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Augenblicklich ewig

Augenblicklich ewig

Titel: Augenblicklich ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Neuberger
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unterbrach Sam den Kuss und drückte seinen Mund stattdessen einen kurzen Moment auf ihre Stirn.
    »Wenn wir weitermachen, kann ich nicht versprechen, brav zu bleiben. Bist du dir sicher, dass du das willst?«
    Am liebsten hätte Polly ihre Hände an sein Gesicht gelegt und seinen Mund wieder auf den ihren gepresst oder einfach ‚Ja‘ gesagt, aber sie tat beides nicht. »Du hast recht, nicht heute.« Es war zu früh. Sie wusste nicht, warum sie noch nicht bereit dazu war, mit Sam zu schlafen, aber tief in ihrem Inneren fühlte sie, der richtige Zeitpunkt war noch nicht gekommen. Vielleicht musste sie erst alles verstehen, um sich komplett auf ihn einzulassen. Vielleicht hatte sie aber auch nur Angst, danach keinen Weg zurück mehr in ihr altes Leben und ihre alte Wirklichkeit zu finden.
    Sie lagen auf der Seite, ihre Hände zwischen ihren Köpfen ineinander verschlungen und sahen sich an. Das Schweigen war nicht unangenehm, vielmehr herrschte eine tiefe Ruhe in Pollys Innerem, die ihre Augenlider schwer werden ließ.
    »Polly?«
    »Hm?«
    »Schlaf gut.«
    »Du auch, Sam.«
    Polly schlief ruhig, aber sie bemerkte, wie Sam sie immer wieder berührte, sobald sie sich drehte oder ihre Hände von seinen löste. Er sorgt dafür, dass ich nicht träume, dachte sie schlaftrunken, verlor den Gedanken kurz darauf jedoch wieder. Als der Wecker klingelte, war er bereits wach und sie fragte sich, ob er überhaupt geschlafen hatte. Sam wirkte entspannt, aber keineswegs ausgeruht. Da sie zu ihrem Interview musste, rollte sie sich kurzerhand über den verdutzten Sam und sprintete mit den Worten ‚Muss mich beeilen‘ in Richtung Bad. Unterwegs klaubte sie, begleitet von Sams Lachen, einige Klamotten aus dem Schrank.
    Als sie fertig war, hatte Sam bereits Kaffee gekocht und ihr Toast war schon mit Butter und Honig bestrichen. Es war ungewohnt für sie, morgens jemanden um sich zu haben, der sich um sie kümmerte, aber es gefiel ihr. Sam trug seine Jeans, war aber barfuß. Er sah einfach hinreißend aus. Sie musste lächeln. Wahrscheinlich war sie ihm längst hoffnungslos verfallen.
    »Was gibt es zu lachen?« Sam kam auf sie zu und zog sie in seine Arme.
    »Nichts, ich freue mich des Lebens«, antwortete sie und drückte ihm einen Kuss auf den Mund.
    Kaum hatte Polly sich von Sam verabschiedete, wünschte sie sich schon wieder zurück in seine Arme.

 
    Keine Stunde später fand sie sich einmal mehr in einer für PR-Termine umgestalteten Hotelsuite wieder. Polly hatte den ersten Termin des Tages ergattert. Ihr Lieblingstermin, weil die meisten Interviewpartner zu diesem Zeitpunkt noch frisch und ausgeruht und nicht genervt von den immer gleichen Fragen unzähliger Journalisten waren. Der junge Schauspieler entpuppte sich wie erwartet als interessant. Er schweifte schnell von seinem aktuellen Film – einer Komödie über das Suchen und Finden der Liebe – zum Konzert seiner Lieblingsband ab, das er vor ein paar Tagen besucht hatte. Da Polly selbst die Band mochte und auch schon mehrfach live gesehen hatte, fanden sie bald einige Gemeinsamkeiten. Als der Manager ihr signalisierte, dass ihre Zeit um war, hatte sie das Gefühl, sich mit einem guten Bekannten unterhalten zu haben, statt zu arbeiten. Dennoch hatte sie genug Material für Lea zusammenbekommen und vielleicht sogar ausreichend für einen zweiten detaillierten Artikel, den sie einem anderen Magazin anbieten konnte. An solchen Tagen liebte sie ihren Job noch mehr als ohnehin schon.
    Gut gelaunt fuhr sie mit der Bahn wieder nach Hause. Für heute hatte sie keine weiteren Termine und damit ausreichend Zeit, den Artikel sofort fertigzustellen. So würde sie ihn gleich morgen zu Lea in die Redaktion bringen können.
    Als sie die Tür öffnete, war die Wohnung leer. Sam war gegangen. Sie hatten nicht darüber gesprochen, ob er auf sie warten oder gehen würde, aber sie hatte ihn dennoch in ihrer Wohnung erwartet. Enttäuscht über Sams Abwesenheit, aber motiviert für den nächsten Artikel machte sie sich schließlich an die Arbeit. Sie hörte sich das Gespräch mit dem Schauspieler noch einmal an und freute sich darüber, wie viel Glück sie mit ihren letzten beiden Interviews gehabt hatte. Auch dieses Mal war das Material toll. Die Fotos würde Lea über eine Agentur einkaufen, da es sich hauptsächlich um Szenenbilder des Films handelte. Sie hörte den ganzen Tag nichts von Sam und verbrachte eine unruhige Nacht. Der schreckliche Traum von der Freiheitsstatue verfolgte sie

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