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Augenblicklich ewig

Augenblicklich ewig

Titel: Augenblicklich ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Neuberger
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ließ eine ungeahnte Euphorie in ihm aufwallen.
    »Schön dich zu sehen, Sam«, begrüßte sie ihn, als er sie endlich erreichte.
    »Guten Tag, Polly.« Er wollte ihre Hand nehmen, zögerte jedoch und verharrte mit seiner Hand einen Moment in der Luft.
    Sie lachte. »Was ist? Traust du dich nicht?«, neckte sie ihn, berührte seine Hand jedoch im Gegenzug ebenfalls nicht.
    Sam schloss die Augen und ergriff Pollys Finger. Ihre schmale Hand fühlte sich weich in seiner an. Mit dem Daumen strich er über ihren Handrücken. Er öffnete die Augen und sah sie an. Dann begann Berlin um ihn herum zu verschwimmen und er befand sich wieder in dem Zimmer, das er nun schon beinahe so gut kannte wie sein eigenes. Nur einen kurzen Moment, dann war er zurück im Freien, im Hier und Jetzt mit Polly, die vor ihm stand und ihn unverwandt anblickte.
    »Es wird leichter, stimmt’s?«, fragte sie.
    Er nickte. »Aber deshalb nicht weniger eigenartig.«
    »Irgendwann wird es ganz aufhören, versprochen.«
    »Aber nur, wenn ich in Zukunft nicht mehr von deiner Seite weiche.« Es war mehr eine Feststellung, dennoch huschte ein kleiner Ausdruck von Schmerz über Pollys Züge.
    Als Polly antwortete, lächelte sie wieder: »Und ich nicht von deiner, Sam.«
    Er bot ihr seinen Arm und sie hakte sich unter, bevor sie ihren geplanten Spaziergang am Wasser entlang aufnahmen. Mit einem Mal wurde ihm bewusst, dass auch sie keine andere Wahl hatte. Sie war an ihn gebunden, wie er an sie. Blieben sie tatsächlich zusammen, hatte auch sie sich den Mann an ihrer Seite nicht selbst ausgesucht, sondern er war ihr vom Schicksal auferlegt worden. Mit allen Konsequenzen. Sie hätte sich nie in jemand anderen verlieben, keine eigene Wahl treffen können. Ob es für sie leichter war, weil sie die Erinnerungen an ein glückliches Leben mitbrachte, wusste Sam nicht. Niemand konnte ihr garantieren, dass sie wieder glücklich werden würden. Die Zeiten waren unsicher und sie kannte ihn, den Sam, der er heute war, kaum.
    »Entschuldige. Ich weiß, die Situation ist auch für dich schwierig. Niemand hat dich gefragt, ob du mit mir zusammen sein willst. Das ist sicher alles andere als einfach.«
    »Doch das ist es. Es ist ganz leicht. Du wirst schon sehen.« Ihre Stimme war so voller Hoffnung und Zuversicht, sie schaffte es beinahe, seine Zweifel komplett auszuräumen.
    Als sie sich nach einem ausgedehnten Nachmittag am Fluss und einem Stück Kuchen im Café voneinander verabschiedeten, spürte Sam sofort wieder den Drang, Polly an seiner Seite zu halten. Er ergab sich jedoch der Vernunft und verließ sie einmal mehr an ihrer Haustür. Sobald er sich zum Gehen wandte, vermisste er sie bereits.
    Er verbrachte den Abend mit seinem Onkel, der froh über seine Gesellschaft war. Nach den langen Tagen in der Fabrik war er stets müde, hatte früher jedoch gerne mit seiner Tante über die Ereignisse des Tages gesprochen. Sam versuchte, ein ebenso guter Zuhörer wie seine Tante zu sein, wenn er auch nur ein schlechter Ersatz war. Sein Onkel hatte viel zu berichten, um ihn auf den neusten Stand zu bringen, und ehe Sam sich versah, war es bereits spät und Zeit, ins Bett zu gehen. Seine Ausstellung würde am kommenden Nachmittag eröffnet werden. Da er einen guten Eindruck auf die Gäste machen und außerdem Polly gefallen wollte, legte er sich seinen besten Anzug und ein weißes Hemd bereit. Seine Schuhe waren blank poliert. Sie hatten sich für den nächsten Tag in der Galerie verabredet. Polly wollte Johanna mitbringen und Sam war sicher, dass auch Paul kommen würde. Immerhin war er sein bester Freund und würde sich außerdem nicht die Gelegenheit entgehen lassen, mit Johanna zusammen zu sein.

 
    Sam stand nervös etwas abseits und beobachtete, wie der Galerist die Gäste begrüßte. Es waren viele bekannte Künstler und Kunstliebhaber eingeladen worden, und viele von ihnen waren der Einladung gerne gefolgt. Sam hatte ein gutes Gefühl, was seine Fotos anging. Dennoch hoffte er, Polly würde endlich eintreffen, oder wenigstens Paul, und seine Nerven beruhigen. Nein, eigentlich wollte er Polly sehen. Als sie sich schließlich in die Schlange der Gäste einreihte, schlug sein Herz schneller. Sie trug die Haare in der gewohnt geordneten Frisur, aber Sam hatte keine Probleme, sich ihre Lockenpracht vorzustellen. Ihr elegantes Kleid schmiegte sich an ihre Kurven, sodass Sam beinahe die Knie weich wurden. Sie lächelte ihm entgegen. Nun entdeckte er auch Johanna und Paul, die

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