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Augenblicklich ewig

Augenblicklich ewig

Titel: Augenblicklich ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Neuberger
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wiedergeboren werden, dann könnten deine Eltern noch leben, wenn du anfängst, dich zu erinnern. Du könntest zu ihnen gehen und mit ihnen sprechen. Das wäre sicher ein Schock, wenn die totgeglaubte Tochter fünfzehn Jahre später als Teenager wieder vor der Tür steht. Ich weiß immer noch nicht, was diese Tatsache für uns zu bedeuten hat. Es könnte heißen, dies ist unser letztes Leben. Zumindest das letzte, an das wir uns erinnern.«
    »Oder es bedeutet ganz einfach, dass wir beide steinalt werden. Vielleicht vertraut das Schicksal auch darauf, dass wir keinen Unsinn machen und unsere Vetter, Kusinen oder alten Freunde im nächsten Leben besuchen und zu Tode erschrecken.«
    Sam strahlte augenblicklich. Auf diese Idee war er offenbar noch nicht gekommen. Er nickte langsam. »Ja, das könnte sein.«
    Doch Polly kam ein anderer Gedanke, der ihr überhaupt nicht behagte. »Dann hatten wir niemals Kinder?«
    Kummer huschte über Sam Züge. »Nein, nicht dass ich wüsste. Du hast mir einmal gesagt, das sei vielleicht der Preis, den wir für die vielen gemeinsamen Leben zahlen müssen.«
    »Schade.« Polly fühlte den Verlust schmerzlich. Sie war immer davon ausgegangen, eines Tages einmal Mutter zu werden. Sam nickte nur.
    Sie schwiegen lange.
    »Sollen wir kochen?«, fragte Polly schließlich, um die trübe Stimmung zu vertreiben. Sie konnten die Dinge nicht ändern, aber manchmal änderten die Dinge sich von selbst. Sam war ebenfalls davon überzeugt gewesen, ihre Eltern müssten tot sein. Stattdessen waren sie kerngesund und würden hoffentlich noch sehr lange leben. Es war also keinesfalls sicher, dass sie niemals Kinder bekommen würden.
    Sam blickte von der Tischplatte auf und erwiderte Pollys Lächeln. »Gerne.« Seine Augen zogen sie einmal mehr magisch an, aber sie stand entschlossen auf und marschierte in Richtung Kühlschrank. Kaum hatte sie diesen geöffnet, schmiegte Sam sich auch schon an ihren Rücken und guckte über ihre Schulter ebenfalls hinein.
    »Viel besser als heute Morgen.«
    Polly knuffte ihn leicht mit dem Ellbogen. »Sehr witzig, Sam. Wenn du auf der Suche nach einer guten Hausfrau bist, hast du vielleicht doch die falsche Polly.«
    Sam vergrub sein Gesicht in ihre Halsbeuge. »Nein, du bist ganz sicher die richtige. Kein Zweifel. Du riechst sogar richtig«, raunte er, und Pollys ganzer Körper wurde von einem wohligen Schauer überzogen.
    Viel zu früh ließ er sie los. »Was wollen wir kochen?«
    »Was hast du beim Einkaufen geplant?«
    Sam blickte zerknirscht drein. »Wenn ich ehrlich bin, war mein einziger Plan, möglichst schnell wieder herzukommen. Ich bin kein allzu guter Koch.«
    »Was ist dein Lieblingsgericht?«
    »Das ist leicht. Pasta. In allen Variationen.« Sein schiefes Grinsen war zum Anbeißen.
    »Na schön, also Nudeln.« Polly ließ die Kühlschranktür offen stehen und trat an den Küchenschrank, um eine Tüte Spaghetti herauszunehmen. Sam war inzwischen an ihre Stelle getreten und holte Tomaten, Mozzarella und einige Kräuter, die er ebenfalls gekauft hatte, aus dem Kühlschrank. Die Küche war viel zu klein, um zu zweit darin zu arbeiten, deshalb schnitt Polly die Zutaten wie gewöhnlich am Esstisch, während Sam abwechselnd ihr zusah und ein wachsames Auge auf die kochenden Nudeln hatte. »Warum lässt du mich nicht helfen?«
    »Tomaten scheiden ist eine gute Ablenkung vom Grübeln«, antwortete Polly, noch bevor ihr klar wurde, was sie tat. Es wäre besser gewesen, ihre Grübeleien nicht zu erwähnen.
    Wie erwartet sah Sam sie besorgt an. »Worüber grübelst du?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Nichts Besonderes.«
    Sam sah ihr fest in die Augen. »Polly, worüber denkst du nach?«
    Sie schüttelte langsam den Kopf. Sie wollte ihm nicht sagen, wie sehr sie bereits jetzt in ihn verliebt war. Sie mochte ihn viel zu sehr, obwohl sie ihn gerade erst kennengelernt hatte. Und sie wollte nicht darüber reden, was passieren würde, wenn sie nicht die war, die er erwartet hatte, in ihr zu finden.
    »Ich verstehe, wenn du nicht darüber sprechen willst, aber sag mir bitte, falls du Zweifel hast.« Er presste die Lippen aufeinander.
    Sie blickte von ihrem Schneidebrett auf. »Woran?«
    »An meiner Geschichte?« Sie fühlte förmlich die Anspannung in seinem Körper.
    »Wie könnte ich daran Zweifel haben? Alles, was ich in den letzten Tagen erlebt habe, ist so unglaublich. Deine Geschichte muss wahr sein. Ich habe dir bereits gesagt, ich glaube dir, und daran wird sich auch

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