Aurora
sechshundert Sekunden freien Zugriff, Unterprä-
fekt Ng.«
»Öffne Eingabeport Sechzehn.«
Der Votenprozessor drehte sich um seine Achse und ver-
sank im Boden, als würde ein Periskop eingefahren. Ein
beleuchteter Schlitz kam in Sicht. Thalia griff in ihren Zylinder, zog die Diskette mit dem Software-Update heraus, schob sie hinein und spürte beruhigt, wie sie eingezogen wurde.
Die Säule hatte sie akzeptiert. Die Diskette verschwand, begleitet von leisen Poltergeräuschen, im Prozessor.
»Die Diskette enthält ein Datenfragment. Wie soll ich mit diesem Datenfragment verfahren, Unterpräfekt Ng?«
»Überschreibe mit dem Fragment den Inhalt des ausführ-
baren Datensegments Alpha Alpha Fünf Eins Sechs.« Sie
wandte sich an Newkirk und flüsterte: »Es dauert nur einen Moment. Es ist eine Laufzeitroutine, daher ist es nicht nötig, den Systemkern neu zu kompilieren.«
»Ich kann den Inhalt des ausführbaren Datensegments
Alpha Alpha Fünf Eins Sechs nicht überschreiben«, sagte der Prozessor.
Thalia spürte, wie ihr der Schweiß auf die Stirn trat. »Er-klärung.«
»Die verlangte Operation würde einen tertiären Konflikt in dem virtuellen Prozessor verursachen, der den ausführbaren Bereich in Segment Kappa Epsilon Neun Neun Vier ansteuert.«
»Schwierigkeiten, Präfekt?«, fragte Newkirk freundlich.
Thalia wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Nichts, was man nicht umgehen könnte. Die Architektur ist nur
etwas verzwickter, als ich erwartet hatte. Möglicherweise muss ich die Abstraktion für etwas länger als nur ein paar Millisekunden abschalten.«
»Was meinen Sie mit >etwas längen?«
»Vielleicht eine Zehntelsekunde.«
»Das wird nicht unbemerkt bleiben.«
»Sie haben noch vierhundertachtzig Sekunden Zugriff,
Unterpräfekt Ng.«
»Danke.« Sie bemühte sich, ihre Nervosität nicht durch-
klingen zu lassen. »Bitte um Auswertung der folgenden
Anweisungen. Laufzeitausführung aller Bereiche zwischen den Segmenten Alpha Alpha bis einschließlich Kappa Epsilon, dann Ausführung der bereits angeforderten Überschreibung des Datensegments. Bestätigung, dass dazu kein Ausschluss von der Abstraktion von mehr als einhundert
Millisekunden erforderlich ist...«
»Der vorher erwähnte tertiäre Konflikt wäre damit gelöst, aber dafür entstünde ein quaternärer Konflikt.«
Thalia fluchte stumm. Warum hatte sie die Architektur
nicht untersucht, bevor sie das einmalige Zugriffsfenster aktiviert hatte? Sie hätte auch ohne Pangolin-Privilegien alles Nötige in Erfahrung bringen können.
Plötzlich kam ihr eine Idee. »Wir gehen andersherum
vor«, sagte sie. »Du sagst mir, was für eine saubere Installation des neuen Datensegments erforderlich wäre.«
»Das neue Datensegment kann installiert werden, aber
dazu ist eine komplette Rekonstruktion aller Laufzeitbereiche in allen Segmenten zwischen Alpha Alpha bis ein-
schließlich Kappa Epsilon erforderlich.«
»Status der Abstraktion während der Ausfallzeit?«
»Die Abstraktion wird während der Rekonstruktion voll-
ständig heruntergefahren.«
»Geschätzter Zeitaufwand?«, fragte Thalia mit trockener Kehle.
»Dreihundertvierzig Sekunden plus oder minus zehn Se-
kunden bei einem Konfidenzintervall von fünfundneunzig
Prozent.«
»Verbleibende Zeit für Zugriffsfenster?«
»Sie haben noch vierhundertsechs Sekunden Zugriff, Un-
terpräfekt Ng.«
Sie sah Newkirk an. Dessen wächserne Maske zeigte, soweit sie überhaupt ausdrucksfähig war, keinerlei Erheiterung.
»Sie haben gehört, was die Maschine sagte«, bemerkte
Thalia. »Sie werden länger als fünf Minuten ohne Abstraktion sein. Ich muss innerhalb der nächsten Minute mit der Rekonstruktion beginnen, wenn ich sie beenden will, bevor mein Fenster sich schließt.«
»Und wenn Sie es nicht rechtzeitig schaffen?«
»Versetzt sich der Prozessor automatisch in den Sicher-
heitsmodus. Um ihn dann wieder zu entsperren, braucht
man mehr als einen Schlüssel für sechshundert Sekunden.
Panoplia ist zurzeit so beschäftigt, dass Sie tagelang ausgeschlossen sein könnten.«
»Fünf Minuten ohne Abstraktion, das kommt uns teuer
zu stehen.«
»Ich wünschte, es gäbe einen anderen Weg. Aber ich
muss wirklich mit dieser Rekonstruktion beginnen.«
»Tun Sie, was nötig ist.«
»Wollen Sie die Bürger warnen?«, fragte Thalia.
»Wozu? Es würde ihnen nicht helfen. Und mir auch
nicht.« Seine Stimme wurde streng. »Fangen Sie an, Präfekt.
Bringen Sie es hinter
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