume wieder?«
    »Das könnte sein, aber ich weiß es nicht genau. Wir haben uns seit dem Tag, an dem du vor meiner Tür aufgetaucht bist, nie wieder wirklich getrennt. Nur zweimal haben wir uns anfangs für drei Tage nicht gesehen, danach war die erste Berührung wieder ein kleines Feuerwerk, wie du es immer nanntest, aber auch das hörte später auf. Länger als wenige Tage waren wie jedoch niemals ohne einander.«
    Sam stöhnte. Das gefiel ihm alles ganz und gar nicht. Er ließ Pollys Hand los und lehnte sich wieder zurück. »Wie ging es weiter?«
    »Wir haben geheiratet.« Sie blickte ihn beklommen an, wahrscheinlich, weil sie wusste, wie er zu diesem Thema stand. »Damals waren die Zeiten anders als heute, nicht so offen. Frauen konnten sich nicht in Gesellschaft von Männern aufhalten, wenn sie nicht verheiratet waren.« Sie senkte ihren Blick kurz, dann sprach sie weiter. »Außerdem waren wir verliebt, wollten das Leben miteinander teilen. Es war nur natürlich zu heiraten.«
    Sam nickte einmal mehr, schließlich musste die Geschichte sich nicht wiederholen. Er schrieb seine eigene Geschichte, zumindest hoffte er inständig, dass es so war.
    »Wir hatten kein schlechtes Leben. Du hattest Arbeit bei einer kleinen Zeitung, und ich blieb zunächst weiter auf meiner Anstellung bei den Herrschaften. Schließlich hattest du die wahnwitzige Idee, nach Amerika auszuwandern. Wir hörten, die Chancen seine dort besser, das Geld läge auf der Straße und jeder könne alles erreichen. Also sparten wir all unser Geld für eine Überfahrt nach New York. Du kannst dir sicher denken, die Fahrt war kein bisschen angenehm und unser Start ins Leben dort drüben ebenfalls nicht. Wir lebten in schäbigen Wohnungen und hatten kaum etwas zu essen. Viele starben an den eigenartigsten Krankheiten. Es war schwer, aber wir hatten uns und haben keinen Tag aufgehört, uns zu lieben.« Wieder war ihr Blick abwesend, bevor Polly blinzelte und Sam ansah. »Das Wissen darum, dass dieses wahrscheinlich nicht unser letztes Leben war, hat auch ein wenig geholfen. Wir waren schon einmal krank geworden und hatten eine zweite Chance bekommen.«
    »Aber davon

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