Augenblicklich ewig
bevor es schneller schlug. »Du hast doch nicht etwa vor, hier ...«, sie beschrieb mit ihrem Arm einen weiten Kreis durch den Raum, »... weiterzumachen? Beim letzten Mal bist du auf deinen Knien gelandet.«
Sam wand sich innerlich bei der Erinnerung daran. »Na schön. Was hast du vor?«
Sie grübelte. »Mit in meine Wohnung kann ich dich auf keinen Fall nehmen. Auch wenn mir die Meinung der Nachbarn Einerlei ist, die Wände haben, wie gesagt, Ohren.«
»Dann kommst du eben wieder mit zu mir«, stellte er fest und überlegte schon, wie er es schaffen könnte, Polly ungesehen in sein Zimmer zu schmuggeln. Gerne hätte er sie am Arm durch die Menschen manövriert, wie es sich gehörte, aber nun wusste er, warum eine Berührung in der Öffentlichkeit keine gute Idee war. Also begnügte er sich damit, voranzugehen und sich regelmäßig umzudrehen, um zu überprüfen, ob Polly noch dicht hinter ihm war. Als sie aus der Bar traten, regnete es einmal mehr in Strömen.
»Das kann doch nicht wahr sein«, knurrte er. Polly seufzte nur genervt. »Komm!«, forderte er sie auf und rannte los durch den Regen. Er hörte ein kurzes Jammern hinter sich und dann Pollys Schritte, die ihm folgten. Der Weg war nicht weit, dennoch waren sie beide völlig durchnässt, als sie endlich vor der Haustür seines Onkels standen. Sam schloss auf. »Schnell, nach oben, bevor uns jemand entdeckt.«
Polly zog sich die Schuhe von den Füßen und sprintete auf leisen Sohlen die Treppe hinauf, direkt in sein Zimmer. Sam folgte ihr und schloss die Tür hinter sich, nachdem er sich vergewissert hatte, dass niemand im Haus Pollys Anwesenheit bemerkt hatte.
Als er sich zu ihr umdrehte, stockte ihm der Atem. Sie stand mit dem Rücken zur Tür und blickte aus dem bodentiefen Fenster über die Stadt. Ihre Haare hatten sich aus der Frisur gelöst und in die wilde Mähne verwandelt, die er schon einmal gesehen hatte. Ihr nasses Kleid klebte an ihrem Körper und er konnte ihre Konturen deutlich erkennen. Wie der seine ging auch ihr Atem von der Anstrengung des Laufens schwer. Sie war wunderschön. Ehe er darüber nachgedacht hatte, stand er hinter ihr und sog ihren Duft ein. Sie bewegte sich nicht, aber er spürte die Anspannung, die durch ihren süßen Körper ging. »Die Aussicht ist traumhaft, Sam. Die Stadt wirkt von hier aus sehr beeindruckend.« Ihre Stimme zitterte kaum merklich.
»Du bist atemberaubend, Polly. Ich habe noch nichts Schöneres gesehen als dich in diesem Moment«, raunte er in ihr Ohr und wunderte sich, wie belegt seine Stimme klang. Sie drehte sich langsam um. Er konnte Sehnsucht in ihren Augen sehen und Leidenschaft, zumindest glaubte er das. Vielleicht war da noch etwas anderes, aber er wusste nicht, was es war. Sobald sich ihre Blicke trafen, vergaß er die Welt um sich herum.
»Küss mich«, flüsterte er kaum hörbar.
Mit blitzenden Augen sah sie zu ihm auf. Dann, ohne zu zögern, hob sie das Kinn und streckte sich ihm entgegen. Sam senkte seinen Mund auf ihre zarten Lippen. Er konnte kaum fassen, wie gut sie sich auf seinen anfühlten. Sie waren neu, fremd und gleichzeitig genauso wie in seinem Traum, als seien sie dazu bestimmt, ihn zu küssen. Lediglich ihre Lippen lagen aufeinander. Sam berührte Polly nicht und auch sie kam nicht näher. Gerade als Sam dachte, es würde nichts weiter passieren als dieser herrliche Kuss, begannen Raum und Zeit um ihn herum zu verschwimmen. Er fühlte nach wie vor Pollys süßen Mund auf seinem, aber er stand nicht länger in seinem Zimmer im Haus seines Onkels. Er trug nun eine schmale Hose und ein Hemd, dessen fester Kragen noch offen stand, seine Schuhe waren unbequem. Dennoch breitete sich eine angenehme Hitze in seinem Körper aus und sammelte sich in seinen Lenden. Unwillkürlich zog er Polly in seine Arme und intensivierte den Kuss. Sie schmiegte sich an ihn und öffnete leicht die Lippen, als er mit der Zunge darüber strich. Der Raum wirbelte um ihn herum. Um nicht den Halt zu verlieren, konzentrierte er sich nur auf ihren weichen Körper in seinen Armen und ihren Kuss. Sie fühlte sich wundervoll vertraut an und zugleich aufregend und unerwartet. Sie standen nun wieder in dem Zimmer aus einem seiner Träume, er konnte das schwere Kleid zu seinen Füßen fühlen. Ohne hinzusehen, wusste er, dass auf dem Boden auch sein Gehrock lag, den er vor einer Stunde noch in der Oper getragen hatte. Ihm wurde heiß, als er mit der Zunge in ihren Mund glitt. Funken schienen zwischen ihnen zu
Weitere Kostenlose Bücher