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Augenblicklich ewig

Augenblicklich ewig

Titel: Augenblicklich ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Neuberger
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er, vollkommen eingenommen von Pollys Anblick, zunächst gar nicht bemerkt hatte.
    »Sam, herzlichen Glückwunsch. Ich freue mich für dich.« Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, ohne seine Haut mit ihren Lippen zu berühren, und ließ ihn ein klein wenig enttäuscht zurück.
    Paul klopfte ihm auf die Schulter »Samuel, Mensch, wer hätte gedacht, dass man mit so etwas«, er deutete auf Sams Bilder, »Geld verdienen könnte!«
    »Danke, Paul, ich wusste immer, dass du als mein Freund an mich glaubst», gab Sam im selben ironischen Tonfall zurück. Auch Johanna begrüßte ihn und schaute sich danach in Pauls Begleitung seine Fotos an.
    Sam war stolz auf seine Arbeit. Selbstverständlich handelte es sich um keine große Ausstellung und er war auch nicht die Hauptattraktion, aber das war ihm nicht so wichtig. Er freute sich, seine Arbeiten zeigen zu können und hoffte, sie würden gefallen. Vielleicht würde er zukünftig weniger Portraits fotografieren müssen und stattdessen seine eigenen Bilder verkaufen können. Sein Blick fiel auf Polly, die neben ihm eine der Malereien betrachtete. Er konnte kaum glauben, wie vertraut ihm bereits jeder einzelne Gesichtszug, jede kleine Bewegung und jeder ihrer Blicke waren. Er hätte es ihrer gemeinsamen Vergangenheit zuschreiben können, aber in Anbetracht dessen, dass Sam kaum eine eigene Erinnerung daran hatte, musste er sich eingestehen, dass Polly es im Hier und Jetzt geschafft hatte, ihn vollkommen für sich einzunehmen. Wenn er ehrlich zu sich war, wollte er nicht mehr ohne sie sein. Und das nicht aufgrund des eigenartigen Schicksals, das sie offenbar aneinander band und deshalb unaufhörlich zueinander hinzog. Er wusste tief in seinem Inneren, er würde nie genug von Polly bekommen können. Wenn er sie betrachtete, konnte er sich nicht vorstellen, sich jemals in ihrer Gegenwart zu langweilen oder Interesse an einer anderen Frau zu entwickeln. Er wollte Polly, daran bestand kein Zweifel. Sie fing seinen Blick auf und lächelte zart, ihre Augen allerdings glühten, was ihre errötenden Wangen unterstrichen. Von einem der Gäste mit einer Frage abgelenkt, wandte Sam die Augen ab, bevor er Raum und Zeit um sich herum vergaß.
    Die Eröffnung verging wie im Flug, und als die Galerie endlich schloss, war Sam gleichermaßen euphorisch und erschöpft. Er hatte zahlreiche Komplimente für seine Arbeiten und einige neue Aufträge bekommen. Er würde sogar einen der großen Literaten Berlins fotografieren, den er bisher zwar aus dem Café gekannt, aber nie persönlich gesprochen hatte. Eine solche Wertschätzung durch einen anderen Künstler freute ihn besonders. Paul und Johanna waren bereits voraus in ein kleines Restaurant gegangen, um zur Feier des Tages einen Tisch zu reservieren. Polly wartete vor der Tür. Als er hinaustrat, lächelte sie.
    »Du siehst müde aus, aber glücklich«, bemerkte sie.
    »Genau so fühle ich mich auch.«
    »Das ist schön.« Sie berührte seine Hand leicht mit ihren Fingern und einen Moment lang glaubte Sam, die Straße würde vor seinem inneren Auge verschwimmen und sich in einen Fluss verwandeln, aber die Berührung war zu kurz gewesen. Eine Sekunde später stand er wieder neben Polly in Berlin.
    Sie lachte. »Ein kurzer Ausflug?«
    Er grinste zurück. »Beinahe. Komm, ich habe einen Riesenhunger.« Er hielt ihr seine Hand hin, aber Polly hakte sich stattdessen bei ihm unter.
    Nachdem sie hervorragend und viel gegessen hatten – die Damen behaupteten, nun mindestens eine Woche fasten zu müssen – wollten sie sich nicht trennen und machten sich daher auf den Weg in das Tanzlokal, um weiter zu feiern. Sam war froh, Polly noch nicht gehen lassen zu müssen. Er wollte sie in seiner Nähe haben. Am liebsten hätte er sie wie am Abend zuvor in sein Zimmer geschmuggelt, wusste aber nicht, was sie von dieser Idee halten würde. Wahrscheinlich sollten sie ihr Glück nicht herausfordern. Wenn jemand Polly entdeckte, würde das für großes Aufsehen sorgen.
    Noch ehe er seinen Gedanken zu Ende führen konnte, betraten sie das Tanzlokal. Wie gewöhnlich war es gut besucht und die Tanzfläche bereits mit Paaren gefüllt.
    Er blickte Polly in die Augen. »Tanz mit mir.«
    Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, sie nickte. Sam ergriff ihre Hand, führte sie auf die Tanzfläche und begann, sich mit ihr im Arm zur Musik zu bewegen. Es war ein langsames Lied und Sam war dankbar dafür, da er Polly so noch näher sein konnte. Er musste unwillkürlich lächeln.

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