Augenblicklich ewig
Schlüssel, das Telefon, ein Buch oder sonst irgendetwas zu suchen oder mindestens etwas davon zu Hause zu vergessen. Auf jeden Fall sparte ihre neue Ordnung eine Menge Zeit und sie würde überpünktlich in Leas Büro eintreffen.
Lea blickte von dem Interview auf, in das sie in den letzten Minuten vertieft gewesen war.
»Polly, der Artikel ist toll! Du bist die Beste. Wie hast du es nur angestellt, ihnen diese Statements zu entlocken? Unglaublich. Haben die beiden das echt so gesagt?«
»Selbstverständlich! Glaubst du etwa, ich würde so etwas erfinden?«
Lea lachte und schüttelte den Kopf. »Nein. Nicht du. Zum einen, weil du gewissenhaft arbeitest. Zum anderen, weil du sonst niemals geschrieben hättest, das Schicksal habe die beiden zusammengeführt.«
Das war gestern. Heute sehe ich das Schicksal mit ganz anderen Augen, dachte Polly, sagte aber nichts.
»Sieh dir doch mal die Fotos an.« Sie rief das Fenster mit den drei Bildern auf, die Sam ihr geschickt hatte.
Wie erwartet war Lea ebenso begeistert wie Sam und Polly selbst. »Dieses Foto! Sam ist ein Genie.«
»Das ist er.« Polly war überrascht, wie verträumt ihre Stimme klang, und hätte sich am liebsten auf die Lippe gebissen. Lea würde die Fährte garantiert wittern.
Genau wie vermutet schoss Leas Kopf sofort in die Höhe. »Du meine Güte. Du klingst total verliebt. Bist du … hast du mit ihm … Ist es etwas Ernstes?«
»Nein, natürlich habe ich nicht. Ich kenne ihn doch gerade erst fünf Minuten.« Und mehrere Leben lang, fügte sie in Gedanken hinzu.
»Polly,« Lea verdrehte die Augen, »wir sind doch erwachsen und keiner von uns wartet mehr bis zur Ehe. Schon gar nicht, wenn der Kandidat so sexy ist wie Sam.«
»Hey, ich hab ihn zuerst gesehen.«
Lea lachte und hob die Hände. »Er gehört ganz dir. Könnte es denn etwas werden mit euch beiden? Ist er einen Versuch wert?«
Polly nickte zaghaft.
Ihre Freundin sprang auf und fiel ihr um den Hals. »Ich freue mich so für dich. Ich hatte schon Sorge, dass es dich nie so richtig erwischt. Und schau dir an, was für einen schicken Typen du dir jetzt geangelt hast. Wann seht ihr euch wieder?«
»Wir haben nichts Konkretes vereinbart. Ich schätze, er meldet sich.«
»Natürlich tut er das.« Lea nickte voller Überzeugung. »So eine tolle Frau wie dich lässt er sich sicher nicht durch die Lappen gehen. Mensch, ich freue mich und ich drücke dir die Daumen, dass er wirklich so toll ist, wie er aussieht.« Das war er, so viel stand fest.
In den nächsten Stunden grübelte sie mit Lea über das richtige Layout für den Artikel und sie besprachen die Richtung, die Pollys anstehende Interviews nehmen sollten. Als sie schon den Gang zum Aufzug hinunterlief, rief Lea sie noch einmal zurück. »Polly, warte. Hier, ich hab den perfekten Anlass für dich, Sam anzurufen.« Sie drückte Polly zwei Konzertkarten in die Hand.
»Konzertkarten?«
»Das sind die Pressekarten für das Konzert heute Abend. Von ihm.« Lea tippte mit dem Zeigefinger auf das Gesicht des jungen Sängers, das Pollys T-Shirt schmückte.
»Ehrlich? Willst du denn gar nicht hin? Ich weiß nicht. Die Musik gefällt Sam nicht besonders und mir eigentlich auch nicht.«
Lea verdrehte die Augen. »Ach, Polly, das ist doch egal. Die Hauptsache ist, ihr unternehmt etwas zusammen. Konzerte sind immer total romantisch. Glaub mir, das ist eine tolle Idee.«
Polly nickte. Warum eigentlich nicht? Immerhin hatte der junge Sänger sie und Sam sozusagen zusammengebracht. »Okay, ich frage, Sam. Danke, Lea, du bist ein Schatz.« Sie umarmte ihre Freundin. »Und die größte Romantikerin, die ich je getroffen habe.«
»Ich weiß. Viel Spaß heute Abend. Und sag Sam Danke für das tolle Bild.«
Auf dem Rückweg zu ihrer Wohnung überlegte Polly, ob Sam sie anrufen würde oder ob sie ihm wegen des Konzerts eine Nachricht schreiben sollte. Sie hatten nichts verabredet. Ja, er hatte ihr versichert, er würde nicht aufgeben, aber sie hatten sich auch darauf geeinigt, sich wie ein normales Paar kennenzulernen. Wenn das überhaupt noch möglich war, nach allem, was sie beide bereits erlebt hatten. Wie lange würde Sam also warten, bis er sich meldete?
Die Antwort auf ihre Frage erhielt Polly schneller als gedacht. Sam wartete mit einer Tasche und etlichen Tüten bepackt vor ihrer Haustür.
»Hi.« Er wirkte befangen.
»Hallo.« Auch Polly war unsicher, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte. Sie kannten sich erst so kurz,
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