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Augenblicklich ewig

Augenblicklich ewig

Titel: Augenblicklich ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Neuberger
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nichts ändern. Mach dir keine Sorgen, ich bin nun einmal ein grüblerischer Mensch.«
    Ein kleines Lächeln huschte über seine Züge. Er nickte. »Okay, dann werde ich dich nicht weiter drängen. Helfen darf ich dir trotzdem nicht?«
    Sie schüttelte entschieden den Kopf. »Lass uns lieber weiter machen mit dem Kennenlernen. Wie wäre es mit ein paar einfachen Fragen? Was ist deine Lieblingsfarbe?«
    »Blau.«
    »Ein Klischee.«
    Sam lachte. »Nein, deine Augenfarbe.«
    Prompt errötete Polly. »Du bist ein unverbesserlicher Charmeur.«
    »Ich gebe mein Bestes.«
    »Weiter geht’s! Hunde oder Katzen?«
    »Hunde. Und du?«
    »Ich dachte, du weißt bereits alles über mich?« Polly gab ihrer Stimme einen scherzhaften Klang, war jedoch gespannt auf seine Antwort.
    »Ist das dein Ernst?«, fragte er.
    Sie bewegte kaum merklich den Kopf auf und ab. Sie würde es drauf ankommen lassen, auch wenn sie nicht wusste, ob es ihr gefallen würde, wenn er die richtige Antwort wusste oder ob sie hoffte, er würde sich irren.
    »Hunde.«
    »Und meine Lieblingsfarbe?«
    »Rot«, antwortete er, ohne zu zögern, und deutete auf den Ring an ihrem Finger mit den dunkelroten Steinen. Die Antwort ließ ihren Magen für einen kurzen Moment flau werden. Sie dachte an das rote Seidenkleid aus ihren Träumen. Er hatte recht. Rot war ihre Lieblingsfarbe, auch wenn sie meist Schwarz oder Weiß trug. Nun war sie sicher, sie hatte gehofft, er würde sich irren. Sie ließ sich ihre Verunsicherung nicht anmerken.
    »Lieblingsmusik?«, fragte sie weiter.
    »Rock. Und einige klassische Stücke aus sentimentalen Gründen.«
    »Und ich?«
    »Rock. Aber das zu wissen, ist leicht. Du hast es mir vorhin selbst verraten.«
    Polly war erleichtert. Ihr altes Ich hätte diese Antworten niemals geben können. In den Zwanziger Jahren war die Rockmusik noch nicht einmal erfunden gewesen.
    Der Timer an Sams Handy signalisierte, dass die Nudeln fertig waren. Sam erhob sich und ging in die Küche, wo er die Nudeln abgoss und in die Schale gab, die Polly bereitgestellt hatte. Er stellte sie neben ihr auf den Esstisch und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
    Durch Pollys Kopf schoss ein Bild von Sam, wie er ihr gegenüber in einer Küche stand und Gemüse schnitt. Er wirkte älter, bereits grau an den Schläfen und mit einigen feinen Linien um die Augen. Er lächelte sie an.
    Sie blinzelte und war wieder im Hier und Jetzt.
    »Entschuldige, ich vergesse immer mehr, vorsichtig zu sein.«
    »Mach dir keine Sorgen. Solange die Bilder in meinem Kopf schön sind, ist alles in Ordnung.«
    »Sicher?« Er schien nicht überzeugt.
    Sie nickte entschieden. »Absolut.« Und sie war sich sicher. Niemals würde sie wollen, dass er aufhörte, sie zu berühren. Außerdem konnte sie nicht leugnen, dass es spannend gewesen war, Sam älter zu sehen, als er heute war. Er hatte gut ausgesehen.
    »Du hast mir nicht verraten, was du am liebsten isst?«, riss Sam sie aus ihren Gedanken.
    »Keine Idee?«
    »Ich befürchte, in dieser Sache kann ich mich nur irren.«
    »Warum?« Sie hatte wirklich keine Ahnung, was er damit meinte.
    »Es ist wie mit der Musik, es gibt so viele neue Speisen, andere Gerichte und viele verschiedene Restaurants, an die früher nicht einmal zu denken war. Die Wahrscheinlichkeit, dass du immer noch Kirschkuchen am liebsten hast, ist also eher gering. Die Welt hat sich geändert, Polly, und du bist eine neue Person in meinem Leben, irgendwie bekannt, aber andererseits vollkommen anders. Ich weiß bei Weitem nicht so viel über dich, wie du glaubst. Aber ich freue mich über jede Neuigkeit, die ich erfahre.«
    Polly war froh über seine Antwort. Sie mochte Kirschkuchen tatsächlich, aber ahnte auch, dass er richtig lag und sie vielleicht nicht so gut kannte, wie sie gedacht hatte. Sie gar nicht so gut kennen konnte, weil die Welt, in der sie heute lebten, eine andere war.
    »Eis.«
    Ein lautes Lachen hallte durch ihre Wohnung. »Eis? Das ist doch kein Essen.« Sam war inzwischen wieder in der Küche, um eine Flasche Wein zu öffnen. Zurück am Tisch angelangt, goss er den Rotwein in die beiden Gläser.
    »Klar ist es das. Ich mag Eis.«
    »Da lag ich mit dem Kuchen ja gar nicht so weit weg.« Sam lachte immer noch. »Ich finde, Eis sollte als Getränk zählen.«
    »Du bist verrückt.« Polly reichte Sam einen Teller, gefüllt mit Nudeln, Tomaten, Mozzarellastücken und Kräutern.
    »Ich weiß.« Er nahm den Teller, setzte sich auf den Platz gegenüber von

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