Augenblicklich ewig
erneut und riss sie mit Herzrasen aus dem Schlaf. Sie vermisste Sam und wünschte sich, er würde neben ihr liegen, sie berühren, damit sie von den Albträumen verschont bliebe.
Am nächsten Morgen war sie früh mit Lea in der Redaktion verabredet. Von Sam nach wie vor keine Spur. Erst als sie bereits im Aufzug zu Leas Etage hinauffuhr, erhielt sie eine Nachricht von ihm.
Bin für zwei Tage in Berlin. Arbeit. Ein Freund braucht mich.
Mehr nicht. Die Aufzugtüren öffneten sich, bevor sie antworten konnte, und sie steckte das Handy wieder in die Tasche.
Sams Nachricht beunruhigte sie. Der kurz angebundene Ton passte nicht zu ihm. Er hatte sie nicht angerufen, war nicht vorbei gekommen, nur diese kurze SMS. Er hatte zu arbeiten, war vielleicht im Stress, redete sie sich ein. Nur weil er sie gefunden hatte, stoppte nicht von einem Tag zum nächsten sein komplettes Leben. Er hatte Aufträge, musste genau wie sie sein Geld verdienen. Sie nahm sich vor, der Sache nicht zu viel Gewicht beizumessen, nicht zu grübeln.
Lea erwartete sie bereits und sprang sofort auf, als sie das Büro betrat. »Polly, endlich. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was hier los ist.« Sie umarmte Polly und drückte sie.
»Was ist passiert?«
»Die stellvertretende Chefredakteurin hat gekündigt. Einfach so. Erzählt etwas von Liebe auf den ersten Blick und ist von einem Moment auf den anderen weg. Nach Neuseeland. Kannst du dir das vorstellen? Wegen einem Mann.«
Polly hatte in den letzten Tagen gelernt, dass viele Dinge, die sie bisher für unmöglich gehalten hatte, möglich waren. Aber für einen Mann von einer Sekunde auf die andere alles aufgeben? »Gekündigt? Warum hat sie denn keinen Urlaub genommen?«
Lea seufzte. »Ich weiß es nicht. Sie war sich wohl sicher, dass er der Richtige ist. Versteh mich nicht falsch, das ist wirklich romantisch und so, aber wir stehen jetzt mit einer halbfertigen Ausgabe da. Redaktionsschluss ist in zwei Tagen. Das ist kaum zu schaffen ...«
»Kann ich dir helfen?«
Lea sah bereits weniger besorgt aus. »Auf dieses Angebot hatte ich gehofft. Sie hat uns alle ihre Notizen und ihre Audiodateien überlassen, nur schaffen wir es nicht rechtzeitig, alle Artikel zu schreiben. Wenn es dir recht ist, könntest du zwei davon übernehmen. Es sind keine Interviews, sondern eine Homestory und ein Karrierebericht. Ich verspreche auch, du wirst fürstlich dafür bezahlt.«
Polly nickte. »Natürlich helfe ich dir. Und nicht wegen des Geldes, das weißt du. Gib mir einfach alles mit, was du hast und ich bringe dir die beiden Artikel pünktlich zum Redaktionsschluss.« Sie drückte Leas Hand. Ihre Freundin wirkte viel besser gelaunt, während sie zurück zu ihrem Schreibtisch ging. Polly setzte sich auf den Stuhl davor und legte den USB-Stick mit dem gestrigen Interview in Leas Ablage. »Es ist gut geworden, denke ich. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich das restliche Material gerne einem Magazin anbieten. Ich habe viel mehr, als ich für euch brauche.«
Lea winkte ab. »Kein Problem, ich stehe ab jetzt sowieso auf ewig in deiner Schuld.«
Polly lachte. »Das gefällt mir.«
»So, jetzt aber zu den wirklich wichtigen Dingen. Wie läuft es mit Sam?«
Ein genervtes Stöhnen entfuhr Polly. Lea war einfach unverbesserlich. »Gut, denke ich«, antwortete sie wahrheitsgemäß. Von der knappen Nachricht wollte sie Lea nichts erzählen. Sie wusste ja selbst nicht einmal, ob und was sie zu bedeuten hatte.
»Also seid ihre jetzt zusammen?« Lea sah äußerst zufrieden aus.
»Ja, sind wir.« Sie hatten zwar nicht darüber gesprochen, aber mit seinem Seelenverwandten ging man wohl keine lockere Affäre ein. Sie nickte. »Ja, wir sind zusammen«, wiederholte sie, mehr für sich selbst als für Lea.
»Schön, ich freue mich so für dich. Ich gönne niemandem mehr einen großartigen Mann als dir. Ganz ehrlich.« Lea strahlte regelrecht. »Und hast du schon mit ihm geschlafen? Wie war es?«
»Lea. Du bist viel zu neugierig. Das geht dich überhaupt nichts an.« Sie musste gegen ihren Willen lächeln, als ihre Freundin schmollend den Mund verzog. »Aber wenn du es unbedingt wissen willst: Nein, habe ich nicht. Er hat bei mir übernachtet, das ist alles.«
»Mehr nicht?« Leas Augen weiteten sich erstaunt.
»Ich bin noch nicht so weit.« Polly wurde plötzlich verlegen.
»Ach Polly, du bist immer so zurückhaltend. Wir sind doch keine Teenager mehr, die auf den richtigen Jungen für das erste Mal warten. Sex ist
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