Aurum und Argentum (2) - Die magischen Avatare (German Edition)
sich in das Chaos ein. „Ob du eilst oder langsam gehst, der Weg vor dir bleibt derselbe.“ Sein letztes Wort war noch nicht einmal gänzlich seinem Schnabel entschlüpft, als sich Leons Beine selbstständig machten, wie der Blitz zischte er los, Flux konnte sich gerade noch halten. Kleopatra hingegen wurde vom Wind davon gerissen, schimpfend fing sie sich in der Luft ab und schlug mit den Flügeln.
„Ich hätte mir den Hals brechen können!“, keifte sie, während der fliegende Teppich an ihr vorbeizischte und Orion sie auflas, nun hatte der Greif Mühe, hinterherzukommen.
„So ist es doch schon viel besser!“, urteilte die Amazone, während den Brüdern schon angst und bange wurde. In ungeahnter Schnelle zischte die Landschaft an ihnen vorbei und Leon war nicht in der Lage, anzuhalten, seine Beine schienen einen eigenen Willen entwickelt zu haben.
„Das wird sie büßen!“, schwor Flux und schon sehr bald endete der wilde Ritt so abrupt, wie er begonnen hatte. Leon blieb nämlich mit einem Huf hängen, überschlug sich und landete krachend am Boden, noch einen Moment strampelten seine Beine unkontrollierbar in der Luft, dann erlosch der Zauber. Ächzend rollte er zur Seite und zuckte zusammen. Er richtete sich auf so gut es ging und suchte nach Flux, der war vor dem Sturz davon geschleudert worden und relativ weich gelandet, was aber nicht verhinderte, dass er vor Wut kochte. Das war allerdings noch gar nichts im Vergleich zu dem Zorn, der in dem Tier brodelte, auf dem er lag. Grollend richtete es sich auf und warf ihn von seinem Rücken. Es hatte die Gestalt eines großen Löwen, sein Hals war allerdings wie der einer Schlange verlängert, sodass es seinen Kopf mehr als zwei Meter über den Erdboden erheben konnte. Geifer rann aus dem zahnbewehrten Maul des Savannenkönigs, der bis aufs Blut gereizt war.
„Ein Mafedet“, stellte Akiko trocken von ihrem luftigen Sitzplatz aus fest, „so einen habe ich ja schon ewig nicht mehr gesehen.“ Anstatt Begeisterung zu heucheln, schnappte der Mafedet nach Flux, der sich gerade noch mit einem Hechtsprung retten konnte. Zwar versuchte Leon ihm zu Hilfe zu kommen, doch seine Beine befanden, dass sie ihn bereits weit genug getragen hatten. Endlich kam Orion herbeigeeilt, er packte den Schlangenhalslöwen im Genick und zog ihn von dem Elfen weg, wofür er mehrere Prankenhiebe und einen Biss in den eigenen Hals einstecken musste.
„Du hast den Schlamassel angerichtet, nun tu’ doch etwas!“, brüllte Flux, während sich der Karnivore losriss und sich auf Orion stürzte, wobei er seinen biegsamen Schlangenhals wie eine Boa um dessen Gurgel legte und ihm die Luft abdrückte. Der Greif keuchte und strampelte mit den Vorderfängen, zwar schleuderte Leon seinen Speer, doch er traf daneben. Daraufhin verstärkte der Mafedet seinen Würgegriff noch mehr. Da Akiko sich noch immer nicht rührte und Kleopatra ratlos in der Luft herumschwirrte und nach einem Zauberspruch suchte, griff Flux ein. Er schlich zu dem Gefährten und der Kopf des Raubtieres war ihm ganz nah, Orion strampelte mit den Beinen und wollte dem Elfen gestikulieren, sich in Sicherheit zu bringen.
Zwar schlug ihm der stinkende Löwenatem entgegen, doch Flux machte nicht kehrt und zog Pfeil und Bogen aus dem Gepäck auf Orions Rücken, sein Bruder konnte schon gar nicht mehr hinsehen und versuchte krampfhaft, sich zu erheben. Endlich trat Flux einen Schritt zurück, in letzter Sekunde, denn nun schlug das Tier mit seiner Pranke nach ihm. Er visierte an und schoss, schon bohrte sich der Pfeil mit den weißen Federn in die Brust des Schlangenhalslöwen. Sehr schnell ließ dessen Würgegriff nach, Orion konnte sich befreien und holte keuchend Luft, der Körper des Angreifers sank derweil betäubt zur Seite.
„Du bist ein Held!“, jubelte Kleopatra und klatschte in die Hände. Orion keuchte und Flux zischte durch die Zähne:
„Wer langsam geht, kommt auch zum Ziel!“ Leider fühlte sich Akiko davon überhaupt nicht angesprochen und Leon schaffte es endlich auf die Hufe zu kommen, stand allerdings noch sehr wackelig da und glaubte, jeden einzelnen Knochen im Leib spüren zu können.
„Was hast du dir dabei gedacht?“, fand der Greif seine Sprache wieder. Die Amazone gab sich unwissend:
„Ich war in der Annahme, dass ihr auch alleine mit so einem Kätzchen fertig werdet. Ihr seid doch Auserwählte und die müssen hart im Nehmen sein.“
„Das meine ich doch gar nicht! Sondern den faulen
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